Frühstart unter sengender Sonne

Adelaide · Australien ächzt unter Rekordtemperaturen. Johannes Fröhlinger spürt das am eigenen Leib. Der Radprofi aus Seiwerath (Eifelkreis Bitburg-Prüm) bereitet sich in Adelaide auf die Tour Down Under vor (siehe Extra). Der 28-Jährige berichtet im Gespräch mit TV-Redakteur Mirko Blahak von harten Bedingungen und einem ungewöhnlichen Barbecue. Zudem formuliert er seine Hoffnungen für 2014.

 Heiße Sache: Radprofi Johannes Fröhlinger (28) ist erstmals im Land der Kängurus. In Australien startet er bei der Tour Down Under. Foto: privat

Heiße Sache: Radprofi Johannes Fröhlinger (28) ist erstmals im Land der Kängurus. In Australien startet er bei der Tour Down Under. Foto: privat

Wie erleben Sie die momentane Hitzewelle in Australien?
Fröhlinger: In den vergangenen Tagen ist es immer heißer geworden. Zuletzt wurde mit 46 Grad Celsius der wärmste Tag Adelaides seit Beginn der Wetteraufzeichnung erwartet. Angesichts der aktuell extremen Temperaturen wurde das geplante Trainingsprogramm unseres Teams etwas reduziert. Wir sitzen morgens bereits um 8 Uhr auf dem Rad, wobei die Temperaturen momentan die ganze Nacht nicht mehr unter 30 Grad fallen. An den Nachmittagen versuchen wir, uns größtenteils nur in klimatisierten Gebäuden aufzuhalten.
Ist Besserung in Sicht?
Fröhlinger: Am Wochenende soll sich das Wetter wieder normalisieren. Während der Rundfahrt könnte es laut Vorhersage eventuell mit ,kühlen\' 25 Grad ganze 20 Grad weniger haben.

Sie sind erstmals in Australien. Welche Eindrücke haben Sie schon gesammelt?
Fröhlinger: Neben der extremen Hitze fallen mir der Linksverkehr und ein lässiger Lebensstil auf. Zwischendurch haben wir uns einen Nachmittag am Strand gegönnt. Wir wurden vom Schwiegervater des Teamkollegen Koen De Kort zum Barbecue eingeladen - inklusive Känguru-Steak. Spinnen und Schlangen sind mir glücklicherweise noch nicht begegnet. Dafür freilaufende Koala-Bären.

So früh im Jahr sind Sie noch nie in die Saison gestartet. Wie kam es zum Sinneswandel?
Fröhlinger: Es war sowohl mein Vorschlag als auch die Idee meiner Mannschaft, zu Beginn der Saison etwas am Rennprogramm zu verändern. Dadurch erhoffen wir uns, dass ich im Frühjahr eine bessere Form habe. Also hat es sich angeboten, gleich mal beim ersten Rennen einzusteigen. Nach der Heimreise muss ich mich erst mal wieder an die Bedingungen in Europa gewöhnen.

Wie geht es dann weiter?
Fröhlinger: Es stehen einige kleinere Rennen in Frankreich auf dem Programm. Danach sind die beiden World-Tour-Rundfahrten in Katalonien und im Baskenland sowie die Ardennen-Klassiker im April geplant.

Wie hat sich Ihre Saisonvorbereitung aufgrund des Frühstarts verändert?
Fröhlinger: Ich war diesmal nur vier Mal Skilanglaufen - und das auch nur mehr zum Spaß als zu Trainingszwecken. Skilanglaufen hatte in den vergangenen Wintern einen Großteil meines Vorbereitungstrainings ausgemacht. Stattdessen war ich im Dezember schon zwölf Tage in Spanien im Rad-Trainingslager.

Welche Charakteristik hat die Tour Down Under?
Fröhlinger: Die Rundfahrt hat kurze, intensive Etappen. Neben einem Kriterium sollte es ein bis zwei mögliche Sprints geben, bei denen unser Sprintass Marcel Kittel vielleicht den ersten Saisonsieg einfahren könnte. Auf den schwereren Etappen und in der Gesamtwertung hat Simon Geschke die Möglichkeit, für eine Überraschung zu sorgen. Dabei soll ich unsere Mannschaft als ,road captain\' (er hält die Fäden im Rennen zusammen und bestimmt die Taktik, Anm. d. Red.) anführen und unterstützen.

Ihr Team heißt fortan Giant-Shimano - und nicht mehr Argos-Shimano. Was ändert sich durch den neuen Titelsponsor Giant?
Fröhlinger: Wir fahren jetzt ein neues Fahrrad, aber mit ähnlichem Material. Neben neuen Trikots ändert sich ansonsten nicht viel.

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem Radsportjahr 2014? Und welche Nachwirkungen wird der beendete Betrugsprozess gegen Stefan Schumacher haben, bei dem manch pikante Details zur Arbeitsweise von Medizinern beim ehemaligen Team Gerolsteiner sowie von Apotheken publik geworden sind?
Fröhlinger: Das Ende des Schumacher-Prozesses habe ich nur noch am Rande verfolgt. Einige teaminterne Dinge habe ich mir in den vergangenen Jahren bereits schon denken können. Dennoch gab es auch für mich noch einige Überraschungen. Leider negativer Art. Nicht zuletzt deshalb wünsche ich mir für das Radsportjahr 2014, dass ausschließlich das Sportliche im Vordergrund steht. Der deutsche Radsport steht leistungsmäßig sehr gut da. Vielleicht entsteht in den nächsten Jahren auch wieder ein großes neues deutsches Team. bl
Extra

Tour Down Under: Das Radrennen im australischen Bundesstaat South Australia rund um dessen Hauptstadt Adelaide führt über sechs Etappen und wird seit 1999 ausgetragen. Der Startschuss für die Auflage 2014 fällt am 19. Januar. red

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