Locker bleiben, nicht lockerlassen

Konz · Nach einer Woche im physischen und mentalen Ausnahmezustand haben am Samstag in Konz 250 Jugendliche und ihre Betreuer, insgesamt mehr als 300 Radfahrer, das Ziel der 13. Fairplay-Tour durch die Großregion erreicht.

 Mehr als 300 überwiegend jugendliche Radfahrer fahren nach mehr als 700 Kilometern im Fahrradsattel in Konz ins Ziel der 13. Fairplay-Tour. TV-Foto: Holger Teusch

Mehr als 300 überwiegend jugendliche Radfahrer fahren nach mehr als 700 Kilometern im Fahrradsattel in Konz ins Ziel der 13. Fairplay-Tour. TV-Foto: Holger Teusch

Konz. Sie haben geschwitzt und gefroren, waren nass vom Schweiß oder vom Regen, und sie werden so manches Mal innerlich über das Wetter geflucht haben. Aber aufgegeben haben sie nie. "Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass man die Fairplay-Tour bei jedem Wetter fahren kann", sagte Herbert Ehlen, nachdem alle Radfahrer müde, aber gesund und vor allem überglücklich in Konz angekommen waren.
Es war keine leichte Lektion, die die Zehn- bis 18-Jährigen während einer Woche auf mehr als 700 Kilometern im Fahrradsattel gelernt haben: Wenn man durchhält, kann man sein Ziel erreichen. Und noch mehr: "Die Kinder haben geholfen, sie sind Tandem gefahren, haben andere geschoben", erzählte Ehlen. Kurz: Sie haben gelernt, was Solidarität und Fair Play bedeutet. Und zwar besser, als man es in langen Vorträgen vermitteln könnte. Ehlen ist der Meinung, dass auch die Eltern aus der Leistung ihrer Zöglinge lernen können: "In der Erziehung locker bleiben, aber nie lockerlassen!"
Was der Einsatz für die Gruppe konkret bedeutet, erzählten Hannah Steffes und Anita Steiger von der Gruppe Bekond aktiv. "Wir sind gut durchgekommen. Mal als Überholer, mal als Schieber", sagt die 16-jährige Hannah Steffes. Was bitte? "Ein Überholer ist jemand, der die Straßen absperrt", erklärt die ein Jahr ältere Anita Steiger. Die "Überholer" in ihren roten Warnwesten sorgten dafür, dass der fast ein Kilometer lange Tour-Tross Kreuzungen geschlossen überqueren konnte - egal ob eine Ampel währenddessen von Grün auf Rot sprang oder nicht.
"Und ein Schieber ist jemand, der hilft, die Schwächeren zu schieben", klärt Steiger weiter und ergänzt: "Man hilft, damit alle zusammen als Gruppe durchkommen. Es geht ja nicht um den Einzelnen, es geht um die Gruppe. Dass wir es gemeinsam schaffen." Um im Schnitt täglich 100 Kilometer von Jünkerath, durch Belgien und Luxemburg ins Saarland und die Pfalz bis nach Trier zu radeln, mussten sich die Jugendlichen mit ihren Betreuern vorbereiten. Seit März war die Gruppe von Bekond aktiv im Training. Mehr als 160 Mal mussten die Zweiradmechaniker Hans Reinert und Peter Düntzer ran, um Platten zu flicken oder Bremsen zu kontrollieren. Nur kleine Reparaturen wurden während der Etappe erledigt. Schäden, die zu lange aufgehalten hätten, mussten abends, teilweise bis weit nach Mitternacht behoben werden.
Wichtig war auch die Verpflegung. Die Energiespeicher mussten mehrmals täglich wieder aufgefüllt werden. Die Leib- und Magenspeise der Fairplay-Tour-Teilnehmer: Rosinenbrote mit Nuss-Nugat-Creme zum Mittagessen.
Die jungen Radfahrer lernen nicht nur Solidarität untereinander, sondern auch mit Altersgenossen in Afrika. Bei der 13. Fairplay-Tour und den sogenannten "Lebensläufen" wurde Geld für den Schulbau im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda gesammelt. Seit 1999 kamen so bereits mehr als zwei Millionen Euro zusammen. Spenden kann man unter dem Stichwort "Fair Play Tour 2011 - Spende Ruanda" auf das Konto Nummer 717496 (BLZ 585 501 30). teu

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