Rio als Lohn für großen Kampfgeist: Maike Hausberger aus Butzweiler startet bei den Paralympics

Saarbrücken/Butzweiler · Wenn in dieser Woche die Paralympischen Spiele beginnen, wird auch Maike Hausberger dabei sein. Dabei hatte die in Saarbrücken lebende Leichtathletin aus Butzweiler einen Start in Rio kaum mehr für möglich gehalten.

 Bereit für den Start in Rio: Maike Hausberger vom PSV Trier im Dress der deutschen Paralympics-Mannschaft.

Bereit für den Start in Rio: Maike Hausberger vom PSV Trier im Dress der deutschen Paralympics-Mannschaft.

Foto: Rolf Ruppenthal

Saarbrücken/Butzweiler. Sie war schon abgeschrieben und glaubte selbst nicht mehr wirklich daran. Doch Maike Hausberger schaffte auf den letzten Drücker die Teilnahme an den Paralympics in Rio, die am 7. September beginnen.
In Brasilien wird sie über 400 Meter und im Weitsprung der TF 37, einer Startklasse für spastisch Gelähmte, an den Start gehen.
Die 21-Jährige aus Butzweiler im Kreis Trier-Saarburg kam 2011 nach ihrem Realschulabschluss ins Saarland. "Ich wollte zu den Paralympics nach London 2012", erinnert sie sich. Weil sich Schule und Sport am Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasium, einer Eliteschule des Sports, am besten kombinieren lassen, vollzog Hausberger auch auf Anraten ihrer Trainerin Evi Raubuch den Umzug. Mittlerweile wohnt sie im Athletenhaus an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. "Was Besseres hätte mir nicht passieren können", sagt Hausberger, die für den Post-SV Trier startet.
Ihr Ziel London erfüllte sie sich. Jetzt steht Rio an. "Vor London war ich aufgeregter als jetzt. Ich weiß ja nun, was mich erwartet. Die Nervosität kommt aber auf jeden Fall. Spätestens vor dem Wettkampf. Die brauche ich aber auch", sagt Hausberger. Am meisten freut sie sich auf den Weitsprung. "Da habe ich große Hoffnungen", sagt sie selbstbewusst.
Dass sie überhaupt in Brasilien dabei sein kann, verdankt sie ihrem Kampfgeist. Nicht weniger als drei Jahre dauerte ihr Leidensweg, den eine Fußverletzung verursachte. Nach den Spielen in London 2012 wurde sie am Sprunggelenk des beeinträchtigten linken Fußes operiert. "2014 wurden die Schrauben entnommen, und ich war eigentlich wieder fit", berichtet Hausberger. "Von da an ging es auf und ab. Ich habe wieder trainiert, aber es gab Rückschläge, weil der Fuß doch noch nicht so weit war. Ich habe während der Abitur-Phase sogar überlegt, ob ich den Leistungssport nicht sein lasse", erinnert sie sich an die schlimmste Phase der Leidenszeit. "Ich hatte einfach keine Lust mehr auf dieses Alternativtraining. Jedes Mal nur Schwimmen und stundenlang alleine auf dem Ergometer zu sitzen, das war schon Überwindungssache."
Hausberger überwand sich und schaffte es im März dieses Jahres zum Trainingslager nach Dubai. Dort zog sie sich im beeinträchtigten Fuß einen Ermüdungsbruch zu. Doch statt endgültig aufzugeben, rappelte sich Hausberger nach acht Wochen Ruhigstellung des lädierten Fußes auf, biss sich wieder durch das Alternativtraining - und schaffte doch noch die Paralympics-Norm. Am 20. August in Hachenburg. Mit einer persönlichen Bestweite im Weitsprung (4,16 Meter).
"Ich denke, in Rio ist noch mehr drin. Ich erhoffe mir auf jeden Fall die Weitsprung-Finalteilnahme. Wenn das auch über die 400 Meter klappen würde, wäre das schon ein sehr großes Geschenk", sagt die Leichtathletin, die seit Oktober 2015 an der Saarbrücker Uni Grundschulpädagogik studiert. Wie sie es schaffte, sich nach den Rückschlägen immer wieder zurückzukämpfen, erklärt die 21-Jährige so: "Ich habe gemerkt, dass ich den Sport und bestimmte Ziele brauche. Ich kann auf keinen Fall nichts machen."
Das ist ein Grund, weshalb sie eine weitere Leidenschaft für sich entdeckt hat: Triathlon. "Ich komme ja eigentlich von der Langstrecke, aber in der Leichtathletik gibt es keine passende Startklasse für mich. Und ein Marathon ist mir zu lang." Auf die Idee, das Laufen mit Radfahren und Schwimmen zu ergänzen, brachte sie übrigens das Alternativtraining nach der Fußverletzung.

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