Mitreißender Tango auf dem Parkett der Emotionen

Baden-Baden · Es ist längst nicht alles Gold, was in der internationalen Sportszene glänzt. Scheinbar ohne Unterlass wird sie von Korruptions- und Doping-Affären erschüttert. Doch der Sport kann auch anders. Er ist ein Schmelztiegel voller unverhohlen zur Schau getragener Empfindungen. Zu erleben war dies bei der 70. Auflage der Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres.

Baden-Baden. Die beste Freundin, der dickste Kumpel und die Sportpsychologin als Seelenverwandte betraten die Bühne: Der Auftritt der Paten bei der Preisübergabe an Angelique Kerber, Fabian Hambüchen und die Beach-Volleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst geriet zu einem gefühlvollen und mitreißenden Tango auf dem Parkett der Empfindungen. Selten in den vergangenen 20 Jahren gab es eine Gala, bei der die Gefühle so überschwappten wie in diesem Jahr. Die rund 700 Gäste im Benazét-Saal des Kurhauses Baden-Baden feierten die Ausgezeichneten mit langanhaltenden Ovationen.
"Solche Szenen sind in erster Linie unseren Sportlerinnen und Sportlern geschuldet", sagten Klaus Dobbratz, Chef der veranstaltenden Internationalen Sportkorrespondenz (ISK), und der scheidende ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz gleichermaßen. Beide wissen, was sie an ihrer gegenseitigen Wertschätzung haben. Aber, sagte Gruschwitz, "wir wissen auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir alle in diesem Rahmen hier sitzen dürfen".
In 70 Jahren "Sportler des Jahres" hat sich die nationale und internationale Sportwelt gewaltig verändert. Und mit ihr auch die Beschaffenheit ihres ideellen und wirtschaftlichen Bodens sowie die Art und Weise, wie sie über alle möglichen Kanäle transportiert wird. Was ist wahr, was nur erfunden, was zum Zwecke hinterlistiger Absichten pervertiert? Auch der Sport lebt auf keiner einsamen Insel mehr, kann sich nicht abkapseln von Entwicklungen, die irgendwann einmal schleichend eingesetzt haben.
Die Wahl von Deutschlands besten Athleten lebt zumindest alle zwei Jahre von den Erfolgen der Sportler bei Olympischen Spielen. Von den Wettkampf-Stätten, an denen Helden geboren werden und Träume in Schutt und Asche versinken, berichtet auch das ZDF. "Damit ist es ab 2018 nun vorbei. Für einen bestimmten Zeitraum zumindest", sagt Gruschwitz, der zwar "nicht den Finger in die Wunde legen" wollte, aber auch unverhohlen auf die neuen Herausforderungen aufmerksam machte.
Was die Vergabe der Übertragungsrechte an den Medien-Giganten Discovery alles nach sich ziehen wird, ist ungewiss. Und damit auch mögliche Auswirkungen für eine Veranstaltung wie die Wahl der "Sportler des Jahres", hinter der das ZDF seit fast zwei Jahrzehnten fest in Treue steht. Mehr als vier Millionen Sport-Interessierte saßen am Sonntag wieder an den Bildschirmen und ließen sich einfangen von den berührendsten Momenten großer sportlicher "Augen-Clicke". Das wollen sich beide Partner auch in Zukunft bewahren.

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