Sport TV-Serie Spochtipedia: Frisbee - Ihre Welt ist eine Scheibe

Trier · Eine flache Scheibe aus Kunststoff ist beim Frisbee das Objekt der Begierde. Das Ziel ist, sie so schnell wie möglich in die gegnerische Zone zu bringen. Bei allem Ehrgeiz wird die Fairness sehr großgeschrieben.

 Die Porta Pirates spielen mit Frisbee-Scheiben, auf denen das eigene Logo abgebildet ist.

Die Porta Pirates spielen mit Frisbee-Scheiben, auf denen das eigene Logo abgebildet ist.

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Trier Die weiße Plastikscheibe steigt steil in den blauen Himmel über dem Petrisberg, um wenige Augenblicke später im Sinkflug aus der Luft gefischt zu werden. "Hier rüber", rufen die frei stehenden Spieler der Porta Pirates ihrer Teamkollegin Kathi Schindler zu. Nur einen kurzen Augenblick später wirft sie das Frisbee dann auch schon weiter.

Seit rund acht Monaten ist die Jura-Studentin aktives Mitglied bei den Pirates. "Ballsportarten kommen für mich nicht in Frage. Dazu habe ich viel zu viel Angst vor den Bällen. Mit der Scheibe kann eigentlich nichts Schlimmes passieren", verrät die 25-Jährige lachend.

Sie schwärmt vom Spiel mit "beeindruckenden Würfen und spannende Laufduellen". Über ihren Freund Philipp Düpré - neben Christian Jaster und Finn Babbe einer von drei Spielertrainern - ist sie zum Frisbee gekommen, nimmt am zweimal wöchentlichen Training und an Turnieren teil. "Teilweise geht es da rein um den Spaß - wie neulich, als wir sogar mit ein paar Leuten in England waren", erzählt Düpré, den sie in Frisbee-Kreisen nur unter seinem Spitznamen Flip kennen. Auch an offiziellen Wettkämpfen nehmen die Porta Pirates teil; in der Hallen-Winterserie gehen sie in der zweiten Liga an den Start. Genauso wie im Sommer (hier spielt man auf dritthöchster Ebene) werden auch hier die Spiele in Turnierform ausgetragen.
Das Ultimate Frisbee ist eine von mehreren Ausprägungen dieser Sportart. "Hier kommt es vor allem auf präzises Werfen an. Laufen mit der Scheibe ist verboten", berichtet Düpré.

Im Training, das den Sommer über normalerweise auf der Bezirkssportanlage in Feyen stattfindet (im Ausnahmefall auch zum Beispiel mal am Fuße des Turms Luxemburgs auf Triers Höhen) , üben die Porta Pirates zunächst die Basistechniken wie den Rückhandwurf und die etwas schwierigere Vorhand-Variante. Es folgen verschiedene Spielformen und ein längeres Match zum Abschluss der rund eineinhalbstündigen Einheit. "Die Scheibe sollte beim Passen nicht in den Armen der gegnerischen Mannschaft oder gar auf dem Boden oder im Seitenaus landen. Denn das bedeutet den Verlust des Angriffsrechts", erklärt Ralf Schiffhauer (43) fachmännisch. Bereits seit rund zwei Jahrzehnten ist er dem Sport treu: "Als Student in Koblenz habe ich davon gehört, wurde neugierig - und habe mal dort bei einer Mannschaft vorbeigeschaut." Unverändert ist er fasziniert vom Frisbee: "Der Teamgedanke ist sehr ausgeprägt. Viele Komponenten werden hier miteinander vereint. Und bei allem ist die Atmosphäre locker, obwohl jeder natürlich gewinnen will - ohne dabei allzu verbissen zu sein."

Was ihn als "Oldie" der Pirates, aber auch seine Mannschaftskollegen zudem begeistert, ist die große Fairness. Es ist der "Spirit of the Game" ("Geist des Spiels"). Dieser stellt das Fair Play und den Spaß am Spiel in den Vordergrund - und das so eindeutig, dass bis auf die Weltmeisterschaften ohne Schiedsrichter gespielt wird. "Geschieht dennoch mal ein Foul, so einigen sich die Spieler untereinander. Bei Meinungsverschiedenheiten geht die Scheibe zurück zur letzten unstrittigen Situation", sagt Philipp Düpré.

Der weitestgehend kontaktlose Sport hat seinen Ursprung an amerikanischen Universitäten und wird auch in Trier überwiegend von (ehemaligen) Studenten praktiziert. Da es also auch nicht zu Zweikämpfen kommt, haben Frauen und Männer beim Frisbee ähnliche Voraussetzungen. Läuferisch sollte man beim Ultimate Frisbee einiges mitbringen; auch Dynamik, Konzentration und Handlungsschnelligkeit - innerhalb von zehn Sekunden muss die Scheibe weitergeworfen werden - sind besonders gefragt. Gespielt wird auf einem Feld, das etwa so lang ist wie ein Fußballplatz, aber etwas schmaler ist. Die Endzonen haben eine Länge von jeweils 18 Metern. Im Freien spielt ein Team mit sieben Akteuren, nach jedem Punkt wird beliebig gewechselt.

Ziel ist es, die Frisbee von seiner eigenen in die gegnerische Endzone zu bringen - ohne mit ihr zu laufen. Ähnlich wie im Basketball ist allerdings ein Sternschritt um die eigene Achse ist möglich.
Das Team, welches zuerst 15 Punkte erreicht, hat gewonnen. Egal, wer siegt - nach dem Training und auch nach den Spielen gibt es nachher keinen großen Unterschied zwischen Siegern und Verlierern. "Der Sport an sich steht im Mittelpunkt - und der Respekt vor dem Gegner, den Regeln und dem Spaß am Spielen", stellt Düpré fest.
Was mit dem Gegner zum Spiel zu klären ist, erfolgt immer direkt danach in einem gemeinsamen Kreis auf dem Spielfeld, im "Spirit Circle". Auch für "Flip" ist "nichts schöner, als nach einem hart umkämpften Spiel mit dem gegnerischen Team in einem Kreis zusammenzukommen und sich gegenseitig Lob und Kritik auszusprechen".Pirates sind Teil der MJC Trier : Die Porta Pirates sind einzige Ultimate-Frisbee-Mannschaft in Trier und der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region. Entstanden sind sie aus einer Unisportgruppe heraus. Inzwischen sind sie in der MJC Trier organisiert ( www.portapirates.de ). Den Sommer über wird (jetzt wieder) montags und mittwochs von 18 bis 21 Uhr auf der Bezirkssportanlage in Feyen trainiert. Im Winter geht es in die Unihalle oder die Arena.

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