Von der Copacabana an die Mosel

Riol · Bernardo Immendorff ist ein Exot in der Kegel-Bundesliga. Schließlich ist der Mann Brasilianer. Exot ja, aber kein Unbekannter. Erstens kegelte der Rioler Neuzugang in den vergangenen Jahren für den SKC Paffrath, zweitens hat er bei internationalen Meisterschaften schon einige Medaillen errungen.

 Bernardo Immendorff spielt seit dieser Saison für den Kegel-Bundesligisten KSV Riol. Geboren wurde er in Rio de Janeiro, seine Großeltern waren vor dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien ausgewandert. TV-Foto: Hans Krämer

Bernardo Immendorff spielt seit dieser Saison für den Kegel-Bundesligisten KSV Riol. Geboren wurde er in Rio de Janeiro, seine Großeltern waren vor dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien ausgewandert. TV-Foto: Hans Krämer

Riol. Mit 29 Jahren zählt Bernardo Immendorff, dessen Großeltern vor dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien ausgewandert waren, noch fast zum Nachwuchs im Kegeln. In Rio de Janeiro geboren und in Blumenau in Brasiliens Süden aufgewachsen, ist er "quasi auf der Kegelbahn groß geworden, weil meine Eltern aktive Kegler waren. Da war der Weg zur aktiven Laufbahn praktisch vorgezeichnet."
Bei den Junioren wurde er 2004 Vizeweltmeister und 2006 Dritter. Inzwischen hat er einen deutschen und brasilianischen Pass. Seine Nationalmannschaft ist nach wie vor die brasilianische, seine Liga die deutsche. Als er 2002 zum Studium nach Deutschland kam, schloss er sich dem SKC Paffrath an. Er war die nächste Anlaufstelle, da er in Bonn studierte.
Seinen Sport auf höchstem Niveau zu betreiben, wurde schwierig für ihn, weil er für einen längeren Zeitraum in München wohnte. Trainieren auf Scherenbahnen ist in Süddeutschland nicht möglich. "Die Klassikbahnen helfen zwar, sich einen sauberen Wurf anzueignen", sagt Immendorff, "aber ganz ohne Schere geht es nicht. Und von München bis Köln ist es ein weiter Weg."
Mit viel Aufwand gelang es ihm dann doch, sich in den Saisonranglisten der Bundesliga auf den vorderen Plätzen einzureihen. Aber in Paffrath ging es in den vergangenen Jahren nicht mehr so recht vorwärts. "Es sah eine Zeit lang so aus, als würde man die Mannschaft zurückziehen." Immendorff teilte dem Club dann mit, nicht mehr länger für ihn spielen zu wollen. "Ich hatte keinen Vertrag, also bin ich davon ausgegangen, dass eine Kündigung per E-Mail reicht." Er hatte die Rechnung ohne seinen alten Verein gemacht. Man ließ ihn zwar ziehen, aber er wurde bis zum 2. Oktober gesperrt.
Am Wochenende wird er seinen ersten Bundesliga-Einsatz für Riol bei den Sportkeglern Düsseldorf haben. Die Aufnahme in dem Moselort wurde ihm leicht gemacht. "Es herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre, außerdem habe ich bei der Junioren-WM 2004 in Italien mit Thomas Steines und Moritz Valentin auf einem Zimmer gelegen - ich kenne die Jungs also schon länger."
Er wohnt inzwischen mit seiner Freundin Nicole Bachmann in Mehring und ist in seiner neuen Heimat "privat und sportlich glücklich und zufrieden". Auf den Bahnen in Riol kam er schon gut zurecht, als er noch für Paffrath spielte. Das Team sieht er als deutlich stärker als im Vorjahr an. Seine Prognose nach drei Rioler Vize-Titeln in Folge: "Wir haben die realistische Chance, Oberthal zu packen. Jedenfalls werden wir alles dafür tun, die Dominanz der Saarländer zu brechen."

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