Spochtipedia TV-Serie Spochtipedia: Selbstverteidigungskurs - Was zu tun ist, wenn die Ampel auf Rot springt

Trier · In Kursen zur Selbstverteidigung werden Körper und Geist geschult. Dabei gilt: Nur viel Übung macht den Meister. Ein Beitrag aus unserer Spochtipedia-Serie.

Selbstverteidigung: Was zu tun ist, wenn die Ampel auf Rot springt
Foto: LUCAS BLASIUS (g_sport
 Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich angegriffen werde? Antworten auf diese Frage gibt's in Kursen zur Selbstverteidigung. Ein Trainer, der die richtigen Handgriffe lehrt, ist Martin Panschar (rechts unten). Geübt werden die Techniken am „lebenden Objekt“ und an Dummys. Fotos: Lucas Blasius

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich angegriffen werde? Antworten auf diese Frage gibt's in Kursen zur Selbstverteidigung. Ein Trainer, der die richtigen Handgriffe lehrt, ist Martin Panschar (rechts unten). Geübt werden die Techniken am „lebenden Objekt“ und an Dummys. Fotos: Lucas Blasius

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Selbstverteidigung: Was zu tun ist, wenn die Ampel auf Rot springt
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Selbstverteidigung: Was zu tun ist, wenn die Ampel auf Rot springt
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Trier Es ist Samstagnacht, Martin Panschar ist auf dem Heimweg von einem Geburtstag. Am Trierer Bahnhof wird der damals 26-Jährige von einigen Jugendlichen angepöbelt. Er versucht, dem Streit aus dem Weg zu gehen, doch einer der Jugendlichen kommt auf Panschar zu und greift nach dessen Hals. Panschar weicht aus, leitet den Griff in eine andere Richtung ab, brüllt laut, und der Angreifer stolpert an ihm vorbei. Das macht Eindruck, und die Gruppe lässt von ihm ab. "Wer weiß, was damals passiert wäre, wenn ich keine Selbstverteidigung geübt hätte", sagt Panschar, als er die Geschichte erzählt.

Das Erlebnis am Bahnhof ist bereits einige Jahre her, doch das Thema Selbstverteidigung hat ihn seitdem noch weiter begleitet. Er trägt einen schwarzen Gürtel im Karate und hat sich zum Trainer für Selbstverteidigung (SV) ausbilden lassen.
In Trier gibt Panschar ein SV-Training, das ganz ohne Kampfsport auf die pure Selbstverteidigung abzielt. "Wer den Ernstfall trainiert, hat auch in anderen Situationen ein viel selbstbewussteres Auftreten", sagt er.

Panschar vermittelt Techniken für den Körper, die Selbstverteidigung, und für den Kopf, die Selbstbehauptung. Eine Auseinandersetzung lässt sich nämlich häufig schon weit im Voraus abwenden. Panschar verdeutlicht das an einem Ampelsystem: "Bei Grün ist alles in Ordnung. Gelb ist, wenn ich im Dunklen unterwegs bin, durch eine enge Gasse gehe oder mir jemand zu nahekommt. Wer hier richtig auftritt, kann manches Schlimme vermeiden. Falls es dann doch körperlich wird, ist das Rot."

Um in den verschiedenen Situationen richtig zu handeln, beschäftigen sich Panschar und seine Teilnehmer jede Woche mit einem anderen Aspekt der SV. Geht es um die gelbe Situation, machen sie zum Beispiel Rollenspiele. Die Teilnehmer tun dann so, als müssten sie durch eine dunkle Gasse gehen oder als würde eine Frau im Bus bedrängt werden. Dreht sich das Training um die rote Situation, also um Notwehr, geht es in der Trainingshalle etwas mehr zur Sache. Die buntgemischte Gruppe lernt dann, wie sie Schläge, Griffe, Tritte und dergleichen abwehren und kontern kann.
Neben den Rollenspielen werden Verhaltensweisen analysiert, persönliche Erlebnisse besprochen oder die gesetzlichen Grundlagen der SV erläutert.
"Ich als kleine Person muss viel mehr durch mein Auftreten bewirken als jemand, der sowieso groß ist. Das kann ich hier üben", sagt Psychologie-Studentin Teresa Nyc, die den Kurs schon seit längerem besucht und manchmal auch den Unterricht leitet: "Einmal bin ich bei einem Rollenspiel von jemand Kräftigem angegangen worden, da habe ich mich breit hingestellt und geschrien. Da war sogar der gespielte Angreifer verunsichert."

Eine perfekte Vorbereitung auf den Ernstfall kann es aber nicht geben, sagt Panschar. Mit viel Übung und Wiederholung könne man aber die Risiken minimieren: "Das sind eingeprägte Abläufe wie Fahrradfahren."
Laut der Kriminalstatistik wurden im vergangenen Jahr etwa 1200 Körperverletzungen in Trier registriert, im Schnitt also eine pro 90 Einwohner. 300 davon waren schwerwiegende Fälle. Die Gesamtzahl ist seit 2012 minimal gestiegen. Die Polizei Trier spricht gerade seit der zurückliegenden Kölner Silvesternacht eher von einer gefühlten Unsicherheit als von wirklicher Gefahr. Trotzdem gehen viele Menschen zu locker mit potenziell gefährlichen Situationen um, meint Panschar: "Wenn ich mir allein mal die unbeschwerten Leute abends in der Stadt anschaue, gerade junge Mädels - denen muss man mal die Augen öffnen, was da passieren kann. Aber vorsichtig gesagt: Passieren kann, nicht muss."

Doch auch bereits gefühlte Unsicherheit und das Ausstrahlen von Schwäche kann Menschen in gefährliche Situationen bringen. "Wer sich als Opfer fühlt, wird auch angegriffen werden", sagt Panschar. Um dem vorzubeugen, gibt er schon seit vielen Jahren SV-Kurse. Zusammen mit seinen Eltern, die den Verein Karate-Do und Selbstverteidigung Trier e.V. im Jahr 1996 gegründet haben, hat Panschar bereits in vielen Betrieben, Lehreinrichtungen und gemeinnützigen Institutionen über SV referiert und Kurse gegeben. Auch für Kinder hat er ein spezielles Programm ausgearbeitet.

Die Gruppe bei Panschar setzt sich aus jungen und alten, sportlichen und untrainierten Frauen und Männern zusammen. Martin Panschar freut das besonders: "Als Vater hätte ich gerne, dass meine Kinder sich mal wehren können. Als Trainer kann ich allen Menschen dabei helfen."
Der Verein bietet einen Workshop zum Kennenlernen an - am Samstag, 2. Dezember, 10 bis 12 Uhr, in der Geschwister-Scholl-Halle in Trier. Infos gibt's im Internet unter www.selbstverteidigung-trier.de/ oder per E-Mail unter info@selbstverteidigung-trier.de

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