Gewichtheben TV-Serie Spochtipedia: Die starken Männer aus Trier

Trier · Das Trierer Kraftpaket Paul Trappen galt als der stärkste Mann der Welt. Der Gewichtheber Helmut Opschruf wurde dagegen um eine Olympia-Medaille geprellt.

 Gewichtheben in der Region

Gewichtheben in der Region

Foto: TV/privat

(AF/ik) Starke Typen aus Trier? Da gibt’s in der Vergangenheit einige gute Beispiele, schon lange bevor die Kylltalheber Ehrang in den 80ern und 90ern eine gewichtige Rolle spielten. Einer hat besonderen Eindruck hinterlassen. Paul Trappen hob Mastochsen in die Höhe und soll entgleiste Straßenbahnen zurück in die Spur gestellt haben. Der Schwerathlet ist der vielleicht außergewöhnlichste Trierer Sportler aller Zeiten. Es ist über 100 Jahre her, aber die Fotos hinterlassen heute noch Eindruck – und Szenarien wie dieses: Auf der Eisenplatte unter dem Gerüst stehen zwei Ochsen. Ausgewachsen. Gut gemästet. Trappen klettert auf das „Dach“ über den gehörnten Köpfen, greift die an der Platte befestigten Ketten und hebt Ochsen samt Untergrund in die Höhe. 4128 Pfund. Zehn Zentimeter hoch, zwanzig. Dreißig. Schließlich schweben die Tiere vierzig Zentimeter über der Erde. Spektakuläre Aktionen wie diese „Ochsennummer“ im Sommer 1914 brachten Paul Trappen den Ruf als stärkster Mann der Welt ein. Fast mühelos konnte er ein mit sechs Männern besetztes Cabriolet beim Start festhalten oder auf dem Rücken liegend mit den Beinen 16 Leute auf einer Eichenbohle in die Luft stemmen und ausbalancieren.

Schon als Schuljunge soll der 1887 in Heidweiler im Kreis Bernkastel-Wittlich geborene Trappen 75 Pfund gedrückt haben – einarmig. Eine Metzgerlehre führte den Eifeler Anfang des 20. Jahrhunderts nach Trier, 1905 trat er dort in den Athletikverein „Deutsche Eiche Siegfried“ ein.

Zwischen 1912 und 1939 war Trappen mehrfacher Deutscher Meister in der Schwerathletik, 1924 Europameister. Den großen Durchbruch schaffte er 1913: Bei der deutschen Schwergewichtsmeisterschaft in Kassel schlug er 265 Konkurrenten, darunter die gesamte Heberelite des Reiches. Über Nacht war „Trappens Paul“ bekannt. Angebote aus aller Welt flatterten ihm ins Haus. Der Vater von zwei Kindern tauschte die Metzgerschürze gegen den Athleten-Anzug und unterschrieb beim Zirkus Barnum and Bailey. Von 1918 bis 1922 stand er beim Münchner Zirkus Holzmüller unter Vertrag.

Danach wechselte Trappen erneut den Job: 1925 eröffnete er in der Fleischstraße die Gaststätte „Rippchenhaus“. Nebenbei fungierte er als Vorsitzender und Trainer der Athletiksportvereinigung Trier, die mehrmals Deutscher Meister wurde, und aus der die beiden Olympia-Teilnehmer Helmut Opschruf (1936) und Oswald Junkes (1952) kamen. Als Trappen bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam wegen der früheren Profi-Engagements nicht starten durfte, stellte er prompt die 372,5 im Dreikampf (Drücken, Reißen, Stoßen) gestemmten Kilogramm des Goldmedaillengewinners Josef Straßberger in den Schatten: Mit 382,6 Kilogramm legte das Trierer Kraftpaket einen neuen, wenn auch inoffiziellen Weltrekord vor. Pöbelnde Gäste soll er kurzerhand aus dem Fenster seines Lokals gehoben haben oder den voll beladenen Karren eines Kutschers, der ihm den Weg versperrte, auf den Bürgersteig. Weil von nichts nichts kommt, verdrückte Trappen zum Frühstück schon einmal zwei Pfund Hackfleisch und zehn Eier, mittags schaffte er gelegentlich einen ganzen Hahn. Sein Oberarmumfang von 50 Zentimetern war Trappens ganzer Stolz. Geschichten wie diese sind in Thomas Schnitzlers „Trierer Sporthistorie“ nachzulesen. Selbst nachts, wenn er zur Toilette musste, machte er Zeitzeugen zufolge einige Kraftübungen. Und noch 1957 auf dem Sterbebett soll er mit einem Maßband täglich die Größe seines Oberarms überprüft haben.

Nicht so berühmt wie Trappen, aber ebenfalls ein ganz starker Typ war Helmut Opschruf, der vor 25 Jahren im Alter von 82 Jahren in seiner Heimatstadt Trier starb. Der Schüler von Trappen hatte seine besten Jahre 1935 und 1936. Im März 1935 hatte er mit 140 Kilogramm den Weltrekord im beidarmigen Stoßen aufgestellt. Im Jahr darauf verbesserte er weitere zwei Mal seinen eigenen Weltrekord. Das Olympia-Jahr 1936 war letztlich dennoch frustriend für Opschruf. Der Gewichtheber schaffte als einziger Trierer die entscheidende Qualifikation. Er durfte im Berliner Olympiastadion, dem ersten Werk der monumentalen nationalsozialistischen Architektur, an die Hanteln. Allerdings musste er auf Geheiß von oben in einer schwereren Klasse antreten – im Halbschwergewicht statt im Mittelgewicht. In seiner Gewichtsklasse hätte er mit gehobenen 355 Kilogramm die Silbermedaille gewonnen.

Viele Deutsche Meistertitel im Federgewicht gewann später der Trierer Oswald Junkes (1921 bis 1993) – er wurde mit 66 Jahren sogar noch Weltmeister: 1987 feierte er den Titel bei der Senioren-WM in Puerto Rico.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort