Mit Maradona und vielen Träumen

Neapel · Vereins-Ikone und 10 000 Fans begleiten Napoli zum Champions-League-Duell nach Madrid - und das mit schlechten Erinnerungen.

Neapel (dpa) "Chiuso per Champions", wegen Champions League geschlossen. Gegen sechs Uhr am Mittwochabend wird ein Geschäft nach dem nächsten in Neapel schließen. Wer nicht nach Madrid gefahren ist, der will frühzeitig Zuhause sein, um nicht auch nur eine Minute von der Partie gegen Real Madrid zu verpassen. Ein so großes Spiel hat der SSC Neapel seit Diego Maradona nicht mehr erlebt. Argentiniens Fußball-Legende, die den italienischen Club zu seinen größten Erfolgen geführt hat, wird wie rund 10 000 Napoli-Fans beim Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) in der spanischen Hauptstadt auf der Tribüne des Bernabeu-Stadions sitzen.
Mit einem Erfolg gegen den Champions-League-Sieger um den deutschen Nationalspieler Toni Kroos könnte der Tabellendritte der Serie A an die goldenen Zeiten anknüpfen, von denen die Neapolitaner von Saison zu Saison aufs Neue träumen. Der Club spielt zwar mittlerweile in der heimischen Liga wieder konstant vorne mit. Doch auch in der letzten Saison verpasste der Club den ersten Scudetto seit 1990. Nun können sich die schnellen Offensivspieler José Callejón, Lorenzo Insigne, Dries Mertens & Co. auf Europas größter Bühne beweisen.
Wie wichtig ein Sieg in Madrid für die Stadt am Vesuv wäre, weiß auch Neapels Bürgermeister Luigi De Magistris. Das Team sei das, was "die Neapolitaner am meisten lieben", sagte er der "Gazzetta dello Sport". Eine Prognose für die Partie will De Magistris nicht abgeben. Geht es nach ihm, müsse Neapel am Mittwoch eine neue Phase einläuten.
"Wir spielen ein Auswärtsmatch beim Club-Weltmeister. Die sind so stark, dass wir wirklich nicht wissen, ob wir überhaupt in der Lage sind, mit ihnen mitzuhalten", sagte Napoli-Trainer Maurizio Sarri vor der Partie. Der 58-Jährige fügte aber schnell noch hinzu: "Natürlich werde ich meinen Jungs erzählen, dass sie mit Courage aufs Spielfeld gehen sollen. Wenn du die nicht hast und deinem Gegner nicht mit Entschlossenheit begegnest, dann macht es keinen Sinn zu spielen."
Neben Respekt und Bewunderung für Real, wie sie etwa der polnische Nationalspieler Piotr Zielinski vor der Begegnung äußerte ("Als ich ein Kind war, habe ich mir jedes Spiel von Real Madrid im Fernsehen angeschaut"), nimmt die Mannschaft das Selbstvertrauen aus acht Siegen und 30 Toren in den vergangenen zehn Liga-Spielen mit nach Spanien. Der Verein ist auf dem besten Weg, in der Liga erneut zumindest die Champions-League-Qualifikation zu erreichen.
Die gute Form der Süditaliener mit sieben Siegen aus den vergangenen acht Pflichtspielen ist auch in Madrid registriert worden. "Wir spielen gegen eine großartige Mannschaft, die wie wir eine tolle Serie hingelegt hat", sagte Kapitän Sergio Ramos. Angst habe man aber keine: "Wir können das Spiel kaum abwarten und freuen uns darauf." Ziel sei es, gegen die Italiener zu Hause zu Null zu spielen, um mit Vorteilen ins Rückspiel zu gehen, sagte der 30 Jahre alte Profi.

Auf der Tribüne wird sich Maradona wie noch so viele andere an das bislang letzte Duell der beiden Teams vor fast 30 Jahren erinnern. In der Saison 1987/88 schieden die Italiener in der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister aus. Und das, obwohl sie damals in Maradona den wohl besten Spieler der Welt auf dem Platz hatten.

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