Tesfaye: Silvesterlaufsieg nach Asylantrag und Bundeswehr

Trier · Homiyu Tesfaye ist stolz, als erster Deutscher seit 17 Jahren den Bitburger-Lauf der Asse gewonnen zu haben. Der gebürtige Äthiopier ist seit Sommer Deutscher und fühlt sich wie einer.

 Stolzer Sportsoldat: Homiyu Tesfaye hat in Trier den Lauf der Asse gewonnen. TV-Foto: Holger Teusch

Stolzer Sportsoldat: Homiyu Tesfaye hat in Trier den Lauf der Asse gewonnen. TV-Foto: Holger Teusch

Trier. Wo ist Homiyu Tesfaye? Kaum hat der Sieger des Acht-Kilometer-Rennens das Zielband durchlaufen, ist der 20-Jährige wie vom Erdboden verschluckt. Unterm Weihnachtsbaum auf dem Trierer Hauptmarkt taucht er wieder auf. Wie als Geschenk für die nicht gerade erfolgsverwöhnten deutschen Lauf-Fans: der erste Deutsche seit dem Mayener Thorsten Naumann 1996, der den Bitburger-Asselauf gewinnt!
Sein Frankfurter Vereins- und Trainingskamerad Nico Sonnenberg, als Achter zweitbester Deutscher im Asselauf, beglückwünscht ihn - mehr als nur eine höfliche Geste. Die Gruppe um Bundestrainer Wolfgang Heinig, zu der auch die Frauen-Fünfte Gesa Krause gehört, ist für Tesfaye ein zum Familienersatz geworden, seit er 2010 in Deutschland Asyl beantragt hat. Seine Familie, zwei Brüder, zwei Schwestern, Homiyu ist der Mittlere, lebt weiter in Ostafrika.
Seit Ende Juni hat Tesfaye einen deutschen Pass. Mit dem fünften Platz über 1500 Meter bei den Weltmeisterschaften hat er ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. "Damit ist der Sieg beim Silvesterlauf natürlich nicht vergleichbar. Aber Trier ist der beste Silvesterlauf in Deutschland. Und seit vielen Jahren hat kein Deutscher mehr gewonnen. Das ist unglaublich für mich. Ich dachte nicht, dass ich Thomas Ayeko schlage", sagt Tesfaye. Er sei sehr zufrieden und stolz. Er fühle sich als Deutscher.
Auf der Zielgeraden legte er die rechte Hand an die Stirn, so wie sich Soldaten grüßen. "Ich wollte etwas für die Zuschauer machen. Die Stimmung war so toll. Ein unvergesslicher Tag!" Der Gruß habe aber nichts damit zu tun, dass er bei der Bundeswehr ist. Nach sechs Wochen Grundausbildung mit wenig Schlaf und noch weniger Training habe er nun optimale Möglichkeiten sich auf seine nächsten Ziele vorzubereiten.
Nach einem Trainingslager in Spanien beginnt für den Sportsoldaten Ende Januar die Hallensaison mit Starts in Düsseldorf und Karlsruhe über 1500 Meter und 3000 Meter. Bei der Hallen-WM will Tesfaye dann wieder das Nationaltrikot tragen. teu

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