Sehr lang und sehr hoch

Trier · Beim Trail Römische Weinstraße in Leiwen liefen rund 400 Sportler die Moselberge hoch und runter. Auch in der Region Trier verschreiben sich immer mehr dem Extrem-Landschaftslauf.

 Trailläufe, wie hier am vergangenen Sonntag in Leiwen, sind mittlerweile sehr beliebt und führen beispielsweise rund um die Zuspitze über immer größere Distanzen sogar jenseits der 100 Kilometer. TV-Foto: Holger Teusch

Trailläufe, wie hier am vergangenen Sonntag in Leiwen, sind mittlerweile sehr beliebt und führen beispielsweise rund um die Zuspitze über immer größere Distanzen sogar jenseits der 100 Kilometer. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Trier Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer, so könnte man beschreiben, was immer mehr Läufer zum Traillaufen bringt. Der Trail Römische Weinstraße ist neben dem Saar-Hunsrück-Supertrail der einzige waschechte Lauf dieser Art in der Region - mit stetig steigenden Teilnehmerzahlen. Grenzenlos scheint es vor allem bei den Rennen in den Alpen hinsichtlich Distanzen und Höhenmetern zu geben. Zählte zu Beginn der Laufbewegung in den 1980er Jahren ein Stadtmarathon zu den Königsdisziplinen, legen manche Läufer 42,195 Kilometer mittlerweile fast schon nebenbei zurück.
Beispiel Michael Schu. Der 34-Jährige aus Saarburg war Ende Juni auf dem 25. Platz bester Teilnehmer aus der Region Trier beim Zugspitz-Ultratrail über 100 Kilometer mit 5400 Höhenmetern (15:47:40 Stunden). Nur vier Wochen später lief er beim Eiger-Ultratrail in der Schweiz wieder mehr als 101 Kilometer (6700 Höhenmeter, 97. Platz in 16:45:24).
Angefangen hat es für Schu ganz klassisch mit Stadtmarathonläufen. 2012 lief er dann erstmals beim Jungfrau-Marathon in der Schweiz, einem der Klassiker der Bergmarathon-Szene, mit. "Irgendwann wagt man sich automatisch an längere Distanzen und noch mehr Höhenmeter", erklärt er. "Bei jedem Ultralauf in den Bergen ist es wie mit dem Höhenprofil", sagt er. Es gibt Höhen und Tiefen. Sich durchbeißen, das Ziel erreichen, sei wichtig. "Die Zeit ist im Gegensatz zu Stadtläufen fast immer egal."
Aber halt nur fast immer. Denn die Zeit entscheidet schließlich über die Platzierung. Im Ultratraillauf werden mittlerweile sogar deutsche Meistertitel vergeben. Bei den nationalen Titelkämpfen, die dieses Jahr ebenfalls an der Zugspitze (allerdings über 80 Kilometer mit 4156 Höhenmetern) ausgetragen wurden, belegte Ralf Rhein den sechsten Platz bei den 50- bis 54-Jährigen. "Man durchlebt natürlich Höhen und Tiefen, wie beispielsweise nach dem ersten langen Downhill, bei dem mir die Konkurrenten nur so 'um die Ohren' gelaufen sind", erzählt der Läufer des PST Trier. Die Kunst sei, die ständige Motivation, selbst nach 60 Kilometern nach steilen Anstiegen mit brennenden Oberschenkeln wieder in den Laufschritt zu finden.
Stirnlampe, Erste-Hilfe-Päckchen, Getränke und Ersatzkleidung gehören beim Zugspitz-Ultratrail zur Pflichtausrüstung im Rucksack der Teilnehmer, erzählt Jürgen Linden. Der 55-Jährige vom LT Schweich lief zusammen mit Karl-Heinz Huberti (Trail-Freunde Sirzenich) ebenfalls 100 Kilometer rund um Deutschlands höchsten Berg. Bei Nebel und Nieselregen wurde der letzte Abschnitt im Dunkeln zum echten Abenteuer. "Der letzte Abstieg über fast 1300 Höhenmeter war sehr steil, sehr anstrengend und kostete uns wirklich die letzten Konzentration und die letzten Körner", erzählt Linden. Die Euphorie im Ziel überwog aber schnell alle Schmerzen. Linden: "Nach dem ersten Bier ging es uns wieder gut."

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