Beim 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Liga - meinem Leib- und Magenverein seit mehr als 40 Jahren. Dass der 24-Jährige maßgeblich zum Einzug der Isländer ins Achtelfinale beigetragen hat, ist Balsam auf die geschundenen Seelen der FCK-Fans. Endlich schreibt zumindest ein Spieler dieses Traditionsvereins wieder positive Schlagzeilen. Heute Abend tritt er mit seinem Team von der kleinen Insel gegen England an. Damit wird der Traum jedes isländischen Fußballers wahr: einmal in einem internationalen Wettbewerb gegen die Männer von der großen Insel spielen. Bödvarsson ist im Winter ablösefrei von Viking Stavanger (Norwegen) in die Pfalz gewechselt. Er hat in der Rückrunde zwei Tore geschossen und drei Vorlagen gegeben. Für einen Stürmer ist das keine außergewöhnliche Bilanz, es kommt aber immer auf Mitspieler, Trainer und das Umfeld an. Und in dieser Hinsicht liegt beim FCK seit Jahren viel im Argen. Die Fans haben den Isländer aber schon ins Herz geschlossen, weil er den Platz rauf und runter läuft und alles gibt. Tugenden, die beim FCK einmal Trumpf und Garant des Erfolgs waren. Was passiert, wenn Bödvarsson heute Abend die Engländer aus dem Turnier schießt? Ein Land mit einer Fußballliga, in der mit Millionen nur so um sich geschmissen wird. Es geht schon die Angst um, dass von dort ein Wahnsinnsangebot kommt, das der finanziell klamme FCK nicht ablehnen kann. Soll ich Jon Dadi und dem ganzen Team nun ein schlechtes Spiel und eine Niederlage wünschen? Nein! Denn ich möchte zu gerne auch noch einmal einen Torjubel des isländischen Reporters wie nach dem 2:1 gegen Österreich hören. Der Mann stellt sogar Herbert Zimmermann in den Schatten, der 1954 nach dem dritten Tor Deutschlands im WM-Finale gegen Ungarn ausflippte.

In der EM-Kolumne Oh, là, là! schreiben TV-Redakteure während der Europameisterschaft täglich über Themen rund um das Turnier in Frankreich.