Jetzt geht’s aber los

München · Beim Trainingsauftakt des FC Bayern gibt Trainer Carlo Ancelotti Statements ab, die zu Spekulationen anregen.

 Die drei von der Trainerbank: Cheftrainer Carlo Ancelotti (Mitte), Co-Trainer Willy Sagnol (links) und Torwarttrainer Toni Tapalovic. Foto: dpa

Die drei von der Trainerbank: Cheftrainer Carlo Ancelotti (Mitte), Co-Trainer Willy Sagnol (links) und Torwarttrainer Toni Tapalovic. Foto: dpa

Foto: Andreas Gebert (dpa)

München (dpa) Die Brisanz seiner Aussage über Alexis Sanchez wurde Carlo Ancelotti erst mit Verzögerung bewusst. "Alexis ist ein großartiger Spieler", antwortete der Trainer des FC Bayern auf die Frage, ob der Arsenal-Profi denn ein Wunschkandidat sei. Als der Dolmetscher schon von Englisch auf Deutsch übersetzen wollte, schob der Coach schnell hinterher, dass es "viele großartige Spieler auf der Welt" gebe. Das erste Training beim Fußball-Rekordmeister war am Wochenende noch nicht losgegangen, da hatte ausgerechnet Ancelotti die Spekulationen um weitere Top-Neuzugänge befeuert. Wie der Kader zum Saisonstart im August aussieht, das ist teilweise noch offen.
Als Bundesliga-Rekordeinkauf hatten die Münchner für 41,5 Millionen Euro Corentin Tolisso geholt, der zum Start in die Sommervorbereitung ebenso wie die meisten Kaderspieler fehlte. Der Franzose war laut Ancelotti der beste Spieler auf dem Markt und könne Routinier Xabi Alonso ersetzen. Womöglich war Tolisso aber nicht der letzte große Deal der Bayern in der aktuellen Transferperiode. "Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, wird der Verein bereit sein", sagte Ancelotti.
Dass lässt ebenso viel Raum für Interpretationen wie der Kommentar des Coachs zu Sanchez. Allerdings deutete der Trainer auch an, dass Bayern in aktuell teils absurden Multi-Millionen-Verhandlungen nicht unvernünftig werden wolle. Sanchez etwa verlangt wohl 25 Millionen Euro pro Jahr, was die Gehaltsstruktur im Kader sprengen würde. "In diesem Moment ist der Markt ein bisschen verrückt. Aber Bayern ist kein verrückter Club", meinte der Coach. Er werde jedenfalls keinen neuen Spieler verlangen, bei dem "verrückte Summen" zu bezahlen sind.
Zumal der Italiener berichtete, mit seinem jetzigen Kader "glücklich" zu sein und auch ohne weitere Neuzugänge an eine erfolgreiche Saison in Bundesliga und Champions League zu glauben. Bis zu den ersten Pflichtspielen im Supercup in Dortmund am 5. August, wenige Tage danach im DFB-Pokal in Chemnitz oder spätestens zum Transferschluss am 31. August dürften einige Personalfragen noch geklärt werden.

Ancelotti äußerte sich auch zu ...

Neuzugang und U21-Europameister Serge Gnabry, der womöglich noch an einen anderen Verein verliehen wird: "Er wird zunächst bei uns beginnen. Danach werden wir eine Entscheidung treffen."

Joshua Kimmich, der nach einer enttäuschenden Saison im Club, aber starken Auftritten in der Nationalmannschaft einen Stammplatz einfordert: "Mein Plan mit Kimmich ist ziemlich klar, und ich habe das schon ein paarmal gesagt: Er wird unser Rechtsverteidiger sein."

Stürmer Robert Lewandowski, der selbst und über seine Berater mangelnde Unterstützung im Kampf um die Torjägerkanone beklagt hatte: "Lewandowski hat sich bei mir nie beschwert. Aber es gibt immer wieder Agenten, die viel zu viel reden. Es ist nicht das erste Mal, dass Berater in Zeitungen etwas Falsches sagen. Und es wird nicht das letzte Mal sein. In einer perfekten Welt reden Agenten nicht."
In den nächsten Wochen gibt es an der Säbener Straße also einiges zu klären. Beim Trainingsauftakt heißt es für Ancelotti und seinen neuen Co-Trainer Willy Sagnol improvisieren, fehlen doch die meisten Profis noch wegen Sonderurlauben, der U21-EM und dem Confederations Cup.
Nur sechs gestandene Spieler — Mats Hummels, Thomas Müller, Javi Martinez, Franck Ribéry, Juan Bernat und Kingsley Coman — machten die Mannschaftseinheiten mit. "Es hat großen Spaß gemacht", sagte Müller nach der ungewohnt langen Pause von sechs Wochen. Die angeschlagenen Manuel Neuer und Jérôme Boateng arbeiteten zunächst individuell.
Nicht fit ist übrigens Ancelotti selbst, und zwar was sein Deutsch anbelangt. Er habe im Urlaub nicht geübt, beichtete der 58-Jährige und hielt die Pressekonferenz auf Englisch ab.

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