Schießen: Sorge um Konzentration vor Heim-WM

München (dpa) · Fünf Medaillen in 15 olympischen Disziplinen - das Ziel der deutschen Sportschützen bei der Weltmeisterschaft in München steht. Doch kommt das Team mit dem Tamtam einer Heim-WM zurecht?

24 Jahre ist es her, dass die Elite der Sportschützen ihre Weltmeister auf deutschem Boden suchten - damals in Suhl, diesmal in Garching bei München. Allerdings freuen sich die Trainer gar nicht so recht auf die Heim-WM: „Da hast du alle am Hals - Vereins- und Familienangehörige, Funktionäre und Heimtrainer“, warnte etwa Peter Kraneis, Bundestrainer des Pistolen-Schützen, vor zu hohen Erwartungen bei der 50. Weltmeisterschaft. 2281 Starter aus 103 Nationen wetteifern von Freitag an zwei Wochen lang auf der Olympia-Schießanlage um die Titel. 107 Weltmeister werden gekürt.

„Alle klopfen den Sportlern auf die Schultern und die versuchen dann, es besonders gut zu machen. Das geht eher nach hinten los“, stimmte Wilhelm Metelmann, Bundestrainer des Wurfscheiben-Teams, seinem Kollegen Kraneis zu. Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter Roth brachte es auf den Punkt: „Zur Heim-WM ist Gott und die Welt da. Aus rein sportlichen Erwägungen würde ich lieber weit weg schießen.“ Deshalb sollen die Sportler im Teamhotel abgeschirmt werden, wo sich Freunde und Bekannte nicht einmieten konnten.

Große deutsche Erwartungen lasten auf den schmalen Schultern von Sonja Pfeilschifter. Ihre gute Form unterstrich die nur 1,57 Meter große Sportsoldatin beim letzten Weltcup vor der WM in Belgrad. Mit der Maximalringzahl 400 stellte sie bereits zum dritten Mal den Weltrekord mit dem Luftgewehr ein. In ihrem geliebten „Schießsport- Wohnzimmer“ in Garching erzielte die viermalige Einzel-Weltmeisterin zwei ihrer sechs aktuellen Weltrekorde.

Pfeilschifter wird mit dem Luftgewehr, dem Sportgewehr und im nichtolympischen Dreistellungskampf über 300 Meter antreten. Sie hat wie das Gros der Mannschaft ausgiebig die Möglichkeit genutzt, auf der renovierten und zum Teil umgebauten Olympia-Schießanlage von 1972 zu trainieren. „Das könnte ein Vorteil sein. Ich freue mich auf die Wettkämpfe“, sagte auch Munkhbayar Dorjsuren. Die Olympia-Dritte von Peking mit der Sportpistole wohnt in München.

Die Hoffnungen für die Leistungssport-Abteilung des DSB fassen sich in der Zahlenreihe 2-5-8 zusammen. Angepeilt werden zwei Titel, insgesamt fünf Medaillen und acht Quotenplätze für London 2012 in den 15 olympischen Entscheidungen. Die ersten 68 Startplätze für London von insgesamt 390 werden in München vergeben. Alle Medaillengewinner und in einigen Disziplinen sogar die ersten Sechs bescheren ihren nationalen Verband eines der begehrten Tickets. Nur mit der Schnellfeuerpistole sind lediglich zwei Quotenplätze ausgeschrieben.

Mit der Heim-WM verknüpft der Deutsche Schützenbund (DSB) aber auch andere Ziele. Eine gelungene Veranstaltung, die weltweit Beachtung findet, soll der Münchner Olympia-Bewerbung für 2018 Rückenwind geben. Zudem will der DSB den Schießsport als friedfertiges Event präsentieren. Dabei hofft er auf Tausende von Zuschauern, auch wenn die 60 000 Besucher von der bislang letzten WM auf deutschem Boden 1986 in Suhl (Thüringen) wohl nicht überboten werden.

Vor vier Jahren, bei der WM in Zagreb, gewannen die deutschen Starter fünf Medaillen (2/1/2), aber nur einmal Bronze durch Pfeilschifter in einer olympischen Disziplin. Diesmal rechnet sich die Mannschaft mit zahlreichen WM-Neulingen deutlich mehr aus. Top- Favorit in der Mannschaftswertung ist China. In Zagreb sicherten sich die Chinesen 35 Plaketten, davon 18 aus Gold. 2008 holten sie in Peking ein Drittel aller Olympiasiege.

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