Mehr Selbstvertrauen für Kinder mit Behinderungen: Ein Besuch beim Team Bananenflanke

Trier · Erfolgserlebnisse im Fußball und mehr Selbstbewusstsein für Kinder mit Behinderungen: Mit hohen Zielen war der Trierer Verein Team Bananenflanke im Februar gestartet - nun, ein halbes Jahr später, hat sich der TV angesehen, was aus dem Vorhaben geworden ist.

 Team Blau gegen den Rest: Die jungen Spieler vom Team Bananenflanke legen sich ins Zeug beim Training. TV-Foto: Benedikt Laubert

Team Blau gegen den Rest: Die jungen Spieler vom Team Bananenflanke legen sich ins Zeug beim Training. TV-Foto: Benedikt Laubert

Foto: (e_sport

Alle sollen es sehen! Gleich mit dem ersten Schuss hat der zehnjährige Metin die Wasserflasche getroffen, die sein Trainer Thilo Stöppler von der Lebenshilfe Trier acht Meter weiter vorne als Ziel aufgestellt hat. Während der Fußball noch über den schwarz-grünen Kunstrasen der Soccerhalle Kenn rollt, rast der kleine Junge mit den dunklen Haaren zwischen den anderen Spielern umher und überzeugt sich davon, dass wirklich jeder seine Meisterleistung gesehen hat.Mehr Selbstvertrauen

Durch Erfolge im Sport wollten die Gründer des seit Februar bestehenden Fußballvereins Team Bananenflanke Kindern mit Behinderung mehr Selbstvertrauen geben - und wenn man den Kindern beim Kicken zusieht, scheint das aufzugehen. Heute sind 18 Spieler mit ihren Eltern und Betreuern gekommen. Ihre Zahl schwankt meistens zwischen 15 und 20, steigt aber beständig. "Um ein internes Turnier austragen zu können, brauchen wir allerdings knapp 40 Spieler", sagt Mitgründer und Vorstand Fabian Poltrock.

Diese internen Turniere, Bananenflankenligen, sind ein Kernstück der Idee. Stefan Plötz und Ben Rückerl, die 2011 den ersten Verein Team Bananenflanke in Regensburg gegründet haben, tragen inzwischen solche internen Turniere mit ihren Spielern aus. Mit Sponsoren, öffentlichen Turnieren und öffentlicher Siegerehrung geben sie den jungen Spielern die Anerkennung, die ihr Engagement im Fußball verdient. Mit außergewöhnlichen Emotionen soll das Selbstwertgefühl der teilnehmenden Kinder gestärkt und ihre sozialen Kompetenzen gefördert werden. Neben Trier haben sich bereits in einem Dutzend weiterer Städte Vereine gegründet, die die Idee des Bananenflankenteams verfolgen. In Köln, Bonn, Bamberg und Dortmund gibt es etwa solche Initiativen, die nach den legendären krummen Flanken des Ex-Fußballnationalspielers Manni Kaltz benannt sind.

Das Aufwärmen ist jetzt vorbei. Inzwischen haben sich die Kicker auf zwei der kleinen Fußballfelder aufgeteilt: Nahe des Eingangs trainiert Metin mit seinen jüngeren Kollegen ab neun Jahren, nebenan spielen die älteren im Teenageralter. Die Eltern der Kinder, die das Training vom Rand des Spielfeldes aus verfolgen, sind froh über das Angebot des Vereins.

Ein Vater, Heinrich Könen, hilft inzwischen selbst als Trainer mit. "Aber ich würde mich freuen, wenn noch mehr Mädchen mitmachen", sagt eine Mutter, deren Tochter bisher als einziges Mädchen im Team trainiert. Im Eifer des Gefechts wechselt ein besonders engagierter Spieler immer wieder vom Fuß- in den Handball - Poltrock nimmt ihn dann an die Hand und setzt sich mit ihm neben das Feld, um andere Spieler auch einmal an den Ball zu lassen. Zwei andere Jungs legen sich zwischendrin auf den Kunstrasen, wenn sie gerade keine Lust aufs Kicken haben. Das Training wirkt längst nicht so koordiniert, wie man es von anderen Vereinen kennt.

Doch Disziplin ist nicht das erste Ziel in diesem Verein. "Weil geistig und körperlich behinderte Kinder in normalen Vereinen oft auf Vorurteile und Mobbing treffen, wollen wir ihnen hier eine Möglichkeit geben, ihre Erfolge zu spüren", sagt Poltrock. Der Spaß am Sport und am eigenen Erfolg steht den jungen Spielern ins Gesicht geschrieben.

Seit dem ersten Training vor einem halben Jahr habe sich das Selbstvertrauen der Kinder erkennbar gesteigert, sagt Poltrock. "Mit anspruchsvollen aber erreichbaren Trainingszielen schaffen unsere Trainer bei den Spielern ein Bewusstsein dafür, dass sie Aufgaben selbst meistern können". Aber auch Fabian Poltrock und sein Kollege Daniel Palussek treten nun anders auf: Vorsichtig haben die Sozialarbeiter vor einem Jahr der Presse von ihrer Idee eines Fußballteams für Kinder mit Behinderung erzählt. Heute können sie erfolgreiche Turniere, große Sponsoren und ausgelassene Spieler vorweisen. Und wie die Kinder, wirken nun auch sie vor allem: stolz.

Weitere Infos zur Bananenflankenliga unter
www.ballinga.com/bananenflankenligaExtra

Mitmachen können alle Mädchen und Jungs mit geistiger oder körperlicher Behinderung im Alter von sechs bis 27 Jahren. Interessierte können einfach in Sportklamotten zum Training kommen, das jeden Freitag um 17 Uhr in der Soccerhalle Kenn stattfindet. Kontakt zum Verein per Mail unter trier@team-bananenflanke.de oder unter Telefon 0157/ 72932469. bel

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