Tischtennis: Deutsche Herren feiern EM-Titel beim Turnier in Luxemburg - Niederlage für Damen

Luxemburg · Die deutschen Tischtennis-Herren haben am Sonntagabend in Luxemburg den siebten Europameister-Titel im Teamwettbewerb gewonnen. Im Finale gewann das DTTB-Team locker mit 3:0 gegen Portugal. Die deutschen Damen müssen sich hingegen mit Silber begnügen.

Bei den Europameisterschaften 2014 und 2015 hatten sich Timo Boll & Co. jeweils im Finale geschlagen geben müssen. Am Sonntag lief es dagegen rund: Im Auftakteinzel wehrte Timo Boll beim Stand von 7:10 drei Matchbälle gegen Marcos Freitas ab - und gewann den fünften Satz noch 12:10! Dimitrij Ovtcharov startete hochkonzentriert ins zweite Einzel gegen Tiago Apolonia. Die ersten beiden Sätze gingen mit 11:6 und 11:7 an Deutschlands Nummer eins, nach einer verspielten 5:1-Führung wurde es dann im dritten Satz noch mal ganz eng: Ovtcharov behielt aber die Nerven und gewann 11:9. Auch das dritte Einzel ging an das deutsche Team. Patrick Franziska besiegte Joao Monteiro mit 3:1.
Das Ende der Gold-Serie: Tischtennis-EM: Deutsche Damen müssen sich in Luxemburg mit Silber zufrieden geben. Rumänien feiert den Titel. Daniela Monteiro Dodean liegt auf dem Boden in der Coque in Luxemburg, lässt sich von ihren Teamkolleginnen feiern. Ihre Gegnerin Han Ying, Europas Nummer eins, wirft frustriert das Handtuch zur Seite. Rumänien jubelt über den EM-Titel. Das deutsche Team, das zuletzt drei Mal in Folge die Team-Europameisterschaft in Tischtennis gewonnen hatte, muss eine bittere Final-Pleite einstecken. Es ist eine enge Kiste in der Coque: 3:2 gewinnen die Rumäninnen, die zuletzt meist auf Silber abonniert waren. Die deutschen Damen hatten schon am Vortag im Halbfinale gegen die Niederlande Schwerstarbeit leisten müssen (3:2).
"Shit", so fühle es sich an, sagt Han Ying nach dem verlorenen Finale bei der Pressekonferenz auf Englisch, "auch, weil ich gleich beide Einzel verloren habe". Die rumänischen Spielerinnen feiern dagegen ausgelassen. Nur Daniela Monteiro Dodean hat noch Stress, wie sie sagt, auch wenn ihr Arbeitstag traumhaft zu Ende gegangen ist. "Ich hatte noch nie gegen Han Ying gewonnen. Ich wollte das unbedingt und ich bin froh, dass ich beim 8:10 im vierten Satz noch mal zurückgekommen bin. Ich weiß nicht, ob ich im fünften Satz noch die Kraft gehabt hätte."
Warum sie noch angespannt ist? Während der Interviews hatte bereits das Herren-Finale zwischen Deutschland und Portugal angefangen. Dort ist ihr Mann im Einsatz, der portugiesische Spitzenspieler Joao Monteiro. "Unsere kleine Tochter soll morgen zwei Goldmedaillen in den Händen halten dürfen", sagt sie und lächelt. Für das deutsche Team um Bundestrainerin Jie Schöpp war es ein Dämpfer nach einem ansonsten ordentlichen Turnier.

Dass nichts aus der Titelverteidigung wurde, lag zum einen an Han Ying - die Abwehrspezialistin hatte einen schwachen Tag erwischt. Zum anderen an der Personalsituation im deutschen Team: Die gebürtigen Chinesinnen im deutschen Team, Han Ying und Shan Xiaona, sind zwar die Nummer eins und zwei in der europäischen Rangliste. Dahinter klaffte aber eine Lücke: Die erst 20-jährige Nina Mittelham war im dritten Einzel chancenlos gegen Bernadette Szocs (Mittelham: "Ich war zu nervös"). Die Nummer 47 der europäischen Rangliste war bedingt durch die Ausfälle von Petrissa Solja, Kristin Silbereisen und Sabine Winter ins Team gerückt. So verdienten sich die Rumäninnen letztlich die Goldmedaille.
Die deutschen Damen hatten schon am Tag zuvor eine Nervenschlacht hinter sich gebracht: Über vier Stunden ging das Halbfinale gegen die starken Niederländerinnen, die zwischenzeitlich schon wie die Siegerinnen ausgesehen hatten. Nach drei Einzeln führten sie mit 2:1, im vierten Einzel lag die Niederländerin Li Jie gegen Han Ying schon mit 2:0 vorn - doch die gebürtige Chinesin im deutschen Team drehte die Partie noch. Das entscheidende Einzel gewann Shan Xiaona gegen Britt Eerland.
Die deutschen Herren um Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov hatten im Halbfinale am Samstagabend beim 3:2 mehr Mühe als gedacht mit Außenseiter Slowenien. Ovtcharov verlor das erste Einzel gegen den Bundesligaspieler Darko Jorgic. Timo Boll ließ im ersten Einzel dem Saarbrücker Bundesligaspieler Bojan Tokic keine Chance. Der Weltranglisten-Sechste gewann auch das entscheidende fünfte Einzel gegen Jorgic.

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