Fall Türkgücü: Verband bricht Gespräche ab
Koblenz/Wittlich · Der Streit zwischen dem SV Türkgücü Wittlich auf der einen Seite sowie der SG Bruch, dem Fußballspielkreis Mosel und dem Fußballverband Rheinland auf der anderen Seite schwelt weiter. Befeuert wird er durch eine Pressemitteilung aus der Koblenzer Verbands-Zentrale, die bei Türkgücü für Aufruhr sorgt.
Koblenz/Wittlich. Fast ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen. Nach Vorkommnissen im Spiel der Mosel-Kreisliga B II zwischen der SG Bruch/Gladbach/Niersbach und dem SV Rot-Weiß Türkgücü Wittlich im August 2012 hatte das Verbandsgericht beide Vereine wegen diskriminierender Äußerungen einzelner Spieler sowie unsportlichen Verhaltens zu Geldstrafen in Höhe von 350 Euro (Bruch) und 250 Euro (Türkgücü) verurteilt. Ein Spieler der SG Bruch wurde wegen diskriminierender Äußerungen für acht Spiele gesperrt. Zwei Spieler des SV Türkgücü bekamen wegen krass unsportlichen Verhaltens ebenfalls Sperren aufgebrummt.
Die Urteile sind gesprochen, doch Türkgücü pocht auf eine grundsätzliche Aussprache und Aufarbeitung der Vorgänge. Es geht um Fairness, die Behandlung des Vereins und die künftige Zusammenarbeit.
Zum Spiel beider Clubs in der Rückrunde am 25. November 2012 wollte Türkgücü keine Zuschauer und Offizielle der SG Bruch auf die eigene Anlage lassen. Daraufhin hatte die SG um Absetzung der Partie gebeten. Dem war der Spielkreis Mosel nachgekommen - aus Furcht, es könne vor Ort zu Konflikten kommen (der TV berichtete). Dies war Auslöser eines regen E-Mail-Verkehrs zwischen Türkgücü und dem Fußballverband Rheinland. Es sollte eine Gesprächsrunde geben, die aber nicht zustande kam. Der Verband schiebt dem Wittlicher Verein den Schwarzen Peter zu, Türkgücü dem Verband.
Club spricht von einer Farce
In einer Pressemitteilung teilt die Koblenzer Zentrale nun mit, den Gesprächsfaden abgebrochen zu haben: "Nach mehreren Absagen des Vereins Türkgücü Wittlich, die Probleme rund um das im November abgesetzte Spiel gegen die SG Bruch mit Vertretern des Fußballverbands Rheinland (FVR) im Rahmen der Vereinsberatung über ein Gespräch am runden Tisch zu lösen, wird der FVR seine Bemühungen in dieser Angelegenheit nun einstellen."
Ein mögliches Gespräch sei zudem an "inakzeptable Forderungen" geknüpft gewesen. "Wir sollten mitteilen, wer an der Runde teilnimmt. Das aber war doch klar. Außerdem sollten wir eine Agenda vorlegen. Eine Tagesordnung. Die brauchten wir aber nicht. Es ging einzig um die Lösung des Problems mit der SG Bruch", präzisiert Norbert Weise, Rechtswart des Fußballverbands Rheinland, auf TV-Anfrage.
Andy Altmeyer, Integrationsbeauftragter von Türkgücü Wittlich, bezeichnet die Pressemitteilung als Farce: "Sie ist eine Lachnummer und wohl dem Karneval geschuldet. Unseren Verein derart darzustellen, ist eine große Unverschämtheit." Er dreht den Spieß um und beschuldigt den Kreis und den Verband, kein Interesse an einer Aufarbeitung zu haben. Altmeyer: "Eine Tagesordnung gehört zur Vorbereitung eines jeden Gesprächs. Was ist daran inakzeptabel?"
Die Fronten sind weiterhin verhärtet. Walter Kirsten, Vorsitzender des Spielkreises Mosel, hatte gehofft, dass sich die Gemüter über die Wintermonate beruhigen. Dem ist nicht so.
Die Rückrunden-Partie zwischen Türkgücü und der SG Bruch soll nun an Ostern erneut angesetzt werden. "Ich gehe davon aus, dass das Spiel stattfinden wird", sagt Kirsten, der sich dem Inhalt der Pressemitteilung anschließt. Altmeyer gibt keine Prognose ab, wie es weitergeht: "Wenn der Spieltermin offiziell ist, werden wir uns damit befassen, was zu tun ist." bl