Vier Vereine, ein Problem: das liebe Geld

Trier · Sind Kooperationen der Königsweg? Wie kommt man an die Etattöpfe von überregionalen Unternehmen? Wie kann man das langfristige finanzielle Überleben sichern? Mit diesen Fragen befasst sich nicht nur morgen eine IHK-Veranstaltung, sondern das ist die tägliche Arbeit von TBB, Eintracht, Miezen und Dolphins.

Trier. Alle Trierer Profivereine teilen das gleiche Problem: Mit ihren Etats, die in den vergangenen Jahren allesamt reduziert wurden, stehen sie in ihren Ligen am unteren Ende. Alle knabbern am selben regionalen Kuchen, bei allen sind die "üblichen Verdächtigen" Stadtwerke, Sparkasse, Toto-Lotto und Bitburger wichtige Teile des Sponsorings.
Dennoch sind die Ausgangslage und die aktuelle Situation bei TBB (Basketball-Bundesliga), Eintracht (Fußball-Regionalliga), Miezen (Frauen-Handball-Bundesliga) und Goldmann Dolphins (Rollstuhl-Basketball-Bundesliga) unterschiedlich. Im Rahmen der Veranstaltung "Spitzensport als Standortfaktor", die die Industrie- und Handelskammer Trier am Donnerstag im IHK-Tagungszentrum organisiert (siehe Extra), kommen nicht nur alle vier als Diskussionsteilnehmer zu Wort, sondern erhalten auch die Gelegenheit, Kontakte mit neuen, potenziellen Partnern zu knüpfen. Der Trierische Volksfreund, Medienpartner der Veranstaltung, stellt die Situation und Konzepte des Quartetts vor.TBB Trier


Seit dem Umzug in die Arena suchen Verein und Halle (gemeinsam) einen Namenssponsor, die TBB hat zudem seit Saisonbeginn keinen "echten" Trikotsponsor mehr. "Extra Reisen" hat sein Geschäftsfeld Reisen geschlossen, die übrigen Sparten des Unternehmens sind durch langjährige TBB-Partner abgedeckt. Das Unternehmen zahlt dennoch den Großteil seiner Sponsoringsumme, zudem kann die TBB die Werbefläche anderweitig vermarkten, durch ständig wechselnde Partner.
Das Besondere bei der Sponsorenakquise der Basketballer: Sie ist an die Agentur Pyramid Sport Marketing (PSM) ausgelagert. Grundgedanke der Basketballer war, auch die übrigen Trierer Spitzenvereine mit ins Boot zu nehmen, was aber scheiterte, nachdem anfangs die Eintracht beteiligt war.
Um kleine Unternehmen einzubinden, wurde ein zusätzliches Paket geschnürt - unter dem Namen "Pate des Trierer Wegs". Als einziger Trierer Sportclub haben die Basketballer dank des Telekom-Fernsehvertrags bundesweite Medienpräsenz - dies versucht die TBB bei ihren Verhandlungen mit überregionalen Sponsoren ebenso einzubringen wie die 25-jährige Bundesligazugehörigkeit. Diese wurde durch Kampagnen in dieser Saison bereits eingesetzt, um die Marke TBB zu stärken. Die Basketballer haben zudem die mit Abstand höchste Zuschauerzahl. Die TBB setzt auf eine breite Basis an Partnern und hat - wie die Konkurrenz aus Handball und Fußball - erkannt, dass Luxemburg ein Markt ist, der äußerst schwierig zu beackern ist. Gerade im Bereich virales Marketing durch social media ist die TBB sehr aktiv.Eintracht Trier


Seit einigen Jahren ist Romika Trikotsponsor der Eintracht, neben den "üblichen Verdächtigen" ist die Volksbank ein wichtiger Partner, dazu kommen Kooperationen mit dem Penta-Hotel und Nike.
Eintracht Geschäftsführer Jens Schug, der vorrangig für die Sponsorenakquise zuständig ist, sieht als einziger der befragten Vereinsvertreter nicht, dass der regionale Kuchen schon komplett verzehrt ist: "Es stecken immer noch Potenziale in der Region, entweder bei den bereits bestehenden Partnern oder bei potenziellen neuen. Man muss das Thema nur kreativ angehen."
Für Schug ist die Gegenleistung für die Sponsoren entscheidend, es gäbe kein Mäzenatentum, sondern eine beidseitige Win-win-Situation. Er kann sich zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der TBB in einigen Bereichen gut vorstellen, erhofft sich aber gleichzeitig ein Umdenken bei Vereinen und Unternehmen. Er wünscht sich die Signalwirkung eines großen Unternehmens, das sich intensiv im Trierer Sport engagiert, um andere mitzuziehen. Im Gegensatz zu den drei übrigen dürfen die Fußballer aufgrund der DFB-Regularien keinen Namenssponsor an Land ziehen.DJK/MJC Trier


Anfangs des Jahrtausends sicherte das Engagement des Mäzens Edmund Krix über die Hälfte des Miezenetats. Als der Darmstädter Unternehmer ausstieg, wurde erstens das Budget reduziert, die Verantwortung auf viele Schultern verlagert - dennoch standen die Miezen, wie vorher schon Eintracht und TBB, kurz vor der Insolvenz. Was bei der TBB die "Pate"-Aktion ist, heißt bei der MJC "Klub 1500", eine Plattform für kleine Sponsoren oder auch Freiberufler und Privatpersonen.
Wie bei der Eintracht kann von Vollprofitum bei der MJC keine Rede mehr sein, alle Spielerinnen müssen arbeiten oder studieren, mehr gibt der Etat nicht her. Seit 15 Jahren sind die Miezen kontinuierlich in der Bundesliga, ein Pfund, mit dem sie auch bei Sponsoren wuchern, überregional allerdings erfolglos. MJC-Vorstand Jürgen Brech hofft auf eine "Aktion eines großen Unternehmens für den gesamten Trierer Spitzensport", die dann Nachahmer finden müsse. Brech: "Wirtschaft und Fans müssen einsehen, dass ohne Geld nichts geht, es muss etwas passieren."GOLDMANN Dolphins Trier


Als einziger Trierer Verein haben die Dolphins in der Gießener Firma Goldmann einen Namenssponsor. "Das ist eher durch Zufall passiert", gesteht der Vorsitzende Ottmar Passiwan. Sein Verein steht derzeit vor der schwierigen Situation, dass zum Saisonende alle Sponsorenverträge auslaufen. "Wir kämpfen jedes Jahr. Da wir definitiv nicht über unsere Verhältnisse wirtschaften werden, besteht eigentlich alljährlich die Gefahr, dass wir den Laden dichtmachen müssen", sagt er.
Von der reinen Tabellensituation sind die Dolphins der erfolgreichste Trierer Club, "in Deutschland unter den Top fünf und europaweit unter den Top 30", wie der Vorsitzende betont. Zusätzlich belastet hat die Dolphins die Hallenproblematik - zunächst wurde die Wolfsberghalle aus baulichen Gründen geschlossen, dann die Halle am Mäusheckerweg, nun sind sie in der Arena. Trotz der größeren Kapazität kommen dort nicht mehr Zuschauer, zudem fallen die Einnahmen aus dem Getränke- und Essenverkauf weg, die man früher hatte.
Die Dolphins standen in Sachen Vermarktung ebenfalls in Kontakt mit PSM, eine Zusammenarbeit ergab sich aber nicht. "Diese Hilfe von außen hätte uns sicherlich vorangebracht", sagt Passiwan, der zudem betont: "Wir als Randsportart sind allen Kooperationen mit anderen Trierer Vereinen sehr aufgeschlossen."Extra

TBB, Eintracht, Miezen und Dolphins sind Teil der Veranstaltung "Spitzensport als Standort- und Wirtschaftsfaktor" am Donnerstag (ab 18 Uhr, Einlass ab 17 Uhr) im IHK-Tagungszentrum. Gastredner ist Christian Heidel, Manager des FSV Mainz 05. In einer ersten Diskussionsrunde beleuchten Unternehmer, Kammern und Sportakademie die aktuelle Situation. In der zweiten Runde sitzen Sponsoren und Vereine am Tisch. Zudem werden sich insgesamt sieben Trierer Vereine den Unternehmen präsentieren. BP

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