Biersdorf/Nottwil Über Biersdorf und die Schweiz zur WM

Biersdorf/Nottwil · Rennrollstuhlfahrerin Julia Würthen verbessert ihren eigenen deutschen Rekord über die 400 Meter.

 Bezirksmeisterschaften Schüler 10-15 Jahre 2018

Bezirksmeisterschaften Schüler 10-15 Jahre 2018

Foto: Holger Teusch

Julia Würthen startet durch: Die TV-Nachwuchssportlerin des Jahres 2017 steht nach drei Sportfesten in der Schweiz vor der Teilnahme an den IWAS Youth World Games, quasi der Junioren-Weltmeisterschaft der Rennrollstuhlfahrer. Vom 30. Juni bis 6. Juli ermitteln die besten Nachwuchs-Paraleichtathleten im irischen Athlone die Hoffnungsträger für die Paralympischen Spiele in Tokio (2020) und Paris (2024).

„Julia ist schon sehr aufgeregt, da die WM diesmal in einem Land in gänzlich unbekannter Umgebung und ungewohnter Sprache stattfindet. Bisher konnte man sich in der Schweiz, Holland oder Belgien fast schon heimisch fühlen“, erzählt ihr Vater Thomas Würthen. In Irland will seine Tochter die Sprintdistanzen 100 Meter, 200 Meter und 400 Meter fahren. „In Zukunft werden gegebenenfalls die 200-Meter-Starts zurückgefahren und die 800 Meter ins Visier genommen, da auf der Paralympics in Zukunft keine 200 Meter gefahren werden“, sagt Thomas Würthen. Auf allen Distanzen (100 Meter bis 800 Meter) hält die in Biersdorf am See beheimatete Sportlerin mittlerweile die deutschen Rekorde in der Klasse T53.

Julia Würthen kam einer schweren Form von Spina bifida, umgangssprachlich oft irreführend „offener Rücken“ genannt, zur Welt. In der Klasse T53 starten Sportler, die Rumpf und Beine nicht oder nur wenig bewegen und kontrollieren können.

Bereits Ende April hatte die knapp 16-Jährige in Weinstadt mit 20,50 Sekunden über 100 Meter einen Richtwert für die Junioren-WM-Nominierung erfüllt. Während der drei Sportfeste im schweizerischen Nottwill verbesserte sie sich auf 20,09 Sekunden auf der Sprintgeraden und fuhr außerdem 37,76 Sekunden über 200 Meter und 1:16,94 Minuten über 400 Meter. Mit der Zeit auf der Stadionrunde hat Julia Würthen ihren eigenen deutschen Rekord um fast 1,5 Sekunden verbessert - der Lohn für tägliches Kraft- und Ausdauertraining und Wochenende am Olympiastützpunkt in Saarbrücken.

Die Wettkämpfe in Nottwill, das wegen seiner schnellen Bahn bei Rennrollstuhlfahrern sehr beliebt ist, fanden an sechs Tagen statt. „Da Julia möglichst viele Rennen ohne Fehlzeiten in der Schule wahrnehmen wollte, musste wir vom zweimal anreisen“, erklärt Thomas Würthen. Die Realschülerin besucht momentan die neunte Klasse. Als Problem stellte sich mittlerweile auch ihr etwas zu kleiner Rennrollstuhl heraus. „Um Druckstellen oder Haltungsschäden zu vermeiden, müssen wir immer mal die Sitzposition ändern und versuchen durch diverse Anpassungen die Material-Nachteile auszugleichen“, erzählt Thomas Würthen. Die Ferienwohnung der Familie in der Schweiz verwandelte sich deshalb zeitweise zur Werkstatt.

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