Grauer Panther auf zwei Rädern

Chateauroux · Zweimal war er Gesamt-Zweiter bei der Tour, zweimal Etappenzweiter hinter Lance Armstrong, einmal Zweiter im Einzelzeit-Fahren hinter Fabian Cancellara. Andreas Klöden ist der geborene Zweite. Jetzt ist er Erster bei der Tour de France. Zumindest in einer ganz speziellen Wertung.

Chateauroux. Andreas Klöden gilt nicht gerade als Stimmungskanone. Der Mann hat seit einigen Jahren ein Problem mit Journalisten. Zumindest dann, wenn sie aus Deutschland kommen - denn sie haben ihn für seinen Geschmack ein paar Mal zu oft zu Doping-Vorwürfen befragt. Das führt in der Regel dazu, dass beiderseits manche kleinen Gehässigkeiten auf den Tisch kommen. So wie sein Spitzname, den er seit einigen Jahren im Kreis derKollegen und in Teilen der Journaille hat.
Auf den Namen "Hilde" hörte er schon, als er für den deutschen T-Mobile-Stall fuhr. Seit einigen Jahren ist aber auch vom "Vize" die Rede, wenn es um den langen Mann aus Sachsen geht, der bei der Tour für das Team RadioShack in die Pedale tritt. Der ewige Zweite eben - und schon wird gefrozzelt, ob sein Lieblingsclub in der Fußball-Bundesliga nicht Bayer Leverkusen sein müsse.
Jetzt aber hat es Andreas Klöden allen gezeigt. Als Spitzenreiter bei der Tour de France. Endlich trägt er das Trikot, auf das viele seiner Kollegen schon lange schielen. Nein, nicht das Gelbe. Andreas Klöden trägt das (virtuelle) Graue Trikot des Bestplatzierten Fahrers der Kategorie Ü 35. Am 22. Juni ist der langjährige Helfer von Jan Ullrich und Lance Armstrong 36 geworden. Und darf folglich bei der inoffiziellen Gruppe Grauen Panther mitfahren. Deren Ranking führt er zurzeit an.
Seit der Ankunft an der Mur de Bretagne ist der Deutsche der Chef bei den Tour-Senioren. Acht Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkameraden Chris Horner hat er. Dass ihm das neue Kleidungsstück aber zur Ehre gereiche, hat er zumindest offiziell noch zu niemandem gesagt. Doch Klöden hat namhafte Verfolger, darunter auch einen ehemaligen Gerolsteiner-Fahrer. Teamkollege Levi Leipheimer ist Vierter.
Und auf Rang 15 bei den "Grauen" mit etwas mehr als 12 Minuten Rückstand lauert schon Jens Voigt vom Luxemburger Team Leopard Trek. Der wird im nächsten Jahr 40. Und könnte dann vielleicht sogar zu alt für die Grauen Panther sein. jüb

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