Fünf Ringe: Schnelle Jungs in coolen Schuhen

Ich wart’ seit Wochen auf diesen Tag: Der Sonntag ist für mich der olympische Höhepunkt schlechthin. Dann führt kein Weg mehr am Fernsehen vorbei, kein Telefonklingeln kann mich stören, kein Weltuntergang kann mich aus der Ruhe bringen. Am Sonntagabend bin ich Fan der Jamaika-Koalition. Politik im Zeichen der olympischen Ringe?

Mitnichten. Um 22.50 Uhr startet der 100-Meter-Lauf der Männer, die Jamaikaner Usain Bolt, Yohan Blake und Asafa Powell rennen, wenn sie die Vorläufe überstehen, um den Sieg. Und ich mittendrin. Zumindest in Gedanken. Denn unter zehn Sekunden bin ich die 100 Meter noch nie gelaufen.

Das kann eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, nur an den falschen Schuhen liegen. Nur 99 Gramm wiegen die Spikes von Yohan Blake - laut Hersteller knapp die Hälfte des Gewichts der Schachtel, in der sie ausgeliefert werden. Und exakt 62 Prozent leichter als die Modelle, mit denen die Bolts und Blakes vor vier Jahren in Peking auf Medaillenjagd gesprintet sind. U

sain Bolt trägt bei seinen Siegen meist goldene Schuhe, die kaum schwerer sein dürften als die von Blake. Ich dagegen trage beim morgendlichen Joggen ausgelatschte Laufschuhe, am Ende der Strecke gefühlte 99 Kilo schwer. Mit denen werde ich sogar von den lahmsten Tieren im Wald überholt. Aber mal sehen, wer ab Montag schneller ist, wenn ich auch das leichte Blake-Modell trage. Dann kommt mir keiner mehr hinterher - es sei denn, ich bleibe mit den Spikes im weichen Waldboden stecken.

In unserer Kolumne "Fünf Ringe" machen sich wechselnde Autoren Gedanken über die Olympischen Spiele.

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