Jogi und der Umzugsstress

Sotschi · Beim Confed-Cup im Sommer warten auf die Nationalmannschaft nicht nur sportliche Herausforderungen.

Sotschi (dpa) Joachim Löw und seine Fußball-Weltmeister können sich beim Confederations Cup den Mannschaftsbus in Sotschi eigentlich sparen. Weniger als zwei Kilometer Fußweg - immer an der schmucken Uferpromenade der russischen Riviera entlang - sind es vom Teamquartier im Luxushotel Blu Paradise bis zum Fischt-Stadion im Olympiapark. Kicken unter Palmen, entspannen im Fünf-Sterne-Resort - so könnte die Devise beim WM-Test im Sommer lauten, das Nobelhotel putzt sich gerade noch extra heraus. Doch rund zwei Monate vor dem Turnierstart wird bei den Feinplanungen klar, die Fifa-Regularien sorgen für einen bislang nicht gekannten Umzugsstress. Zwischen den Gruppenspielen gegen Australien (19.6.) und Kamerun (25.6.) muss der DFB-Tross sein Quartier komplett für ein anderes Team räumen und sein tonnenschweres Equipment mit zum zweiten Spiel gegen Chile (22.6.) nach Kasan nehmen - und dann wieder Retoure ans Schwarze Meer. Eine Wohlfühloase wie beim WM-Triumph 2014 in Brasilien, als das Campo Bahia am Atlantikstrand zum teamfördernden Rückzugsort wurde, gibt es somit nicht. Alle acht Mannschaften wohnen in von der Fifa ausgewählten Hotels - freie Quartierwahl, wie ein Jahr später bei der WM, gibt es beim Confed Cup noch nicht.
Landet die DFB-Auswahl in der Gruppe B auf Platz zwei, stünde innerhalb weniger Tage sogar noch einmal der Trip in die Tatarenstadt Kasan an. Als Gruppensieger könnte man für das Halbfinale in Sotschi bleiben. Anreiz also für Löws Perspektivteam, denn Luxus bietet das Quartier in Sotschi genug. Der Wind weht in den sonnigen Frühlingstagen mit einem letzten winterlichen Hauch durch die Palmenzweige der Parkanlage. "Ab Juni wollen wir erstmals auch einen separaten Strand für unsere Gäste anbieten", verspricht Marketingmanagerin Anna Nikitina.
Aus einem Zimmer wie der Suite in der fünften Etage wird der Bundestrainer alles im Blick haben. Vom Bett und der Sofalandschaft in dezenten Grautönen gibt ein Panoramafenster die Sicht frei auf das Schwarze Meer. Das nächste Fenster weist direkt auf das Fischt-Stadion. Das Nobelhotel und die Sportstätten liegen wie eine Insel am Rande des Ortsteils Adler rund 30 Kilometer südöstlich vom Zentrum von Sotschi. Bis zur Grenze in das von der Ex-Sowjetrepublik Georgien abtrünnige Abchasien sind es nur drei Kilometer. Zum Greifen nah erheben sich im Norden die wilden Gipfel des Kaukasus mit ihren beliebten Skipisten. Das halboffene Kuppeldach der Fischt-Arena soll eine Hommage an die schneebedeckten Berge sein. Das Stadion war die große Bühne für die Olympischen Winterspiele 2014. In pompösen Zeremonien wurden hier die Spiele eröffnet und beendet. Mit Confed Cup und WM soll die Arena nun neu in Szene gesetzt werden. Für die Fußball-Turniere musste das frisch errichtete Olympiastadion umgebaut werden. Herausgekommen ist ein Fußball-Tempel mit Hexenkessel-Potenzial, wie die russischen Fans im Eröffnungsspiel gegen Belgien Ende März gezeigt haben. Die Renovierung des Stadions kostete Berichten zufolge umgerechnet rund 60 Millionen Euro. Da Sotschi keinen Club in der 1. Liga hat, muss sich die Stadt etwas einfallen lassen, um die Arena auch nach der WM in Schuss zu halten. Stadion-Direktor Oleg Krawtschenko schätzt die jährlichen Kosten auf bis zu acht Millionen Euro: "Mit Konzerten könnten wir etwas verdienen. Das wollen wir versuchen."

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