Spätschichten für den Sport
Bernkastel-Kues/Haag · Mit Susanne Kessler aus Wintrich und Aline Petry aus Haag haben sich erstmals zwei 400-Meter-Läuferinnen aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich über 400 Meter für die deutschen Jugendmeisterschaften qualifiziert. Die 17-jährige Petry wird außerdem zweimal im Mehrkampf um nationale Titel kämpfen.
Bernkastel-Kues/Haag. Ferien! Urlaub? Nicht für Aline Petry. Die 17-Jährige aus Haag im Hunsrück arbeitet. Nicht für Geld, sondern an ihrer Form. Die Schülerin des Bernkastel-Kueser Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums hat sich im Frühjahr einen Traum erfüllt. Mit drei erfüllten DM-Normen im Grunde sogar drei: über 400 Meter, im Siebenkampf und im exotischen Leichtathletik-Fünfkampf des Deutschen Turner-Bundes.
Die vielleicht größte Herausforderung erwartet die viertschnellste 400-Meter-Läuferin "aller Zeiten" des Kreises Bernkastel-Wittlich auf der Stadionrunde. "Mit dem Finale rechne ich nicht. Aber meine Bestzeit würde ich gerne steigern", sagt die 17-Jährige.
Anfang Juni erfüllte die Sportlerin des SFG Bernkastel-Kues in 58,72 Sekunden deutlich die geforderten 59 Sekunden für die U 18-DM.
Mit der ebenfalls für die DM (bei der U20) qualifizierten, drei Monate älteren Susanne Kessler verbindet Petry dabei ein freundschaftliches Verhältnis. "Na klar ist auch Konkurrenz da. Aber im Training hilft es unglaublich, sich gegenseitig ziehen zu können. Ich habe mich total gefreut, als Susanne die Quali geschafft hat", sagt Petry über die Sprinterin vom SV Wintrich, mit der sie mehrmals pro Woche trainiert.
An der Leichtathletik schätzt Petry, die durch ihren Sportlehrer Christof Simon zum SFG Bernkastel-Kues und Trainer Wolfgang Baum gefunden hat, die Vielfalt. Auch wenn sie sich im kommenden Jahr auf die 400 Meter spezialisieren will, mag sie besonders den Siebenkampf. In diesem Vielseitigkeitstest ist sie ebenfalls Beste U 18 im Verband Rheinland. 4557 Punkte sammelte sie trotz Dauerregens am ersten Wettkampftag Mitte Juni in Hachenburg - Kreisrekord!
Dass Petry und Baum das größere Entwicklungspotenzial trotzdem in der Laufdisziplin sehen, hängt mit den Trainingsmöglichkeiten im Hunsrück zusammen. Die technischen Disziplinen kann Petry nur in Bernkastel-Kues unter Baums Anleitung üben. Schon im vergangenen Schuljahr nahm die Elftklässlerin dafür in Kauf, an manchen Wochentagen erst nach acht Uhr abends nach Hause zu kommen. Hausaufgaben? Spätschicht. "Es ist schon manchmal stressig, aber machbar", sagt die Gymnasiastin, die ihre schulische Leistung als "normaler Durchschnitt" einstuft. Als Siebenkämpferin müsste Petry noch öfter an der Mosel trainieren. Für die Viertelmeile kann sie dagegen viele (Lauf-)Einheiten auch allein in Haag absolvieren. Bei der Vorbereitung aufs Abitur ist das ein gewichtiges Argument. teu
