Trier spielt toll, doch Hecking nimmt Revanche

Hut ab, Eintracht Trier! Der Regionalligist hat gestern in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Bundesligist 1. FC Nürnberg einen couragierten Auftritt hingelegt. Trotzdem platzte der neuerliche Pokaltraum.

Trier. In dieser Sekunde weiß er genau, was möglich gewesen wäre. Als Schiedsrichter Guido Winkmann um 17.48 Uhr die Partie abpfeift, stoppt Eintracht-Stürmer Thomas Kraus ab und greift sich an den Kopf. Trier ist in diesem Moment aus dem Pokal geflogen - aber nicht in Bausch und Bogen, sondern ganz schön knapp. Kraus hätte zum Helden werden können. Mehr als einmal war der unermüdliche Angreifer einem Treffer sehr nahe. Doch der Ball wollte nicht über die Torlinie.

So blieb der Mannschaft nicht mehr, als sich im Nieselregen den verdienten Applaus des Publikums abzuholen.

5200 Zuschauer im Moselstadion (weniger als erhofft) sahen eine Partie, die den Lauf zu nehmen schien, den man erwartet, wenn ein Viertligist auf einen Erstligisten trifft. Nürnberg gelang früh die Führung, als Fabian Zittlau gegen den ausgebufften Albert Bunjaku Lehrgeld bezahlte und Triers Rechtsverteidiger zudem von den Mitspielern sprichwörtlich im Regen stehen gelassen wurde.

Die Eintracht hatte zunächst Probleme in der Abstimmung zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehr. Auch auf der rechten Trierer Seite waren die Lücken zu groß. Doch die Gäste versäumten es, ihre Angriffe auszuspielen. Sehr zum Missfallen von Trainer Dieter Hecking, dessen Aktionsradius rund um seinen Plastikstuhl auf der Tartanbahn größer wurde. Die Gäste erlangten keine größere Spielkontrolle.

,Wer nicht will, der hat schon', dachte sich die Eintracht. Sie berappelte sich und ließ im Spiel nach vorne gegen die nicht sattelfest wirkende Nürnberger Deckung wenig unversucht. Angetrieben von den Fans, die das Bemühen honorierten. In der zweiten Halbzeit wurde es für die Eintracht auf dem tiefen Boden schwerer, Nadelstiche zu setzen. Doch es gelang. Vor allem über Thomas Kraus. Die Gäste taten nicht mehr, als sie mussten. Der eingewechselte Mehmet Ekici schloss kurz vor Schluss einen Konter zum 2:0 ab - nachdem die Eintracht Nürnbergs Defensive kurz zuvor ein letztes Mal mächtig ins Schwimmen gebrachte hatte.

Ein schlichter Auftritt des Bundesligisten, der aber ausreichte, in die nächste Runde einzuziehen. Für Nürnbergs Coach Hecking, der im vergangenen Jahr mit Hannover 96 an gleicher Stelle in der ersten Pokalrunde eine 1:3-Blamage wegstecken musste, wurde Trier nicht noch einmal zum Stolperstein.

Meinung

Das Los eines Pokalschrecks

Auch wenn die Tartanbahn rund um seinen Trainerstuhl wegen des Dauerregens pitschnass war, ist Dieter Hecking nicht ein zweites Mal im Moselstadion ausgerutscht. Nürnberg hat die Pokal-Hürde in Trier genommen - wenn auch nur knapp. In den Hintergrund gedrängt ist die Schmach aus dem Vorjahr, als Trainer Hecking mit Hannover 96 baden ging. Viele Bundesligisten haben den DFB-Pokal inzwischen wieder als wichtige Einnahmequelle schätzen gelernt. Das macht Überraschungen schwerer. Zumal dann, wenn ein Verein wie Eintracht Trier Opfer seines eigenen Erfolgs wird. Der SVE hat sich dank mehrerer Sensationen den Nimbus als Pokalschreck erarbeitet. Die Gegner sind gewarnt: Bei einer Reise an die Mosel droht mächtig Gegenwind! Der FCN war gestern dank Torwart Schäfer in den entscheidenden Phasen standhaft genug, um von den tapfer stürmenden Trierern nicht weggeweht zu werden. m.blahak@volksfreund.de

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