Sport Junger Schwertkampf-Weltmeister: Der Weg des Samurai führt in die Eifel

Neuerburg · Elias Kastner aus Neuerburg ist Weltmeister im Chanbara-Schwertkampf. Beim Turnier in Portugal hat er in drei Duellen seine Gegner besiegt. Der Neunjährige hat aber noch ein anderes Faible.

 Elias Kastner aus Neuerburg ist Weltmeister im Chanbara-Schwertkampf.

Elias Kastner aus Neuerburg ist Weltmeister im Chanbara-Schwertkampf.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Der grüne Schulranzen steht neben dem Schreibtisch. Im Regal stapeln sich Bücher, Gesellschaftsspiele und jede Menge Bauten aus Legosteinen. Das freundlich hellgelb gestrichene Zimmer ist das Reich von Elias Kastner. Der Neunjährige besucht die Grundschule in Mettendorf. Er spielt gerne Fußball, trifft sich mit seinen Freunden und hat ein Faible für Tiere.

Ein ganz normaler Junge also, wie viele andere auch. Wäre da nicht dieses ausgefallene Hobby: Chanbara.

„Chan was“? Chanbara ist eine Schwertkampfsportart, die ursprünglich aus Japan kommt (siehe Extra). Elias Kastner hat kürzlich in Portugal bei den Weltmeisterschaften den Sieg in seiner Gewichtsklasse bis 30 Kilogramm errungen.

Drei Hauptkämpfe galt es zu bestreiten. Elias gelang es, die Konkurrenten aus Irland, England und Deutschland aus dem Feld zu schlagen.

Bei Chanbara kämpft man mit einem Schwert, Choken genannt, aus gepolsterten, schlagabsorbierenden Materialien. Das Schwert von Elias ist ein Meter lang und recht leicht. Doch im Verhältnis zu Elias, der 1,40 Meter misst, ist es ganz schön groß. Verletzen kann man sich bei dem Kampf mit den gepolsterten Schwertern im Prinzip nicht.

„Bei dem Sport zählen Schnelligkeit und Konzentration“, sagt seine Mutter, Vanessa Welter.

Sie hat auf dem Handy ein Video von Elias’ Kampf. Auf einer Fläche von sechs mal sechs Metern, eingeteilt in ein blaues und ein gelbes Feld, stehen sich zwei Jungs gegenüber. Gespielt wird in zwei Runden. Gegen Verletzungen tragen die Kämpfer einen leichten Kopfschutz. Je nachdem, wo der Gegner mit dem Schwert getroffen wird, gibt es Punkte. „Man darf aber nicht zu fest schlagen, sonst bekommt man eine Verwarnung“, erklärt Elias.

Denn bei Chanbara ist auch Fairness ein wichtiges Element. Auch wer sein Feld übertritt und dem anderen zu nahe kommt, wird verwarnt.

Elias wird von seinem Vater trainiert, der in Göllheim bei Kaiserslautern eine Kampfsportschule betreibt. Außerdem spielt er in der E-Jugend Fußball. Welche Position? „Stürmer, Abwehr oder Torwart.“ Also immer da, wo er gebraucht wird. Doch bei Elias spielt nicht nur der Sport eine wichtige Rolle. „Er ist eigentlich mehr so der stille Legobauer. Eher kreativ“, sagt seine Mutter, die gar nicht wollte, dass er sich so früh auf einen Sport festlegt. Sie selbst hat unter anderem Sport studiert und unterrichtet an der Grundschule Mettendorf.

Neben Sport und Lego sind Tiere Elias’ große Leidenschaft. So wie seine beiden Kaninchen Brownie und Schneeflocke, um die er sich kümmert. Aber nicht nur die kuschligen Vertreter haben es ihm angetan. Elias holt sein Handy und zeigt Bilder, auf denen eine Vogelspinne seinen Arm hochklettert und er eine Schlange um den Hals trägt. Nicht zu vergessen die Musik: einmal in der Woche geht er zum Gitarrenunterricht.

Doch zurück zum großen Titel. Was sagen seine Klassenkameraden denn zu seinem Sieg? „Die fanden das cool“, sagt Elias, der seinen Triumph gar nicht so an die große Glocke hängen will. Doch daraus wurde nichts. Als er aus Portugal wiederkam, hing am Balkon vorm Haus ein großes Plakat zur Begrüßung. Seine Freunde haben ihm Bilder gemalt und machten zusammen mit der Familie das Empfangskomitee. Jetzt hat er auch noch die Presse am Hals. Und die will noch wissen, ob er bei seinem Weltmeisterkampf eigentlich auch ein bisschen Angst hatte.

Kurze Antwort: „Nö“. Denn er hat ja ein paar Tricks auf Lager. Gesagt – gezeigt: Elias schnappt sich sein Schwert und demonstriert seine Finten. Oben antäuschen, doch blitzschnell zielt er unten aufs Bein. Dann wirbelt sein Schwert in einem schnellen Bogen zur Seite. Und plötzlich kommt – schneller als man gucken kann – die Attacke nach vorne.

Doch jetzt wird nichts mehr zur Taktik verraten. Denn im nächsten Jahr will er seinen Titel verteidigen. Wir drücken schon mal die Daumen.

Schwertkampfsport Chanbara: Chanbara ist ein Trendsport aus Japan. Er wurde 1969 durch japanische Schwertmeister entwickelt, die auf zeitgemäße Weise den Geist der alten Samurai in die Neuzeit transportieren wollten. Die Wettkampfschwerter bestehen aus einem Griff und einem weichen, schlagabsorbierenden Material. 2005 schwappte die Sportart von Amerika aus nach Deutschland. Sports-Chanbara eignet sich zur Steigerung von Reaktion und Schnelligkeit, verbessert die Beweglichkeit und reduziert Stress.

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