"Trierer mit Herz und Verstand"

TRIER · Warmer Empfang f´ür den neuerlichen Ruder-Weltmeister Schmidt in seiner Heimatstadt.

 Ruder-Weltmeister Richard Schmidt – hier mit seiner Freundin Miriam Staelberg – wird im Trierer Rathaus von Sportdezernent Andreas Ludwig empfangen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ruder-Weltmeister Richard Schmidt – hier mit seiner Freundin Miriam Staelberg – wird im Trierer Rathaus von Sportdezernent Andreas Ludwig empfangen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

TRIER Manchmal muss es eben auch mal schnell gehen. Zügig. Unkompliziert. Spontan. Aber nicht minder herzlich. Vor allem dann, wenn man einen Olympiasieger und (seit einer Woche) vierfachen Weltmeister in seiner "gute Stube" begrüßen darf. Denn Bürger dieses Prädikates hat die Stadt Trier nun einmal nicht so viele. "Oder wüssten Sie einen? Ich nicht!", fragt Sportdezernent Andreas Ludwig in die Runde des kleinen Gratulationskomitees, das sich zu Ehren von Richard Schmidt im Trier-Zimmer am Augustinerhof eingefunden hat. Am 1. Oktober in Florida mit dem Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV), dem Achter, in Florida mit deutlichen Vorsprung vor den US-Gastgebern Titelträger bei der WM geworden, wollte ihm nun seine Heimatstadt dafür noch einmal besonders gratulieren.
"Ich wusste bis vor ein paar Tagen noch gar nicht, ob ich am Wochenende in Trier sein würde. So oft bin ich ja auch nicht da. Umso schöner, dass es dann doch noch so auf die Schnelle geklappt hat", freute sich auch der 30-Jährige vom RV Treviris, der seit neun Jahren im Stolz des DRV sitzt.
Und so ergibt sich, nachdem Schmidt als Anerkennung der Stadt eine Nachahmung des Neumagener Weinschiffes erhalten hat (natürlich mit Ruderern besetzt), eine interessante und fast schon halb private Frage- und Antwortrunde. Während von den Gängen des am Freitagnachmittag schon recht verwaisten Rathauses die Eimer, Schrubber und Besen der Putzkolonnen hörbar scheppern, auf den Baugerüsten vor dem Fenster des Trier-Zimmers noch ein paar Handwerker hörbar ihrer Arbeit nachgehen, erzählt "der Trierer Junge, auf den wir alle mächtig stolz sind" (O-Ton Andreas Ludwig) von der WM in Florida. Von der Hektik der vergangenen Woche. Von den Tagen nach dem Orkan in Florida, vom langen zehnstündigen Flug Orlando - Frankfurt, dem Besuch der Uni in Dortmund, dem kurzen Trip nach Trier, von der Hochzeit, auf die er und seine Freundin an diesem Wochenende noch eingeladen sind. Und - natürlich - auch davon, dass er jetzt seit Kurzem auch den "Master" in der Tasche hat. "Danach steht irgendwann die Promotion an." Richard Schmidt, optisch eine Mischung aus wohl erzogenem Schwiegermamas Liebling und gut gekleidetem Dressman, ausgestattet mit der Statur eines Türstehers aus der Karl-Marx-Straße, ist einer, der nichts auf die lange Bank schiebt. Einer der akribisch die Dinge plant, angeht, analysiert. Und einer, der Verantwortung übernimmt. Als Athletensprecher, als "spiritus rector" des Achters. "Rudern, vor allem im schnellsten Boot, ist Mannschaftssport. Da ist jeder nicht nur für sich, sondern auch für den Erfolg und den Misserfolg des anderen verantwortlich." Im Rathaus, im Stadtsportverband, in den Vereinen, ist man stolz darauf, "einen wie Sie, Herr Schmidt, einen Trierer mit Herz und Verstand" (wieder O-Ton Ludwig) begrüßen zu dürfen. Und auch die Folgen dessen sportlichen Ruhms erleben zu dürfen.
Sein Heimatverein, der RV Treviris, so Schmidts Nachbar aus Kinder- und Jugendtagen und väterlicher Freund Reiner Düro, habe von der Zahl der Mitglieder und der Qualität des Trainings her einen großen Aufschwung genommen, "seit der Richard diese Erfolge feiert". Keine Frage also, dass es für so einen tollen Botschafter unserer Stadt auch am Freitagnachmittag im Rathaus mal etwas später werden darf. Auch wenn draußen schon die Eimer scheppern …

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