Säbelteam ohne Medaille - „Katastrophe“ im Florett

Catania (dpa) · Hoch gewettet, tief enttäuscht, aber ganz schnell wieder obenauf. „Das Feiern kriegen wir trotzdem hin. Und das kann kurz, aber heftig werden“ - Deutschlands Säbel-Ass Nicolas Limbach wollte sich nach der verpassten Bronzemedaille die Laune von nichts und niemandem verderben lassen.

Mit 40:45 im Bronzegefecht gegen Gastgeber Italien endete die Attacke auf das erste WM-Gold zwar im Medaillen-Nichts, aber mit einem perfekten Nebenresultat: Das Olympia-Ticket ist der Crew von Bundestrainer Vilmos Szabo nur noch theoretisch zu nehmen.

Es gab indes auch eine schwerwiegende Erkenntnis nach dem Auftakt der Team-Wettbewerbe bei den Weltmeisterschaften in Catania: Dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) droht nach verpasstem Säbel-Triumph und der Pleite des weiblichen Florett-Quartetts mit Rang neun das erste Weltchampionat ohne Titelgewinn seit Leipzig 2005.

„Gold holen, klar“ - nach Einzel-Silber wollte Limbach zusammen mit Max Hartung, Benedikt Wagner und Björn Hübner den ganz großen Coup landen. Doch das Vorhaben scheiterte schon im Semifinale beim 33:45 gegen den später erneut erfolgreichen Titelverteidiger Russland, der 45:29 gegen Weißrussland siegte. Und trotz einer furiosen deutschen Aufholjagd von 23:35 auf 40:42 gegen Italien mit Individual-Weltmeister Aldo Montano ging auch der Griff nach Bronze daneben.

Dabei hatte der Freitag so gut begonnen. Herrliches Wetter, beste Stimmung - doch dann war das Achtelfinal-Aus der 2010 in Paris knapp an Bronze gescheiterten Florettdamen ein weiterer heftiger Schlag ins Kontor. Sportdirektor Manfred Kaspar war furchtbar sauer nach dem 36:37 im „Sudden Death“ des Achtelfinales gegen Kanada - die Medaillen waren weg.

„Es ist indiskutabel, gegen eine zweitklassige Mannschaft zu verlieren. Eine echte Katastrophe“, meinte Kaspar, der sich anschließend voller Vorfreude dem Auftritt der Szabo-Crew widmete und anfangs viel Spaß hatte. Venezuela war beim 45:29 im Achtelfinale nur ein Sparringspartner des EM-Zweiten. Die Ukraine wurde anschließend mit 45:30 von der Planche gefegt.

Gegen Russland hakte es gewaltig. Nur Limbach hielt dem Druck stand, brachte sein zuvor vor Selbstbewusstsein strotzendes Team in Führung, die der EM-Dritte Hartung aber nicht halten konnte. 9:10, 15:20, 28:35 - es ging bergab, Szabos Miene in der Betreuerbox wurde immer finsterer. Und erst kurz vor einer Vorführung durch die Italiener im Kampf um Rang drei bäumten sich Limbach und Co. auf - es half nichts mehr, Szabo breitete nach dem 45. Gegentreffer resignierend die Arme aus. Aus, vorbei.

Das Florett-Quartett Katja Wächter, Carolin Golubytskyi, Anja Schache und Sandra Bingenheimer stürzte in die Bedeutungslosigkeit. Fechter-Präsident Gordon Rapp sagte fast nichts zu diesem Debakel, doch der Anwalt aus Heidelberg muss ob des Auftritts der Vier heftig erzürnt gewesen sein. „Kein Kommentar“ - Rapp wollte sich nicht die Zunge verbrennen.

Für den Florett-Vierer könnte die Konsequenz der Pleite bitter werden: Das Ziel Olympia scheint schwer realisierbar zu sein, obwohl sich die DFeB-Delegation beeilte, dies intern anders darzustellen. Immerhin rettete sich das Team mit Siegen gegen Großbritannien (45:34), Japan (37:30) und die Ukraine (41:35) auf Platz neun. Neuer Titelträger wurde Olympiasieger Russland mit 45:44 gegen Italien.

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