Nach 1000 Toden endlich König von (Fußball-)England

London · Nach der direkten WM-Qualifikation ist Englands Coach Hodgson erleichtert. Zwischendurch sei er "1000 Tode gestorben". Doch nun freut er sich über seinen größten Erfolg und verspricht: "Wir werden immer besser."

London. Roy Hodgson war geschafft. Beim Trainer der englischen Fußball-Nationalmannschaft überwog nach der bestandenen Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien die Erleichterung. Auf eine ausgelassene Samba-Party hatte der 66-Jährige am Dienstagabend jedenfalls keine große Lust. "Wenn sie über die Mittellinie gekommen sind, bin ich jedes Mal 1000 Tode gestorben", gab Hodgson nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg der Three Lions im letzten Qualifikationsspiel der Gruppe H gegen Polen zu. Diesen Sieg hatte sein Team gebraucht, um das WM-Ticket zu lösen. Sie hatten dem großen Druck standgehalten.
"Es war aufregend und knapp", titelte der "Daily Mirror" nach dem unterhaltsamen Spiel. "Sie haben uns durch den Fleischwolf gedreht. Haben uns schwitzen lassen. Eimerweise. Haben die Luft zum Atmen aus dem Wembleystadion genommen. Aber habt ihr es wirklich anders gewollt?", fragte die Zeitung ihre Leser nach der spannungsgeladenen Partie, die wohl eine der besten war, die ein englisches Nationalteam seit vielen Jahren gezeigt hat. Der "Guardian" riet den Fans: "Hängt die Fahnen raus, füllt den Kühlschrank auf, kauft einen größeren Fernseher und beginnt zu beten, dass Andros Townsends Mittelfußknochen hält". Der Flügelspieler von Tottenham war auch in seinem zweiten Länderspiel neben Leighton Baines und den Torschützen Wayne Rooney (41.) und Steven Gerrard (88.) einer der besten Akteure auf dem Platz. Andere Zeitungen schrieben schon vom "Karneval in Brasilien". Der "Daily Telegraph" hatte eine "glorreiche" Leistung gesehen. Ob es mit der WM-Teilnahme klappen würde, war lange fraglich. Obwohl es für die Polen um nichts mehr ging, spielten sie mit viel Herz und hatten gute Chancen. Starstürmer Robert Lewandowski hatte allein zwei Möglichkeiten, die er an normalen Tagen beide verwandelt hätte - nicht bloß im Training. Es gab Phasen, da war die Anspannung von Hodgson so groß, dass er auf der Bank an seinen Kragen griff, um den Knoten seiner Krawatte ein wenig zu lockern. Dennoch meinte er nach dem Spiel, sein Team habe recht spektakulären Fußball geboten. Die WM-Qualifikation mit England bezeichnete er als den größten Erfolg seiner 37-jährigen Trainerkarriere. Auch mit der Schweiz hatte er 1994 in den USA an einer Endrunde teilgenommen. "Aber ich bin Engländer, und als Engländer bedeutet mir das jetzt noch etwas mehr". Es sei der stolzeste Moment seiner Laufbahn. Die Stimmung im Land hat sich zu seinen Gunsten gedreht, er hat das Mutterland des Fußballs glücklich gemacht.

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