Reiterin Brenner gewinnt neuntes deutsches Gold

London (dpa) · Neuntes Gold für Deutschland, ein begeisterter Schwimm-Fan Prinz Harry und ein kurzes Comeback von Diskus-Olympiasiegerin Ilke Wyludda haben den sechsten Wettkampftag der Paralympics bestimmt.

Die querschnittsgelähmte Dressurreiterin Hannelore Brenner setzte sich nach der Pflicht auch in der Kür mit Musik auf Women of the World im Greenwich Park von London durch. „So eine fantastische Wertung, das ist einfach toll, toll, toll“, sagte die 49-Jährige aus Wachenheim in Rheinland-Pfalz, die schon in Peking 2008 zweimal Gold geholt.

„Das ist jetzt schon ein Riesenerfolg besonders für die Reiter, wir haben bewiesen, dass wir eine Pferdesportnation sind“, sagte Karl Quade, Chef de Mission der deutschen Mannschaft, der Nachrichtenagentur dpa. Die Stimmung im deutschen Team sei richtig klasse, meinte Quade: „Wir sind sehr zufrieden, in allen Wettbewerben voll dabei.“ Die zweimalige Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn aus Neumünster wurde über 50 Meter Freistil Fünfte, erhofft sich aber am Mittwoch über ihrer Lieblingsstrecke 100 Meter Brust eine Medaille zum Abschluss ihrer Karriere.

Die vor ihrem Start äußerst medienscheue Ilke Wyludda, der vor gut eineinhalb Jahren das rechte Bein amputiert worden war, hatte erst sehr spät die Norm für die Behindertenspiele erfüllt und wirkte noch nicht austrainiert. Immerhin gelang der 43-Jährigen aus Halle in London mit 29,57 Metern eine persönliche Bestleistung. Dennoch schied sie als Neunte nach der Qualifikation aus. Wyludda hat noch einen Auftritt bei den Paralympics: Sie tritt am Samstag im Kugelstoßen an.

Am späten Montagabend hatte Speerwerferin Birgit Kober mit Weltrekord für ein Highlight gesorgt. Die 31-Jährige, die wegen einer falschen Medikamentenbehandlung unter großen koordinativen Störungen leidet, war bei ihrer Premiere der gefeierte Star. „Das ist so grandios, ich sitze seit vier Jahren im Rollstuhl und nun schließt sich für mich ein Kreis“, sagte die Münchnerin, die von Hartz IV lebt und auf einer Hundewiese trainiert.

Die Basketball-Frauen gewannen gegen die Gastgeber mit 55:44 und stehen im Halbfinale. Auch die Männer siegten im letzten Gruppenspiel gegen Polen mit 73:63. Nun kommt es in der K.o.-Runde zur Begegnung mit den USA. „Das habe ich mir gewünscht, die passen gut zu unserem Spiel“, sagte Matchwinner Jan Haller. Auch die Sitzvolleyballer siegten im vierten Vorrundenmatch und erreichten mit dem 3:1 gegen Ägypten das Viertelfinale.

Die Vorschlussrunde erreichte Sabine Ellerbrock im Rollstuhltennis. „Das war mein großes Ziel, dass ich um eine Medaille spiele - ab jetzt bin ich der Underdog und mir bleibt in jedem Fall das Bronze-Match.“ Beim 3:6, 7:5, 6:2 im Viertelfinale gegen die Niederländerin Marjolein Buis zeigte die Weltranglistendritte nicht ihre allerbeste Leistung, aber umso mehr Nervenstärke. „Ich war schon immer eine Kampf-Sau“, betonte die 36 Jahre alte Bielefelderin nach 2:17 Stunden Spielzeit in der prallen Mittagssonne. Als erleichterte Fans jubelten ihre Eltern mit der Deutschland-Flagge.

Die 22-jährige Berlinerin Katharina Krüger war im Einzel in Runde zwei an der überragenden Topfavoritin Esther Vergeer 0:6,0:6 gescheitert. „Das ist halt Esther“, sagte Krüger ehrfürchtig vor dem niederländischen Superstar, der am Dienstag auch Thailands Sakhorn Khanthasit 6:1, 6:0 abfertigte. Vergeer baute ihre unfassbare Siegesserie auf 468 Erfolge nacheinander aus. Ellerbrock könnte erst im Finale auf die Nummer eins der Welt treffen.

Im Rollstuhlfechten konnte indes Simone Briese-Baetke ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Die Gesamtweltcupsiegerin 2011 schied mit dem Florett schon im Viertelfinale mit 11:15 gegen Marta Makowska aus Polen aus.

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