Viel essen für den goldenen Traum

Trier/Dortmund/Rendsburg · Es ist ein langer und harter Weg gewesen zum Weltmeistertitel. Nun geht es für den dreimaligen Ruder-Weltmeister Richard Schmidt vom RV Treviris Trier endlich in den verdienten, aber kurzen Urlaub.

Trier/Dortmund/Rendsburg. Hobbys? Nein, für Hobbys hat Richard Schmidt keine Zeit. Mit Sport, Studium und Freundin ist er völlig ausgelastet. "Wenn ich nicht rudere, unternehme ich viel mit meiner Freundin, lerne fürs Studium, treffe mich mit Freunden - oder fahre eben nach Trier", erzählt Schmidt. Der 24-Jährige studiert in Dortmund im achten Semester mit Ziel Wirtschaftsingenieur. "Ich könnte schon weiter sein", sagt er.
Doch 2008 in Peking war Schmidt erstmals bei Olympischen Spielen. Nach der Krankheitsserie in der deutschen Mannschaft rutschte er als Ersatzmann in den Vierer, der überraschend das Finale und den sechsten Platz erreichte. Der Deutschlandachter belegte dagegen sang- und klanglos den letzten Platz.
Nach den Olympischen Spielen bildete Schmidts erfolgreicher Vierer den Kern der neuen Besatzung des Vorzeigeboots des Deutschen Ruder-Verbands. Auf der olympischen 2000-Meter-Strecke seitdem in 30 Rennen ungeschlagen holte das Team dreimal in Folge den Weltmeistertitel. Das große Ziel heißt nun Olympiagold 2012 in London.
Dieses Vorhaben hat Priorität. "Ursprünglich wollte ich nächstes Semester den Bachelor machen", sagt Schmidt. Doch die meisten Klausuren, die er schreiben wollte, fielen der Vorbereitung auf das dritte WM-Gold zum Opfer.
Ob Rücksicht auf den Sport genommen wird, hänge in Deutschland viel vom jeweiligen Professor ab. Trotz dieser Schwierigkeiten: "Ich werde versuchen, dass ich im Winter 2012 meine Bachelorarbeit abgeben kann", erklärt Schmidt. Nicht nur im Sport setzt er sich ehrgeizige Ziele.
Von Lagerkoller keine Spur


Mehr Zeit als mit seiner Freundin hat Schmidt in den vergangenen Monaten mit seinen Ruderkameraden verbracht. Zwischen Juli und der WM im slowenischen Bled Ende August bereitete sich die Mannschaft des Deutschlandachters fast ununterbrochen in zwei Vorbereitungscamps auf den Saisonhöhepunkt vor.
Davor gab es bereits drei Trainingslager im Winter und Frühjahr. Kommt da der berüchtigte "Lagerkoller" auf? Richard Schmidt verneint. Das habe sich eingespielt. Auch am Olympiastützpunkt in Dortmund sehe man sich bis zu dreimal täglich zum Training.
Aber auf etwas anderes müsse ein Ruderer im Trainingslager achten: dass er ausreichend viel isst. "Der Körper verbraucht Unmengen Energie. Wenn man dann seine alten Essgewohnheiten beibehält, geht das schnell an die Substanz", sagt Schmidt. In den vergangenen Jahren legte Schmidt so sechs Kilogramm zu. Muskelmasse, wie er betont.
Seine Heimatstadt Trier, die Mosel, da, wo alles begann, besuche er viel zu selten, bedauert Schmidt. "Ich versuche, jeden Monat nach Trier zu kommen. Aber das klappt nicht immer. Gerade in der Saison ist das extrem schwer. Ich denke, nach Olympia werde ich wieder häufiger da sein", sagt er. Und fügt hinzu: "Wenn es die Uni zulässt."
Beim RV Treviris Trier saß Schmidt das erste Mal in einem Ruderboot. "Ich glaube, ich war noch in der Grundschule", erzählt er. Ein Freund erzählte, dass er zum Rudern wollte, und Schmidt ging mit. "Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht", sagt Schmidt.
Jetzt wird erst einmal Urlaub gemacht. Aber nicht allzu lange. Am 1. Oktober beginnt in Dortmund die Vorbereitung auf die Olympiasaison. Dann muss sich Schmidt erst wieder seinen Platz im Deutschlandachter erkämpfen - auch als ein dreimaliger Weltmeister. teu

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