Luxemburger auf der "Tour": Das Triumvirat ist vorbei

Bad Mondorf · Bad Mondorf (jüb) Mit dem nationalen Meister Ben Gastauer im französischen Team von AG2R La Mondiale sorgt am heutigen Dienstag auf der in Bad Mondorf startenden vierten Etappe über Schengen nach Vittel ein einziger Fahrer für so etwas wie vaterländische Gefühle bei den Radsport-verrückten Menschen in Luxemburg. Dabei hat der Luxemburger Radsport nicht nur zahlenmäßig eine große Vergangenheit, für die man nicht weit in den Annalen dieses Sportes zurück blicken muss.

Mit den beiden Schleck-Brüdern Fränk und Andy hatte das Großherzogtum noch vor wenigen Jahren ein Weltklasse-Duo aus einer gemeinsamen Familie am Start. Andy (32) wurde 2010 nach der Disqualifikation Alberto Contadors als Zweitplatzierter am Grünen Tisch noch Tour-Sieger.
Ein schwerer Sturz auf der dritten Etappe der Tour 2014 leitete jedoch das Laufbahn-Ende im besten Rennfahrer-Alter ein. Am 9. Oktober des gleichen Jahres gab er im heimischen Mondorf auf einer Pressekonferenz mit brüchiger Stimme und tränenden Augen unter dem Klicken zahlreicher Kameras sein Karriereende bekannt. Das Kreuzband war durch, der Meniskus gerissen, der Knorpel im rechten Knie beschädigt. "Nach Belastung schwillt das Knie an, von Hochleistungssport kann keine Rede mehr sein." Fränk, (37) mit Bedacht aufgebaut und ebenfalls als heimlicher zukünftiger Tour-Sieger gehandelt, belegte 2011 im Endklassement der Rundfahrt Rang drei. Bei der Tour 2012 war er positiv auf das verbotene Diuretikum Xipamid getestet und von seinem Team RadioShack umgehend aus dem Rennen genommen worden. Vater Johnny, in den 1960er und 1970er Jahren selbst achtmaliger Tour-Teilnehmer, hatte seinen beiden Söhnen schon vor Jahren empfohlen, sich angesichts der negativen Schlagzeilen aus dem Radsport zurückzuziehen. Dritter im Bunde ist Kim Kirchen, der gestern seinen 39. Geburtstag feierte. Auch er spielte international eine wichtige Rolle. Als erster Luxemburger überhaupt nach der Legende Charly Gaul fuhr er 2008 für einige Tage im Gelben Trikot des Gesamtführenden der Tour. Doch Kirchen, nur 67 Kilo leicht bei 1,77 Meter Größe, war oft von Verletzungen geplagt, als dass er auf Dauer hätte im Klassement eingreifen können. Von damals Aufsehen erregenden Begleitumständen war das Ende seiner Karriere begleitet: Bei der Tour de Suisse 2010 erlitt er einen Herz-Stillstand.
Inzwischen arbeitet Kirchen im Luxemburger Sportministerium. Die beiden Schlecks Andy und Fränk, Kim Kirchen: sie sind Geschichte. Es war das schleichende Ende eines Triumvirats, das für ein paar Jahre den Luxemburger Sport mit und auf dem Rad in die absolute Weltklasse gebracht hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort