Mit Kopf, Spaß und Konzentration

Trier · Eine Triererin wird auf dem Betzenberg Weltmeisterin - und kaum einer bekommt es mit? Das nimmt Lisa Brommenschenkel ganz gelassen. Die neue Sportart Headis steht eben nicht im medialen Rampenlicht. Auch wenn das Kopfball-Tischtennis inzwischen selbst bei vielen Fußball-Bundesligisten angekommen ist.

 Die Triererin Lisa Brommenschenkel (22) ist neue Weltmeisterin im Headis. Foto: privat

Die Triererin Lisa Brommenschenkel (22) ist neue Weltmeisterin im Headis. Foto: privat

Trier. Fredi Bobic, Fußball-Europameister 1996, wird es vermutlich gar nicht wissen: Er wurde vor kurzem Weltmeisterin (richtig gelesen!) - als indirekter Namensgeber und unter den Augen von Tausenden Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern. Im Headis - das ist eine Art Kopfball-Tischtennis, vor ein paar Jahren eher zufällig von Pfälzern auf der Tischtennisplatte im Freibad erfunden. "Headi Bobics junger Tatapan", unter diesem offiziellen Spielernamen geht die Triererin Lisa Brommenschenkel an die Platte. So führt die 22-Jährige die Weltrangliste an, und so gewann sie in Kaiserslautern kürzlich zum ersten Mal den WM-Titel - im Rahmenprogramm des FCK-Stadionfests. Das mit den Spitznamen sei zwar nicht so wichtig (Lisa hat sich beim Trierer Spieler ‚Headi Bobic\' inspirieren lassen, der wiederum beim Fußballer). Aber es sagt auch was über den Sport aus: Es geht zwar auch ums Gewinnen, ein bisschen Ehrgeiz und viel Konzentration schaden nichts. Aber ohne Spaß ist Headis nicht vorstellbar. Deshalb die Namen, deshalb die oft originellen Outfits der Spieler. Und ein Headis-Turnier ohne Party und Musik wäre kein gutes. Im Juli auf dem Betzenberg in Kaiserslautern: Tausende Fußball-Fans werden Zeuge des Headis-WM-Finales bei den Frauen. An der Platte: Lisa Brommenschenkel. Das sei schon etwas Besonderes gewesen, sagt die BWL-Studentin, die nach drei Sätzen ihren ersten WM-Titel gewann. "Ich habe öfter in Finals gestanden, aber vor so vielen Zuschauern habe ich noch nie gespielt. Ich habe das aber gar nicht so mitbekommen, weil ich komplett auf das Spiel konzentriert war." Der Kopf macht den Unterschied - sowohl sportlich als auch mental. "Wenn man im Spiel unsicher wird, hat man keine Chance zu gewinnen."Trier gehört in der zwar größer gewordenen, aber immer noch familiären Headis-Szene zu den Hochburgen in Deutschland. Der Club mit dem schönen trierischen Namen "Rummelfoarzer" stellt auch bei den Männern einen deutschen Spitzenspieler. Nicolai Prost (22, "Headset") ist unter knapp 200 gelisteten Spielern aus Deutschland und Österreich die Nummer vier. Für Lisa Brommenschenkel geht es beim Headis längst nicht nur um Turniersiege und Platzierungen. Der harte Kern der "Rummelfoarzer" setzt sich aus Abiturienten des FWG 2010 zusammen -dort hatte auch sie Abi gemacht: "So trifft man sich immer wieder - auch diejenigen, die nicht mehr in Trier sind." Dass die Headis-WM - okay, der Sport ist fast ausschließlich in Deutschland bekannt - in der Pfalz über die Platten geht, liegt nahe. Kaiserslautern ist die "Heimatstadt". Inzwischen hat es Headis aber auch an Schulen und sogar in die Fußball-Bundesliga geschafft. Mehrere Bundesligisten bitten öfter zu Tisch - als Ausgleichssport und spielerisches Kopfballtraining für zwischendurch. Auch das DFB-Team hat Headis schon mal ausprobiert. "Fußballer haben beim Headis auch einen Vorteil", sagt Lisa Brommenschenkel. Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel bezeichnet den Sport als "koordinativ und konditionell höchst anspruchsvoll". Die Rummelfoarzer Trier trainieren montags und freitags ab 20 Uhr im MJC-Keller (Rindertanzstraße). Interessenten sind willkommen.Extra

Headis: Tischtennis mit dem Kopf - so lässt sich Headis zusammenfassen. Mit einem größeren Ball als beim Tischtennis, aber mit gleicher Zählweise (gespielt wird in zwei Gewinnsätzen bis elf). Headis wird auf "normalen" Tischtennisplatten gespielt, diese müssen aber besonders stabil sein, weil sich die Spieler an der Platte abstützen - und bei Volleys kurzzeitig auf die Platte steigen (volleys sind beim Tischtennis nicht erlaubt). Vorteil: Außer einer Tischtennisplatte und einem Ball wird nichts weiter benötigt. Der Sport hat es von seiner Heimatstadt Kaiserslautern inzwischen in viele deutsche Regionen geschafft. AF

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