Imaginäre Gegner, reales Abenteuer

Trier/Malakka · Sophia Graf vom KSV Trier gehört zum 19-köpfigen Aufgebot Deutschlands für die Nachwuchs-Karateweltmeisterschaft in Malaysia (13. bis 16. Oktober). Die 15-jährige Schülerin fiebert dem Ereignis entgegen.

 Auch auf den Ausdruck kommt es an: Karateka Sophia Graf beim Training. TV-Foto: Friedemann Vetter

Auch auf den Ausdruck kommt es an: Karateka Sophia Graf beim Training. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Malakka. Luftlinie sind es gut 10 200 Kilometer von Trier nach Malakka im Westteil Malaysias. Die reine Flugzeit zwischen Frankfurt und Kuala Lumpur, der Hauptstadt des südostasiatischen Landes, beträgt knapp 13 Stunden. Sophia Graf steht vor ihrer bislang längsten Reise. "Ich bin sehr gespannt auf die Kultur. Ich freue mich richtig drauf, bin aber auch sehr aufgeregt", sagt die 15-jährige Schülerin des Humboldt-Gymnasiums Trier. Das Klima (mehr als 30 Grad, bis zu 90 Prozent Luftfeuchtigkeit) und die Zeitverschiebung (sechs Stunden) bilden Herausforderungen. Graf geht davon aus, ein bis zwei Tage zur Akklimatisierung zu brauchen.
Sie muss den Schalter schnell umlegen können. Es gilt, die vielen neuen Eindrücke auszublenden für das eigentliche Ziel ihres Trips, die Nachwuchs-Karateweltmeisterschaft. Als deutsche Jugend-Meisterin hat die Trie rerin erstmals das Ticket für die Welt-Titelkämpfe gelöst. In Malakka ist sie in zwei Disziplinen am Start: im Kata-Einzel der weiblichen Jugend (14- und 15-Jährige) sowie im Kata-Teamwettbewerb der Juniorinnen (16- und 17-Jährige). Kata ist Grafs Paradedisziplin, vor vier Jahren hat sich die Schülerin auf den Kampf gegen mehrere imaginäre Gegner spezialisiert (siehe Hintergrund).
Um sich fit zu halten, trainiert die Zehntklässlerin zwei bis drei Mal pro Woche bei ihrem Heimtrainer Thomas München in der Trainingshalle des Karate- und Sportvereins Trier in der Eurener Straße. Daneben geht die Bundeskader-Athletin ins Fitnessstudio sowie joggen und tanzen.
Ihre Ziele bei der WM formuliert Graf zurückhaltend. Sehr groß könnte der Sprung von der nationalen auf die internationale Bühne sein. "Im Einzel und mit der Mannschaft will ich die ein oder andere Runde überstehen. Es macht mich sehr stolz, dabei sein zu dürfen", sagt die Triererin, die am 7. Oktober in Richtung Malaysia aufbricht.
Wer Weltmeisterin werden will, muss im Einzel-Wettbewerb wohl sechs bis sieben Runden gewinnen. Dass für Graf zu den zu Hause stehenden 24 Pokalen weitere Trophäen aus Malaysia hinzukommen, käme also einer Sensation gleich. Die Schülerin will ihr Bestes geben. Damit wäre sie vollauf zufrieden. bl
Im Karate werden grundsätzlich zwei Wettkampfdisziplinen unterschieden. Beim Kumite (Freikampf) stehen sich zwei Karateka gegenüber, die versuchen, mit Stoß-, Schlag- und Tritt-Techniken zu punkten. Die Disziplin Kata (Vorführform) steht für eine Abfolge genau festgelegter Angriffs- und Abwehrtechniken gegen mehrere imaginäre Gegner, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. In der von Sophia Graf betriebenen Karate-Stilform "Shotokan" gibt es 27 verschiedene Katas. Eine Kata besteht aus einer Vielzahl an Bewegungen, die in direkter Folge präsentiert werden müssen. Das heißt in der Praxis: ein bis eineinhalb Minuten volle Konzentration, Schnellkraft, Körperbeherrschung. "Bewertet werden der Ausdruck und die Sauberkeit der Technik-Ausführung", erklärt Graf. Im Team-Wettbewerb, in dem Dreier-Mannschaften an den Start gehen, kommt es zudem auf Synchronizität an. red/bl (Quelle: Deutscher Karate-Verband)

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