Interview Mehr Lebensqualität im Zeitlupentempo

Bernkastel-Kues · Unabhängig und mobil alt werden wollen Senioren. In einer Studie untersucht die Deutsche Sporthochschule Köln, wie sich durch Krafttraining die Lebensqualität im Alter steigern lässt. Beim SFG Bernkastel-Kues wird zweimal pro Woche im Rahmen der Studie trainiert.

 Liegestütze unter Anleitung: Brigitte Oelert kontrolliert die Bewegungsausführung in der Seniorensportgruppe des SFG Bernkastel-Kues genau. TV-Foto: Holger Teusch

Liegestütze unter Anleitung: Brigitte Oelert kontrolliert die Bewegungsausführung in der Seniorensportgruppe des SFG Bernkastel-Kues genau. TV-Foto: Holger Teusch

(teu) "Ihr sollt stehen wie ein Baum. Fest verwurzelt im Boden!" Was Übungsleiterin Brigitte Oelert während der Aufwärmphase sagt, möchten wohl alle Senioren: Auch im Alter sicher durchs Leben gehen, ohne zu stürzen, sich zu verletzten, abhängig zu werden. Für drei Monate wird in einem kleinen Gymnastikraum auf dem Kueser Plateau daran gearbeitet, dass dies möglich wird - so jedenfalls die Zielsetzung der Studie der Deutschen Sporthochschule, an der auch der SFG Bernkastel-Kues teilnimmt.

Bei der Anfangsübung wird außer der Koordination auch das Gedächtnis geschult. Das Hauptprogramm nach dem Aufwärmen gleicht dem, das beim FSV Tarforst durchgeführt wird. Während die Trierer Gruppe aber nur einmal pro Woche trainiert, müssen die Bernkastel-Kueser zweimal ran. Oelert turnt vor, ihre Kollegin Sina Meeth geht herum, korrigiert, erkundigt sich nach dem Befinden. Ein bisschen hat das Duo an dem von der Deutschen Sporthochschule vorgegebenen Programm gefeilt. "Wir haben die Reihenfolge geändert. Das dauernde Aufstehen und Hinsetzen ist nicht rationell", sagt Oelert.

Bei der Ausführung der Übungen, ob nun mit kleinen Gewichten oder nur dem eigenen Körpergewicht trainiert wird, gibt es trotzdem keine Hektik. Die Trainerinnen achten vor allem auf eine korrekte Bewegungsausführung. Nicht viele Wiederholungen um jeden Preis, sondern die saubere Ausführung steht im Vordergrund. Durch das Zeitlupentempo wird die Muskulatur mehr gefordert, und es werden eher die Muskelgruppen angesprochen, die sonst vernachlässigt werden.

Für Kurt Schaaf hat sich die Teilnahme an der Studie bereits nach wenigen Wochen gelohnt. "Ich merke von Woche zu Woche, wie ich die Übungen besser hinbekomme und schwere Gewichte benutzen kann", erzählt der 71-Jährige aus Zeltingen-Rachtig. Oelerts Appelle zum rückenschonenden Verhalten hätten bei ihm gefruchtet. Köln/Trier. (teu) Unter der Projektleitung von Frank Nieder führt Astrid Cramer die Studien über Sport im Alter durch. TV-Mitarbeiter Holger Teusch sprach mit der Sportwissenschaftlerin.

Man hörte schon viel davon, wie sinnvoll Ausdauersport im Alter sei. Weshalb jetzt auch Kraftübungen?

Cramer: Gerade bei alltäglichen Fähigkeiten wie Treppensteigen spielen die Muskulatur und der koordinierte Bewegungsablauf eine wichtige Rolle. Im Altersverlauf kommt es zu einer Abnahme der Muskelkraft, was sich negativ auf Alltagsbelastungen auswirkt.

Welche Resultate erwarten sie von der aktuellen Studie?

Neben einer Verbesserung und dem Erhalt der motorischen Leistungsfähigkeit soll das Bewegungsprogramm auch zum Erhalt der Selbstständigkeit beitragen.

Worauf sollten ältere Menschen beim Krafttraining achten?

Jeder Mensch ist in der Lage, ein Krafttraining durchzuführen. Bei älteren Teilnehmern sollte es jedoch unter professioneller Aufsicht und nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

ExtrA

Mit der Studie Ü 70 - Fitness kennt kein Alter der Deutschen Sporthochschule Köln soll festgestellt werden, wie sich Krafttraining bei Senioren auswirkt. Die Probanden werden vor und nach der Trainingsphase getestet. In drei Monaten spulen die Senioren dann ein- oder zweimal wöchentlich ein vorgegebenes Trainingsprogramm ab.

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