Pfiffe, Wrestling und ein Lob

Trier · Nach der 72:74-Niederlage der Gladiators Trier gegen Kirchheim kochen die Emotionen in der Arena hoch. Was war los?

Trier Am Ende peitschen am Samstagabend ohrenbetäubende Pfiffe durch die Arena Trier. Es zwiebelt regelrecht in den Ohren. Ein Großteil der 2813 Zuschauer ist außer sich. Der Zorn richtet sich nicht gegen ihr Team, die Römerstrom Gladiators Trier, das soeben gegen den Tabellendritten in einem packenden Duell mit 72:74 (30:36) verloren hat. Der Zorn richtet sich gegen das Schiedsrichtergespann um Kimmo Lehnen, Lukas Fröhlich und Kai Schwarzkopf. Die Szene, die die Fans zum Kochen bringt, ereignet sich zehn Sekunden vor Schluss. 69:73 liegen die Gladiatoren hinten. Nachdem der Rückstand gegen die starken Schwaben im dritten Viertel zeitweise schon auf neun Punkte angewachsen ist (45:54), kämpft sich Trier in den Schlussminuten wieder heran. Zehn Sekunden stehen noch auf der Uhr, es riecht nach der dritten Heimniederlage der Saison. Dann bekommt Kapitän Simon Schmitz den Ball an der Dreierlinie. Direkt an ihm dran sein Gegenspieler Andreas Kronhardt. Schmitz geht hoch, nimmt den Dreier - und trifft. 72:73, die Fans rasten aus, plötzlich ertönt ein Pfiff. "Ich dachte, der Schiri hat noch ein Foul gegen Kronhardt gepfiffen, und ich bekäme noch einen Bonus-Freiwurf. Denn er springt in mich rein, auch wenn ich das Foul natürlich suche", gesteht Schmitz. Mit einem Bonus-Freiwurf rechnen auch die Fans, auf einmal scheint der fünfte Gladiatoren-Sieg in Serie wieder möglich. Doch dann das: Zwar zählt Schmitz' Dreier, doch gibt es zusätzlich ein Unsportliches Foul gegen den Trie rer Kapitän. "Ich habe zuerst gar nicht gerafft, was der Schiri wollte", erinnert sich Schmitz am Sonntag. "So etwas habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt, ich meine, wir haben uns beide behakt, das passiert doch oft auf dem Feld, gerade auch in Duellen unter den Körben." Auf Nachfrage habe ihm der Referee gesagt, er habe seinen Gegenspieler in dieser Szene "umgewrestelt", sagt Schmitz. "Ich meine, selbst wenn er es pfeift, dann muss er ein paar Sekunden später auch ein Unsportliches Foul gegen Williams pfeifen, der mich foult. Denn die Schiris sind dazu angehalten, taktische Fouls als unsportlich zu bewerten." Tatsächlich ist auf Videoaufnahmen zu sehen, wie Schmitz seinen Gegenspieler Kronhardt in der Szene im Fallen am Arm nach unten reißt. Wie auch immer: Kronhardt trifft am Ende einen seiner zwei aus dem Unsportlichen Foul resultierenden Freiwürfe und hilft dem Gästeteam damit, den Sieg über die Zeit zu bringen. "Die Schiedsrichter waren nicht der Grund für unsere Niederlage", betont Schmitz, "es lag ganz einfach an uns, denn wir waren über 40 Minuten offensiv und defensiv nicht konstant genug". Das sieht auch Coach Marco van den Berg so. "Schiedsrichter sind nie der Grund für eine Niederlage", betont der 51-Jährige. "Das war heute ein verdienter Sieg für Kirchheim, sie haben das Spiel dominiert." Sein Team habe sich viel zu viele Ballverluste geleistet und es zu selten geschafft, an die Freiwurflinie zu kommen. "Offensiv hatten wir immer wieder freie Würfe, aber wir haben sie nicht getroffen." Seine Jungs hätten nicht die richtige Schärfe besessen, um das Spiel gewinnen zu können. Dabei hätte Trier durch die überraschende Niederlage von Hanau am Samstag zu Hause gegen den Tabellenvorletzten Essen die Playoff-Qualifikation so gut wie perfekt machen können. "Wir haben die Playoffs noch nicht erreicht, es wartet noch viel Arbeit auf uns", mahnt der Trierer Trainer. Dabei waren die Gladiatoren gut ins Spiel gekommen, lagen schnell deutlich vorne (12:3). Doch im zweiten Viertel lief dann plötzlich nicht mehr viel. Mit 8:21 gingen die zweiten zehn Minuten an das Team von Gästetrainer Michael Mai. "Sie haben ihre Defense umgestellt, damit sind wir nicht klargekommen", berichtet Schmitz. Zwar stabilisiert sich Trier in Halbzeit zwei zunächst, dreht die Partie wieder, schafft es allerdings bis zum eingangs beschriebenen letzten Viertel nie wirklich, das Momentum dauerhaft auf seine Seite zu bekommen. So sprechen 41 Prozent Trefferquote, 15 Ballverluste und nur sechs Freiwürfe eine deutliche Sprache - um einen Großen der ProA wie Kirchheim zu schlagen, braucht es mehr. Immerhin gab's nach Spielende noch ein dickes Lob von Gästetrainer Michael Mai für die Gladiatoren. Der US-Amerikaner erklärte: "Trier spielt unglaublich hart, es ist beeindruckend, was Marco van den Berg aus dem Team gemacht hat. Ich hasse es, gegen Trier zu spielen."StatistikPunkte Trier: Smit 5, Hennen 2, Joos 6, Grün 2, Schmitz 21, Spearman 16, Herrera 4, Dietz 4, van Zegeren 4, Bucknor 3 - Beste Werfer Kirchheim:Hinrichs 17, Kronhardt, Koch 10 - Zuschauer:2813

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