Hoch soll er springen, drei Mal hoch

München · Carlo Thränhardt galt einst als der Lebemann der Leichtathletik. Kein Wunder, dass es zum 60. Geburtstag des einstigen Hallen-Weltrekordlers im Hochsprung eine größere Party gibt.

 Auf diesem Bild überspringt Carlo Thränhardt bei den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles locker die Qualifikationshöhe von 2,24 Meter. Aktuell peilt er den Weltrekord in der Altersklasse M60 an. Foto: dpa

Auf diesem Bild überspringt Carlo Thränhardt bei den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles locker die Qualifikationshöhe von 2,24 Meter. Aktuell peilt er den Weltrekord in der Altersklasse M60 an. Foto: dpa

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 Carlo Thränhardt wird heute 60 Jahre alt. Foto: dpa

Carlo Thränhardt wird heute 60 Jahre alt. Foto: dpa

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München (dpa) Carlo Thränhardt traf man einst in den Leichtathletik-Stadien nicht nur rund um die Hochsprungmatte an: Irgendwo hinter der Tribüne paffte er schon mal eine Zigarette. "Na, höchstens vier, fünf am Tag waren es damals", beteuert der frühere Hallen-Weltrekordler heute. "Sinnvoll war es logischerweise nicht." Derzeit versucht er wieder mal, seinen Konsum zu reduzieren. Eine Not-Operation im März wegen eines Aneurysmas (Schlagader-Erweiterung) hat sein Leben etwas verändert. Sportliche Ziele aber hat Thränhardt auch noch zu seinem 60. Geburtstag an diesem Mittwoch.
Im August will er im Rahmenprogramm des Traditionsmeetings von Eberstadt die 1,81 Meter knacken - den Alters-Weltrekord M60. "Den hält ein Russe, und er ist einfach zu niedrig", sagt Thränhardt der Deutschen Presse-Agentur. "Ich muss halt richtig fit werden. Wie das Springen geht, weiß ich ja. Es macht mir immer noch Spaß, auf ein Ziel hin zu trainieren." In der schwäbischen Weinbaugemeinde hat sich Thränhardt so manch heißen Kampf mit Rivalen wie dem kubanischen Überflieger Javier Sotomayor und Olympiasieger Dietmar Mögenburg geliefert. "Drei fliegen übers Telefonhäuschen" - so lautete die findige Überschrift eines Journalisten, als mit Thränhardt, Mögenburg und Gerd Nagel drei Deutsche die 2,30 Meter überquerten.
Das war 1979, lange her, aber Thränhardt hat sich - die Falten weggedacht - kaum verändert: Der 1,99-Meter-Mann ist ein Schlaks geblieben, die Haare immer noch weit über die Ohren. Natürlich hätte er "gerne mal Gold geholt" in seiner großen Karriere. Während Mögenburg bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles triumphierte, gewann Thränhardt seinen einzigen internationalen Titel bei der Hallen-EM 1983. Irgendwie jagte der eigenwillige Athlet vom ASV Köln, der später Bayer Leverkusen und OSC Berlin angehörte, mehr den Höhen hinterher als den Podestplätzen.
Am 26. Februar 1988 in Berlin segelte er über 2,42 Meter - Hallen-Weltrekord! Und bis heute Europarekord und die zweitbeste Höhe unterm Dach hinter Sotomayors Weltrekord von 2,43. Die deutsche Freiluft-Bestenliste führt Thränhardt mit 2,37 Metern immer noch an - einen Zentimeter vor den Olympiasiegern Mögenburg und Gerd Wessing und Ex-Weltmeister Martin Buß. "Wir Hochspringer waren alle Individualisten und liefen immer so ein bisschen außerhalb der Leichtathletik", sagt er.
Heute ist Thränhardt Mental- und Fitnesscoach ("Ich liebe es wirklich, mit jungen Menschen zu arbeiten"), auch für die Tennisprofis des deutschen Daviscup-Teams. Er engagiert sich in der Krebsfrüherkennungs-Kampagne "Männer reden jetzt" und ist stolzer Familienvater.
Im März bekam der Wahl-Münchner bei einer Routineuntersuchung die erschreckende Diagnose: Aneurysma, die lebensgefährliche Ausweitung der Hauptschlagader. Die Operation hat er gut überstanden. "Es geht mir wieder sehr gut, Gott sei Dank", sagt er. "Aber man wird schon nachdenklich." An seinem 60. will er mit seiner Frau Constanze und seinem Sohn Dion "richtig gut essen gehen". Am Abend gebe es eine größere Party mit Kumpels. Von einem Rauchverbot ist nichts bekannt.

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