Zufrieden mit Leistung, geschockt von Armut

Kinheim/Porto Alegre · Mit dem fünften Platz im Wurf-Fünfkampf ist Wolfgang Baum aus Kinheim am Dienstagabend von seinem WM-Kurztrip durch Zeit- und Klimazonen zurückgekehrt. Obwohl er mit einer Medaille geliebäugelt hatte, war er mit seiner Leistung zufrieden. Erschreckt hat sich der 50-Jährige aber über die Armut in Brasilien.

 Vertauschte Rollen: Bei den deutschen Meisterschaften hatte Wolfgang Baum vom SFG Bernkastel-Kues (rechts) den Titel geholt, Joachim Pohl war Dritter – bei der Senioren-WM in Brasilien wurde Baum nun Fünfter und Pohl als bester Deutscher Vizeweltmeister. Foto: privat

Vertauschte Rollen: Bei den deutschen Meisterschaften hatte Wolfgang Baum vom SFG Bernkastel-Kues (rechts) den Titel geholt, Joachim Pohl war Dritter – bei der Senioren-WM in Brasilien wurde Baum nun Fünfter und Pohl als bester Deutscher Vizeweltmeister. Foto: privat

Kinheim/Porto Alegre. Vor dem Familien-PC in Kinheim fieberte Rilo Baum am Sonntagabend mit ihrem Mann mit. "Nach der vierten Disziplin lag er ja noch auf Platz drei, und sogar Silber schien in Reichweite", erzählt sie. Doch der abschließende Gewichtswurf mit 11,5 Kilogramm warf den leichtesten Athleten der Konkurrenz auf den fünften Platz zurück.
Ehemann Wolfgang war trotzdem zufrieden: "Die Leistungen waren sehr gut", sagte der 50-Jährige am Dienstagabend kurz nach seiner Rückkehr aus dem brasilianischen Porto Alegre. "Beim Gewichtswurf spielt halt auch die eigene Masse eine große Rolle", erklärt er. 15,14 Meter in der Abschlussdisziplin reichten nicht, um die erhoffte Medaille zu sichern. 50 Punkte fehlten.
Zuvor hatte der Seniorensportler vom SFG Bernkastel-Kues im Speerwurf (700 Gramm) mit 47,74 Metern eine persönliche Jahresbestleistung aufgestellt. Baums Hammer (sechs Kilogramm) flog 43,45 Meter, der Diskus (1,5 Kilogramm) 42,32 Meter und die Kugel (sechs Kilogramm) 12,30 Meter weit. In der Summe blieb Baum mit 3688 Punkten nur 73 Punkte hinter seinem Titelgewinn bei den deutschen Seniorenmeisterschaften. "Mit der Punktzahl von Zella-Mehlis hätte ich Silber geholt", klingt dann aber ein bisschen Ärger bei Baum durch. Denn Vizeweltmeister bei den 50- bis 54-Jährigen wurde Joachim Pohl (Herrenhausen). Den hatte Baum bei den nationalen Titelkämpfen noch um 210 Punkte hinter sich gelassen hatte.
Allerdings war Baums WM-Teilnahme kaum mehr als eine Stippvisite. Der Sportlehrer beim SFG Bernkastel-Kues gab gestern Nachmittag, weniger als 24 Stunden nach seiner Rückkehr nach Deutschland, wieder Schwimmkurse und betreute abends seine Leichtathletik-Trainingsgruppen.
Von den Verhältnissen im Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 war er geschockt. Da waren zum einen die Verkehrsstaus. "Aus einer halben Stunde Fahrt können ganz schnell eineinhalb werden", erzählt Baum. Die Wettkampfanlagen in der südbrasilianischen Stadt, in der im kommenden Jahr auch Vorrundenspiele und ein Achtelfinale der Fußball-WM stattfinden sollen, seien teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Die Menschen seien jedoch sehr freundlich. "Aber kaum jemand spricht Englisch", erzählt Baum auch von Kommunikationsproblemen. Geschockt sei er von der Armut, den vielen Obdachlosen gewesen: "Die schlafen unter Brücken und man sieht nur eine Kontur vom Körper."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort