Eine Zwischenstation auf dem Weg nach Rio

Zeltingen-Rachtig/Ratzeburg · Ein turbulentes Ruder-Jahr findet für Jost Schömann-Finck Ende des Monats in Amsterdam seinen Abschluss. Zurzeit bereitet sich der National-Doppelvierer mit dem 31-Jährigen aus Zeltingen-Rachtig in Schleswig-Holstein auf die globalen Titelkämpfe vor.

Zeltingen-Rachtig/Ratzeburg. Eigentlich hätte Jost Schömann-Finck die Saison schon im April beenden können. Den Frühtest des Deutschen Ruder-Verbands (DRV) in Leipzig verpasste er wegen Verdachts auf Gehörsturz. Bei den deutschen Kleinboot-Meisterschaften musste er als Mitfavorit ebenfalls krankheitsbedingt passen. Die beiden Rennen sind ausschlaggebend für die Besetzung der Nationalboote. Wer nicht dabei ist, hat kaum mehr Aussichten auf internationale Starts im laufenden Jahr.
Doch Jost Schömann-Finck kämpfte weiter - und bekam seine Chance. Beim Weltcup im französischen Aiguebelette vertrat der aus Zeltingen-Rachtig stammende und zurzeit in Mainz trainierende Ruderer neben Daniel Lawitzke die deutschen Farben. Hinter dem Chinesen Tiexin Wang und dem Berliner wurde er Dritter.
Um noch den Sprung in den olympischen Doppelzweier zu schaffen, war das zu spät. Aber der Moselaner war wieder im Rennen. Beim Weltcup-Finale in Luzern wurde er zusammen mit seinem drei Jahre älteren Bruder Matthias, Christoph Thiem (Mainz) und Michael Weiler (Wetzlar) im Leichtgewichts-Doppelvierer Zweiter.
Von dieser Besatzung ist im WM-Boot aber nur Jost Schömann-Finck übrig geblieben. "Ich sitze jetzt mit Daniel Lawitzke, Max Röger und Konstantin Steinhübel im leichten Doppelvierer", erzählt Jost Schömann-Finck. Der DRV hat das WM-Boot nach der individuellen Leistungsstärke zusammengestellt. "Der Vorteil im Luzerner Vierer war, dass wir alle vier aus der Mainzer Schule von Robert Sens kamen. Im WM-Vierer sitzt dafür mehr individuelle Klasse", erklärt der Moselaner. "Wir werden auf der WM sehen, was besser ist."
Der Hamburger Trainer Dirk Brockmann muss bis zu Beginn der Weltmeisterschaft am 24. August im Trainingslager in Ratzeburg aus dem Quartett eine Mannschaft formen. "Die ersten Erfolge sind sichtbar. Wir nehmen so langsam Fahrt auf", erzählt Jost Schömann-Finck.
Das Problem: Vor der WM kann der deutsche Doppelvierer kein Rennen mehr bestreiten. "Wir werden nach Amsterdam fahren, ohne zu wissen, wie schnell wir im Vergleich zur Gegnerschaft sind. Die weiß allerdings auch nicht, wie schnell wir sind", sagt der 31-Jährige augenzwinkernd. Der Olympiateilnehmer von Peking sieht es locker: Amsterdam sei nur eine Zwischenstation auf dem direkten Weg nach Rio de Janeiro.

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