Schönfelder: Stier von Kulmain trotz Rücktritt präsent

Kreta (dpa) · Seine Karriere war so einzigartig wie der Typ selbst. Doch auch nach seinem Rücktritt unmittelbar nach Vancouver 2010 ist der 16-fache Paralympics-Sieger Gerd Schönfelder mit dem Kampfname „Stier von Kulmain“ als Tausendsassa überall präsent.

 Gerd Schönfelder gewann bei den Paralympics 2010 Gold. Foto: Julian Stratenschulte

Gerd Schönfelder gewann bei den Paralympics 2010 Gold. Foto: Julian Stratenschulte

Es gibt kaum etwas, was der 42-jährige Bayer nicht mitmacht. Fußball spielen, flott Autofahren, Mountainbiken, mit den Schneeschuhen in den Bergen wandern, Radfahren oder mit den Inlinern einen Marathon absolvieren. „Ich mache alles, was mit Tempo zu tun hat. Sogar Golfen, doch da ist eher der Ball schnell. Aber wir spielen auch Speedgolf, da ist mein Rekord 55 Minuten bei 18 Loch, da schlägst du schnell ab und läufst zum nächsten Abschlag“, sagte Schönfelder vor der vom Robinson Club veranstalteten Wahl zum „Champion des Jahres“, wo er zu den Nominierten gehörte.

Diese Wahl ist etwas ganz Besonderes für ihn. „Es gibt wohl nichts Besseres, als bei so einem auserlesenen Kreis von deutschen Weltklassesportlern überhaupt nominiert zu werden“, sagte das Ski-Alpin-Ass, das von 1992 bis 2010 16 Paralympics-Siege, 11 Weltmeistertitel und sieben Gesamt-Weltcups gewann und zudem noch dreimal „Behindertensportler des Jahres“ (2006, 2010, 2011) wurde. Nur bei der weltweit bedeutenden Wahl „Laureus World Sports Awards“ war er nach eigenen Angaben „immer zum falschen Zeitpunkt dabei“ - trotz vier Nominierungen reichte es nicht für den Sieg. Zweimal waren sogar seine Paralympics-Kollegen Martin Braxenthaler und Verena Bentele mit einer Goldmedaille mehr vor ihm gelandet.

Doch auch das warf Schönfelder nicht aus der Bahn. So wie der Unfall 1989: Nach der Arbeit wollte der gelernte Elektrotechniker den anfahrenden Zug noch erwischen. Beim Versuch aufzuspringen, geriet er zwischen Waggon und Bahnsteig und wurde mitgeschliffen. Dabei verlor er ein Arm und drei Finger der linken Hand. Doch nur fünf Monate später stand er wieder auf Skiern.

Ohne Skier geht es nicht. Das kostet er jetzt sogar mit dem Nachwuchs aus. Seine fünfjährige Tochter Emilia fährt schon sicher den Berg hinab und selbst der zweieinhalb Jahre alte Stammhalter Leopold stand schon auf den Brettern. Kein Wunder, immerhin kam der Sohn just in dem Moment zur Welt, als Schönfelder mit 130 Stundenkilometern die Piste von Whistler Creekside herunterraste und sein viertes Gold in Vancouver gewann. Es war seine letzte Sch(l)ussfahrt.

Doch ohne Speed geht auch jetzt nichts. Sein Motto „Living on the Edge“ (Leben am Rande des Abgrunds) besagt es. Daher würde er gerne noch einmal Autorennen fahren. „Das würde mich reizen, vielleicht klappt es irgendwo“, meinte das sympathische Sports-Ass, das jederzeit auch zu Scherzen aufgelegt ist. Als er und seine im Rollstuhl sitzenden Paralympics-Kollegen auf einem Flughafen mal von einer Passagierin auf die „Verletzungen“ angesprochen und gefragt wurde: Sagen sie mal junger Mann, welchen gefährlichen Sport betreiben sie denn?, antwortete er: „Ich gehöre der Bungee-Jumping-Nationalmannschaft an.“

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