Geichlingen. Das gab es in der Region seit den Zeiten des legendären Trierer Gespanns Schons/Lauterbach nicht mehr. Ein echter "Schmiermaxe", ein furchtloser Bursche aus der "wilden Reiter GmbH", als Deutscher Meister in der Seitenwagen-Klasse. So zumindest hieß das noch zu Zeiten des unvergessenen BMW-Gespanns "Schonsen Eg‘ und Lauterbachs Karel", wie die beiden liebevoll im Volksmund genannt wurden.
Heute firmieren der 1,92 Meter große Zimmermann von der luxemburgischen Grenze, Jens Lehnertz, und sein Pilot André Kretzer vom MSC Freier Grund im Norden Hessens als IDM-Champion: also internationale Deutsche Motorradmeister. Was so viel heißt wie: Wir haben auch noch ein paar Konkurrenten aus anderen Ländern "zersägt". Lehnertz, der im vergangenen Jahr die IDM und teilweise WM-Läufe mit dem Schweizer Jakob Rutz bestritten hatte, fand erst zu Beginn mit Kretzer zusammen. Doch schnell stellte er fest: "Der André und ich, das passt. Auf der Maschine, wo unheimlich viel auf das Zusammenspiel zwischen Pilot und Co-Pilot ankommt und auch menschlich. Wir können gut miteinander."
Die beiden "Himmelsstürmer" (24 und 28 Jahre jung) gehörten auf ihrer Suzuki von Beginn an zu den Arrivierten in der Szene. An der Spitze ging es lange zwischen den beiden deutschen Teams Mike Roscher/Uwe Neubert auf der einzigen BMW im Feld und eben André Kretzer/Jens Lehnertz äußerst eng zu. Erst am Wochenende fiel auf dem Lausitzring in einem furiosen Finalrennen, einem wahren Teufelsritt, die Entscheidung. Mit ihrem fünften Saisonerfolg vor den WM-Fünften Kurt Hock/Enrico Becker fuhren Kretzer/Lehnertz gleich im ersten Jahr zum Titel.
"Das ist ein sensationeller Erfolg für uns. Damit konnte zu Beginn der Saison keiner rechnen. Im Abschluss-Rennen, in das wir ja nur als Gesamt-Zweite gingen, haben wir zwar zu Beginn ein paar Fehler gemacht, konnten uns dann aber wieder nach vorn arbeiten", freuen sich die beiden jungen Motorradsportler über ihren ersten IDM-Titel. Kretzer/Lehnertz gelten vor allem aufgrund ihres Alters, verbunden mit einer gehörigen Portion Rennerfahrung als das deutsche Gespann der Zukunft.
Dass das jüngste Team im gesamten Fahrerfeld die Saison als Champion abschließt, das gab es bisher noch nicht. Das Ziel für 2014 steht schon fest: "Dann wollen wir unseren Titel verteidigen." Was will ein Paar, dem offenbar nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft gehört, auch anderes sagen.