IHRE MEINUNG

Die frühere Eishockey-Nationalspielerin Kathrin Fring hat zwiespältige Erinnerungen an die alte Heimat

Geboren in einer kleinen Stadt, die sich aber selber als Sportstadt bezeichnet. Eine Großstadt, die Sportstätten brachliegen lässt und Vereinen große Steine in den Weg legt, die diese Sportstätten wiederaufleben lassen wollen. Gut, bis zu meinem 14. Lebensjahr war Trier das Maß aller Dinge für mich. Bis zu dem Tag, an dem man meinen Verein, ohne große Unterstützung vonseiten der Stadt, in die Insolvenz hat gehen lassen und damit auch die Eishalle ganz langsam in Vergessenheit geraten ließ. Aber ich habe Trier unglaublich viel zu verdanken. Ich war mit Leib und Seele ein Löwe und wäre gern mein Leben lang ein Löwe geblieben. Der EHC Trier war der Beginn meines Lebens. Und ja, das ist eine Ode an den EHC Trier und an meine absolut perfekte Kindheit, dank unglaublich toller Eltern. Eltern, die ihrem Kind alles ermöglichen. Ich weiß zu schätzen, was sie für mich auf sich genommen haben, und weiß, dass ich das niemals gutmachen kann. Aber ehrlich gesagt waren sie ja auch schuld daran, dass ich mich dem EHC Trier verschrieben habe. Das Gefühl, auf der Mülltonne zu sitzen, die Hände in das Netz gekrallt und dem tollsten Sport der Welt zuzuschauen werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Den Schläger, den ich geschenkt bekommen habe, mit dem alles begonnen hat, all das sind Erinnerungen, die mir nie mehr jemand wegnehmen kann, aber die langsam verschwinden. Es treibt mir jedes Mal die Tränen in die Augen, wenn ich an der Diedenhofener Straße stehe und mir diese Brache, die mal die Eishalle war, anschaue. Ich habe jede freie Minute in dieser Eishalle verbracht und mit meinen Freunden jeden möglichen Unfug dort angestellt. Und ich habe dort fürs Leben gelernt. Ohne den EHC Trier, die tolle Jugendförderung, die Weltklasse-Trainer und die Menschen dort wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich kann behaupten, dass ich was geworden bin - und das verdanke ich dem Sport. Dem Sport, der scheinbar in Trier keinen Platz mehr hat und das auch schon seit vielen Jahren. Als ich vor ein paar Jahren zur Sportlerin des Jahres in Trier nominiert worden war, hat es mich innerlich zerrissen. Mit 14 Jahren war ich gezwungen, die Stadt zu verlassen, um meinen Sport weiter auszuüben, und dann schlagen mich Menschen zur Sportlerin des Jahres vor, die nichts dagegen unternommen haben, dass der EHC Trier einer der besten Vereine Deutschlands bleibt. Ich kann behaupten, dass die Förderung und auch die Qualität, die der EHC Trier vor über 16 Jahren bereits jungen Sportlern bot, unglaublich fortschrittlich war. Ich habe mit anderen Vereinen insgesamt fünf Deutsche Meisterschaften, einige Vizemeister-Titel und vier Deutsche Pokalsiege geholt. Gerne würde ich in das Zirkuszelt zurückkehren und meine Medaillen dort hinhängen. Dort, wo alles angefangen hat, dort, wo ich am glücklichsten war. Für mich waren die Eishalle und der EHC ein großer Teil Vergangenheit. Und dass nun den Kindern und auch allen anderen seit Jahren diese Möglichkeit, schöne Erinnerungen zu schaffen, verwehrt bleibt, macht mich traurig, ein Kind aus Trier zu sein! Ein Lied werde ich mein Leben lang nicht vergessen: "Auf dem Mars, auf dem Mond überall ein Löwe wohnt. Fröhliche Löwen überall, fröhliche Löwen in der Diedenhofer Hall!" Kathrin Fring, Berlin

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