Viel Feind, viel Ehr, viel Muskelkater

Florian Neuschwander kam zum Nürburgring, hatte nur eine vage Ahnung, was ihn beim Fisherman's Friend Strongman Run erwartete, und hat trotzdem gewonnen. Die Geschichte eines ungewöhnlichen und nicht unumstrittenen Laufsiegs.

 Ein Trierer auf dem Treppchen: Florian Neuschwander (Mitte) genießt seinen Sieg – auch wenn der Drittplatzierte, Knut Höhler (links) den nicht so recht anerkennen wollte. Rechts der Zweitplatzierte, Jani Lakanen. Foto: Veranstalter

Ein Trierer auf dem Treppchen: Florian Neuschwander (Mitte) genießt seinen Sieg – auch wenn der Drittplatzierte, Knut Höhler (links) den nicht so recht anerkennen wollte. Rechts der Zweitplatzierte, Jani Lakanen. Foto: Veranstalter

Nürburgring. Ein Foto mit den drei Erstplatzierten gab es im Ziel erst einmal nicht. Für Knut Höhler, den Strongman-Run-Sieger der vergangenen drei Jahre, war gar nicht so klar, dass der Schnellste auch der Beste war. Der 27 Jahre alte Medizinstudent aus Dortmund wollte zunächst, dass sein Video ausgewertet wird. Höhler lief mit einer kleinen auf die Brust geschnallten Kamera. Damit hatte er aufgenommen, dass Florian Neuschwander beim vierten Hindernis, "Cliff Hanger" genannt, eine Grube nicht hangelnd überwand. Der 29-Jährige vom Post-Sport-Telekom Trier sprang in die mit Stroh gefüllte Grube und krabbelte am anderen Ende wieder raus. Das wertete die Rennleitung aber nicht als Regelverstoß - und Neuschwander gewann trotz seines verärgerten Konkurrenten.

Er habe wirklich keine Ahnung gehabt, was auf ihn zukomme, bestätigte Neuschwander noch einmal. "Ich wollte einen Lauf machen, bei dem ich einfach nur Spaß habe und ohne Zeitdruck rennen kann", erklärte er, weshalb er dem Strongman Run den gleichzeitig in Griesheim stattfindenden Deutschen Meisterschaften im Halbmarathonlauf (siehe Artikel unten) den Vorzug gab.

Ausschlaggebend für Neuschwanders Sieg war letztlich seine läuferische Klasse, auch wenn seine Form bei der Halbmarathon-DM wohl nicht zu einer Medaille gereicht hätte, wie er analysiert. Am Nürburgring ging Neuschwander aber anders als geplant bereits in der ersten Runde in Führung. Allerdings: "Das ist verdammt hart", raunte er am achten Hindernis, einem Kieshügel, den Zuschauern zu.

Rund zwei Kilometer und vier Hindernisse vor dem Ziel verlor Neuschwander seine Führung allerdings an Jani Lakanen. Während der Trierer durch einen Tümpel wartete und den mit einem Netz bespannten Hügel erklomm, nahm der ehemalige Orientierungslauf-Weltmeister die Alternativroute über die sogenannte "Puzzy Lane" durch ein Kiesbett der Rennstrecke. Als sich die Strecken wieder trafen lag der Finne in Führung. "Zum Glück hatte er groß ,Finnland' hinten auf seinem Trikot stehen. So habe ich ihn in der Masse der überrundeten Läufer erkannt", erzählt Neuschwander. Er klemmte sich hinter Jakanen, ohne dass der etwas bemerkte. "Ich bin Windschatten gelaufen", schmunzelt Neuschwander. Auf dem letzten halben Kilometer über den Asphalt der Nürburgring-Zielgeraden griff er an. "Das war noch einmal richtig hart. Die letzten 400 Meter waren gefühlt in unter 60 Sekunden", sagt Neuschwander. Und die Siegprämie? "Alles, was es gab, war Muskelkater gratis."

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