Ein Filzball-Vagabundenleben

Trier · Angereist als Nummer eins, bestritt er kurz darauf sein erstes Match bereits als Nummer zwei. Am Ziel des Australiers Gavin van Peperzeel beim Trierer Tennis Grandprix hat sich dennoch nichts geändert, wie er im TV-Gespräch verrät: "Ich bin hier, um das Turnier zu gewinnen."

 Der Australier Gavin van Peperzeel. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Der Australier Gavin van Peperzeel. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Foto: (g_sport

Trier. "Die Welt ist nicht genug" lautete der Titel eines der spektakulärsten Bond-Streifen mit dem smarten Iren Pierce Brosnan als Geheimagent 007. Für Gavin van Peperzeel ist sie (noch) genug. Aber auch nur gerade so eben. Er führt ein Filzball-Vagabundenleben aus dem Rucksack, das sich mal auf der Nord-Halbkugel, dann wieder auf der südlichen Hemisphäre abspielt. Immer auf der Suche nach ein bisschen Geld, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, und vor allem nach Punkten für diesen unbestechlichen Computer-Ausdruck, der nicht lügt: Die Weltrangliste der Profi-Vereinigung ATP. Im vergangenen Jahr noch von Turnierdirektor Markus Grundhöfer mit einer Wild Card ausgestattet, musste er in diesem Jahr einem anderen WC-Inhaber den Vortritt lassen: Der deutsche Maximilian Marterer (Platz 271) erhielt einen Tag vor Beginn des Hauptfeldes am Dienstag eine Wildcard des Deutschen Tennisbundes und löste van Peperzeel (347) als Top-Gesetzten ab. Nach dem deutlichen 6:1, 6:3 in seinem Erstrundenmatch am Dienstag gegen den ungesetzten Deutschen Fleming Peters gab er sich gelassen. "Dafür, dass ich direkt aus dem Training ohne Matchpraxis ins Turnier eingestiegen bin, war es okay." Von Mai bis Ende August oder Anfang September spielt sich sein Profi-Dasein in unseren Breitengraden ab. Der in der Bundesliga für Rot-Weiß Köln spielende und in der Domstadt wohnende "Aussie" bestreitet seine Liga-Spiele für den Club und spielt Turniere. So viele wie möglich und das möglichst erfolgreich: "Um Geld zu verdienen." Das sei ja auch kein Problem mit den Turnieren, meint der 24-jährige dem TV gegenüber: Deutschland, Belgien, Holland, die Schweiz oder Österreich: Es sei ja schließlich alles "in der Nähe" - zumindest für einen Mann, der herkunftsbedingt in anderen Entfernungs-Dimensionen denkt. Wenn bei uns die Temperaturen allmählich "den Bach runtergehen", die Bundesliga-Saison beendet ist und keine Turniere mehr stattfinden, zieht es ihn auf die andere Seite des Globus. Dahin, wo seine Wurzeln sind. "In dieser Zeit spiele ich in Australien, Neuseeland oder Asien." Das Leben in der Economy Class ist für Racket-Weltenbummler auch ein Stück Normalität. Seine Ziele: "Jeder möchte irgend wann mal unter den Top 100 sein, auf den großen Turnieren spielen." Fürs Erste würde es ihm schon reichen, wenn er Ende des Jahres "so irgendwo zwischen Platz 200 und 250 im ATP-Ranking aufgeführt sei". Aber dafür müsse man nicht nur intensiv und hart trainieren, für den Sport alles andere opfern, sondern auch Glück haben: Glück mit Sponsoren, mit der Auslosung, mit der Gesundheit: "Ich beeinflusse alles, was ich kann." Für alles Andere zitiert er ein Sprichwort vom fünften Kontinent: "Die unbekannten Wege sind des Lebens Geschenke." In Trier, wo er im vergangenen Jahr in der zweiten Runde früh ausschied, fühlt er sich wohl: "Eine tolle Anlage, liebenswerte Leute und eine schöne alte Stadt mit Flair." jübExtra

Mit den ersten Hauptrundenspielen des 32er Feldes im Männer-Einzel sowie den ersten Doppelpartien ist am Dienstag die 30. Auflage des Trierer Tennis Grand Prix Turniers nach den Qualifikationsspielen in seine heiße Phase eingetreten. Dabei gaben sich die Top-Gesetzten Maximilian Marterer (Deutschland ATP 271) gegen George von Massow (Deutschland) und Gavin van Peperzeel (AUS, ATP 347) gegen Flemming Peters (Deutschland) keine Blöße . Sie gewannen ihre Auftaktspiele in zwei Sätzen. jüb

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