Zehn Ballkinder sind noch die kleinste Herausforderung

Schweich · Sportlich ist der Regionalliga-Tabellenführer TuS Issel auf dem besten Weg in die zweite Frauenfußball-Bundesliga. Aber kann der Verein einen Aufstieg auch abseits des Rasens meistern? Eine Projektgruppe kommt zu dem Ergebnis: Ja, aber ...

 In einer Projektgruppe haben Wilfried Eich, Josef Regneri, Jürgen Schilz und Anne Mich (von rechts) Bedingungen für eine Zweitliga-Zugehörigkeit der Isseler Fußball-Frauen abgeklopft. Mit dabei war auch Christel Wieck – sie fehlt auf dem Foto. Der Vorstand um TuS-Chef Jürgen Schmitt (links) beschäftigt sich nun am 20. Februar mit den Ergebnissen. TV-Foto: Mirko Blahak

In einer Projektgruppe haben Wilfried Eich, Josef Regneri, Jürgen Schilz und Anne Mich (von rechts) Bedingungen für eine Zweitliga-Zugehörigkeit der Isseler Fußball-Frauen abgeklopft. Mit dabei war auch Christel Wieck – sie fehlt auf dem Foto. Der Vorstand um TuS-Chef Jürgen Schmitt (links) beschäftigt sich nun am 20. Februar mit den Ergebnissen. TV-Foto: Mirko Blahak

Schweich. "Die zweite Liga wäre für uns ein gewaltiger Schritt. Das bedarf einer intensiven Vorbereitung und viel Rückhalt", sagt Jürgen Schmitt, Vorsitzender des TuS Issel. Zwei zentrale Fragen stellen sich: Wollen die Spielerinnen den Mehraufwand (bis zu vier Mal Training pro Woche) auf sich nehmen? Und kann der Club, dessen Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung bislang ein Jahresbudget von 30 000 Euro hat, die zweite Liga auch organisatorisch schaffen?
Zum zweiten Punkt hat sich eine fünfköpfige Projektgruppe Gedanken gemacht. Anschauungsunterricht hat sie unter anderem beim saarländischen Zweitliga-Aufsteiger SV Bardenbach genommen. Ihr Fazit: Wenn die personellen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, ist es machbar - doch ein Aufstieg käme einer Herkulesaufgabe gleich.
Das beginnt mit den Auflagen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). "Sie umfassen mehr als 100 Seiten", sagt Projektgruppen-Mitglied Wilfried Eich. Vieles wird bis ins Detail vorgegeben. Drei Beispiele: Pro Heimspiel müssen zehn Ballkinder neben dem Feld stehen. Jede Partie muss per Liveticker im Internet präsentiert werden. Auch die Schiedsrichterbetreuung ist genauestens geregelt.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Spielstätte. Zweitliga-Partien dürfen auf Kunstrasen ausgetragen werden, so dass der TuS Issel als Hauptplatz die angestammte Anlage am Stefan-Andres-Schulzentrum angeben würde. Hier muss allerdings noch abschließend geprüft werden, ob sie der Norm entspricht. Ausweichstätte wäre der Rasenplatz in Leiwen.
Das Abenteuer zweite Liga steht und fällt aber mit den Finanzen: Der TuS müsste seinen Frauenfußball-Etat verdoppeln - nach den Berechnungen der Projektgruppe auf mindestens 65 000 Euro. Eich: "Diese Summe ist Spitz auf Knopf gerechnet. Diesen Betrag brauchen wir mindestens, damit es überhaupt funktionieren kann." Geld für die Spielerinnen will der TuS auch weiterhin nicht zahlen.
Die aktuellen Trainer der ersten Mannschaft, Stefan Jostock und Stefan Zimmer, haben signalisiert, auch in der zweiten Liga das Team betreuen zu wollen. Ihnen schwebt ein Kader von 20 Spielerinnen vor. Der Unterbau - das Rheinlandliga-Team - soll 18 Spielerinnen umfassen. Die Soll-Stärke ist die eine Herausforderung, eine hohe Leistungsdichte in beiden Teams die andere. Neben den Trainern braucht es ein Funktionsteam mit einem Betreuer/Fitnesstrainer, Torwartcoach, sportlichen Leiter, Physiotherapeuten, Zeugwart, Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoringbeauftragten sowie sportärztliche Betreuung. "Man sieht: Keiner kann das alleine machen", bemerkt Josef Regneri, ebenfalls im Projektteam engagiert.
Wichtig: Votum der Spielerinnen


Von den Spielerinnen fordert er eine klare Aussage: "Ihnen muss klar sein, dass nach Schule und Beruf in der zweiten Liga Fußball, Fußball und nochmals Fußball kommt. Wenn nur fünf Spielerinnen dazu bereit sind, brauchen wir nicht weiter reden." Noch gibt es laut Schmitt kein abschließendes Meinungsbild des Teams. Doch erste Gespräche stimmen ihn optimistisch: "Mein Eindruck ist, dass die Mädels Ja sagen."
Nach Ansicht der Projektgruppe sind die Chancen größer als die Risiken - für den Verein (Professionalisierung, Stärkung des Frauenfußball-Standorts) und für die Region (erhöhte Aufmerksamkeit). Deshalb lautet ihre Empfehlung an den Clubvorstand: "Wenn nicht jetzt, wann dann !?!?"
Am 20. Februar wird die Vereinsspitze einen Beschluss fassen. Sollte ihr Votum positiv ausfallen, müsste der Club die ersten Unterlagen zur Zulassungsprüfung bis 15. März beim DFB einreichen. bl
Extra

Zweite Frauen-Bundesliga: Sie ist unter der Bundesliga die zweithöchste Spielklasse im deutschen Frauenfußball. Sie wurde 2004 als neue Klasse zwischen der ersten Liga und den Regionalligen geschaffen. Gespielt wird in einer Nord- und Süd-Staffel. Beide Gruppen umfassen je zwölf Mannschaften. Im Süden, in den der TuS Issel bei einem Aufstieg eingruppiert würde, nehmen in dieser Saison folgende Mannschaften teil: SC Bad Neuenahr II, SV Bardenbach, TSV Crailsheim, 1. FFC Frankfurt II, TSG 1899 Hoffenheim, 1. FC Köln, FC Bayern München II, 1. FFC Niederkirchen, 1. FFC Recklinghausen, 1. FC Saarbrücken, SC Sand, ETSV Würzburg. bl

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