Lieser/Osann-Monzel/Hunolstein. Sonja Pfeiffer weiß, dass es schon mal wehtun kann. Vor fünf Jahren bestritt die 34-Jährige ihren letzten Kampf im philippinischen Stockkampf (siehe Extra). Dann stoppte ein Bänderriss im Handgelenk die damals amtierende Deutsche Meisterin. Schwimmen statt Kämpfen war seitdem angesagt. Doch als sich zwei Männer aus der Bernkastel-Kueser Kampfsportgruppe um Oliver Reitz wieder auf die DM in Blankenburg im Harz vorbereiteten, war Pfeiffer Feuer und Flamme. "Ich habe die anderen trainieren gesehen und mir gedacht, wenn ich mitfahre, kann ich auch kämpfen", erzählt sie.
Wegen ihrem angeschlagenen linken Handgelenk kam für sie bei ihrem Comeback nur der Einstockkampf infrage. "Ich war sehr aufgeregt", gesteht sie. Trotz der kurzen Vorbereitung schaffte es Pfeiffer bis ins Finale gegen Alexandra Geisler. Doch gegen die Berlinerin hatte sie keine Chance. "Sie hat verdient gewonnen", sagt die Vizemeisterin.
Verdient haben sich auch Björn Schuh und Stefan Meierer ihre insgesamt sechs Medaillen. Im Doppelstockkampf der offenen Klasse kam es sogar zum Finale zwischen den Trainingspartnern, das Schuh gewann. Höher schätzt Trainer Reitz allerdings Schuhs zweite Plätze in der Schwergewichtskonkurrenz (bis 95 Kilogramm) im Einzel- und Doppelstockkampf ein. Diese Kämpfe würden zu Beginn des langen, 18-stündigen Turniertages ausgetragen, wenn alle noch frisch sind. Insgesamt bestritt der 33-jährige Schuh 13 Kämpfe und wurde im sogenannten Semikontakt (laut Reitz vergleichbar mit Fechten) Dritter.
Meierer holte unerwartet den deutschen Meistertitel im Doppelstockkampf im Mittelgewicht (bis 77 Kilogramm). Im Finale sollte der 28-Jährige gegen Pascal Hahn (Idar-Oberstein) antreten. Doch der Einzelstock-Titelträger, gegen den Meierer in diesem Wettbewerb in der ersten Runde verloren hatte, kugelte sich die Schulter aus und musste passen.
Alle drei DM-Medaillengewinner der Bernkastel-Kueser Trainingsgruppe haben sich für die Europameisterschaft Anfang Juli auf Mallorca qualifiziert. Allerdings: Für die EM müssen die Sportler nicht nur den erhöhten Trainingsaufwand, sondern auch die finanzielle Belastung der Wettkampfreise schultern. "Urlaub ist natürlich auch schön", sagt Sonja Pfeiffer zu der Entscheidung, vor der das Trio steht.
Extra

Beim philippinischen Stockkampf (NECOPA = New Concept of Philippine Arnis) gibt es zwei Varianten, mit einem und mit zwei Stöcken. Diese Form entwickelte sich nach der Besetzung der Philippinen im 16. Jahrhundert. Die Spanier verboten das Tragen von Klingen, so dass die Philippinos die Kunst des Kampfes mit Rattanstöcken perfektionierten. Dabei verschmolzen Einflüsse von Einwanderern aus China, Japan und Arabien. Im sportlichen Wettkampf werden drei Runden von je einer Minute Dauer mit 30 Sekunden Pause ausgetragen. Die Rüstung schützt die Sportler.