Von Forellen, einem Tattoo und Naturschutz

Konz · Der TV hat einen Angler begleitet und erfahren, dass es dabei um viel mehr geht, als Fische aus dem Wasser zu ziehen.

Konz Gut, dann erzählt Johannes Ludwig jetzt mal die Geschichte mit dem Tattoo. Es beißt ja gerade eh keiner an. "Birgit", ruft Ludwig, "Birgit, wann war das mit dem Tattoo noch mal, weißt du das noch?" Birgit, das ist seine Ehefrau. Sie steht zehn Meter hinter ihm und seiner Angel, direkt vor dem Vereinshaus der Sportfischer-Vereinigung Rotfeder Wasserliesch e.V.. "Klar, weiß ich das noch. 2000 war das", entgegnet Birgit Ludwig.
Johannes Ludwig nickt, dann sagt er: "Das war damals eine Wette zwischen mir und meiner Ehefrau." Eigentlich könne er Tattoos überhaupt nicht leiden, aber damals, als das Paar mal wieder ein Formel-1-Rennen besucht, um seinem Idol Michael Schumacher beim Siegen zuzusehen - "ich glaube, das war in Spanien", sagt Ludwig - da kommt es zu dieser Wette: Seine Frau setzt auf einen Schumi-Sieg, er hält aus Spaß dagegen. "Wenn sie gewinnt, durfte sie sich ein Tattoo stechen lassen", erinnert er sich.
Gesagt getan, es kommt, wie es kommen muss: Schumacher gewinnt, und Birgit Ludwig bekommt ihr Tattoo - Cavallino Rapante, das springende Ferrari-Pferd. "Ich bin extra mitgegangen, als sie sich das in Trier stechen gelassen hat und bin bis heute sehr zufrieden, es ist sehr ästhetisch", betont Ludwig.
Dann springt der 62-Jährige plötzlich auf. "Da ist einer, da ist einer", ruft er. Das andere Ende seiner Angel, die er nun seit knapp eineinhalb Stunden in den idyllischen Teich am Marbach in Konz-Könen (Kreis Trier-Saarburg) hält, biegt sich mit einem Mal nach unten. Es ruckelt, es spritzt, es platscht da hinten auf der Mitte des Gewässers. "Eine Forelle", sagt Ludwig, während er den Fang behutsam zu sich heranzieht. Wenige Augenblicke später, als er den zappelnden Fisch aus dem Kescher nimmt, ihm behutsam den Haken aus dem Maul entfernt und ihn danach wieder freilässt, betont er: "Man sieht, da ist kein Blut am Haken, der Fisch ist nicht verletzt, da er im Maul sehr viel Knorpel besitzt."
Formel 1, Tattoos und zwischendurch mal eine Forelle - so abwechslungsreich kann Angelsport sein. "Angeln", sagt Johannes Ludwig, "das ist Entspannung pur, das ist Ruhe, das ist Abschalten, und das sind auch oft viele Gespräche über Gott und die Welt mit Angelfreunden - Angeln ist ein Gemeinschaftsgefühl." Ludwig weiß, wovon er spricht. Er ist passionierter Angler und Präsident der Sportfischer-Vereinigung Rotfeder Wasserliesch e.V., zudem lizenzierter Umwelt- und Gewässerwart. Denn: "Angeln ist für mich viel mehr als bloßes Fischefangen", sagt der Handwerksmeister. Wer angele, trage auch ein großes Stück Verantwortung gegenüber der Natur. "Wir legen sehr großen Wert auf die korrekte Fischverwertung. Vom Anlanden des Fisches, dem weidgerechten Behandeln im Anschluss und der richtigen Zubereitung in der Küche - Verschwendung gibt es bei uns nicht, das ist auch genau das, was wir unseren jungen Vereinsmitgliedern mit auf den Weg geben."
Darüber hinaus kümmern sich Ludwig und die Mitglieder des Vereins in ihrer Freizeit auch um die Pflege des Marbachs in Konz. "Die Wasserqualität des Bachs ist mittlerweile so gut, dass sich Flusskrebse darin befinden - das ist ein ganz tolles Zeichen."
Ludwig hat früh mit dem Angeln begonnen. Als Kind baut er sich aus einem Haselnussstrauch, einem Faden und einer Nadel aus dem Nähkasten seiner Mutter eine Angel und stapft hinunter zur Mosel in Wasserliesch. "Meine Mutter hat das damals gar nicht gerne gesehen - es sei zu gefährlich, fand sie - später war das dann aber okay, besonders, als ich immer häufiger was gefangen habe", erinnert er sich lachend. Auch heute angeln er und seine Vereinskollegen regelmäßig an der Mosel bei Wasserliesch. Karpfen, Zander, Forellen, Wels - der Fischbestand habe sich aufgrund der immer besser werdenden Wasserqualität in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert.
"Da schwimmen teilweise auch echte Riesen drin", erzählt Johannes Ludwig. "Ein Kollege hat 2015 bei Wasserbillig zum Beispiel einen 1,82 Meter langen Wels gefangen." Ludwig schwört auf den Fisch aus der Mosel. "Gut gereinigt und fein zubereitet schmeckt er hervorragend - mein Favorit ist der Zander. Der letzte, den ich in der Mosel gefangen habe, hatte ein stolzes Maß von 93 Zentimetern. Den habe ich filetiert und zubereitet - Zander auf Kartoffelkruste, meine Familie war begeistert."
Die beste Tageszeit zum Angeln sei übrigens der frühe Morgen. "Da werden die Fische so langsam munter, bekommen genau wie wir Menschen Hunger und suchen sich ihr Frühstück." Die Ruhe am frühen Morgen unten am Moselufer sei für ihn immer wieder faszinierend. "Und wenn dann einer anbeißt, dann gibt's einen Adrenalinschub durch den ganzen Körper - wenn man ihn dann an Land hat, ist man stolz wie Oskar."
Genauso wie damals, als Michael Schumacher in Spanien den Tagessieg einfuhr und Birgit Ludwig wenige Tage später das springende Pferd tätowiert bekam.
Im Video unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/videos" text="www.volksfreund.de/videos" class="more"%> verrät Andreas Ludwig eines seiner Lieblings-Fisch-Rezepte.
Extra: ANGELN NUR MIT ERLAUBNIS


