Von Verzicht, Fasten und der Kunst der Entschleunigung

Sieben Wochen ohne sofort! Unter dieses Motto hat die evangelische Kirche die Fastenzeit gestellt. Der Verzicht ist angesagt, nicht nur in dieser siebenwöchigen Periode vor Ostern.

Aber es muss natürlich nicht immer um das Essen gehen. Als Läufer bin ich darüber froh.
Einer meiner Freunde aus dem Samstagstreff hat es sich zur Gewohnheit gemacht, vor der langen Kante, die da gewöhnlich ansteht, auf die Zufuhr von kalorienhaltiger Nahrung zu verzichten. Ich habe das auch einmal ausprobiert. Seit es mir dann nach ein paar Kilometern auf einem flachen Anstieg fast die Beine unter dem Körper weggezogen hat, erfährt mein Kumpel meine stille Hochachtung.
Ich behalte jedenfalls auch in der Fastenzeit meine Gewohnheit bei, mir zumindest eine Kleinigkeit einzuverleiben, bevor die Laufschuhe geschnürt werden. Das ist alleine deshalb notwendig, um dieses komische Geräusch und Gefühl zu vermeiden, wenn zwei Tassen Tee im leeren Magen auf Sturmflut machen.
Fastenzeit also: ohne sofort! Für aktive Menschen soll das sicher nicht bedeuten, den Impuls zu unterdrücken, sich bei passender Gelegenheit sofort in der frischen Luft auf den Weg zu machen. Aber wie wäre es denn, seinen Sport einmal ohne Smartphone-Aufzeichnung, Musik im Ohr oder Hightech-Chronometer am Handgelenk zu absolvieren. Vermutlich werden wir dann merken, wie wunderbar es ist, der Natur zu lauschen. Wie weit unsere Laufstrecke ist, wissen wir auch ohne Satellitenverbindung. Und Tempo ist eh eine relative Sache. So könnte sie gelingen, die Entschleunigung. Sogar uns Läufern.
laufen@volksfreund.de

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