Einfach so losangeln, das geht nicht. Wer in Rheinland-Pfalz an einem See oder Fluss Fische fangen möchte, der benötigt eine Angelerlaubnis. Wer diese nicht besitzt und trotzdem munter die Angel ins Wasser hält, dem drohen empfindliche Bußgelder. Wie der rheinland-pfälzische Landesfischereiverband auf seiner Homepage mitteilt, muss jeder, der einen rheinland-pfälzischen Fischereischein und eine Angelerlaubnis (Fischereierlaubnisschein) erwerben möchte, eine staatliche Fischerprüfung ablegen. Eine Zulassung zur Prüfung erhält man erst mit der Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang. Weitere Infos im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.lfvrlp.de" text="www.lfvrlp.de" class="more"%>Extra: DER SPORT VON A BIS Z


Von Aikido bis Zumba, von Boccia bis Yoga: Weltweit werden über 250 Sportarten praktiziert, die meisten davon auch in der Region Trier. Der Trierische Volksfreund stellt in der Serie "Spochtipedia - alles, was Sport ist!" jede Woche eine davon vor. Wie es geht, was man braucht und wie viel es kostet, erfahren Sie bei uns. Ganz nebenbei lernen Sie auch noch interessante Persönlichkeiten, die hinter den Sportarten stecken, kennen. Lesen Sie im nächsten Teil unserer TV-Serie am kommenden Mittwoch, 14. Juni: Worauf es bei der Präzisionssportart Snooker ankommt.

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