Schwimm-Küken Lippok: Erste Quali-Chance verpasst

Berlin (dpa) · Das ist gelebte Lockerheit. Selbst wenn die Zeit „grausam“ ist, wie sie die 1:58,24 Minuten über 200 Meter Freistil fand, verliert Silke Lippok nicht ihr Lachen.

„Dass es so schlecht ist, überrascht mich selbst ein bisschen“, sagte die 17-Jährige, aber fand gleich wieder das Lachen. „Jetzt muss ich mir was einfallen lassen.“ Dabei war die Vize-Europameisterin so zuversichtlich in das Rennen gegangen, hatte in den Vorläufen ganz nebenbei bei der Jahrgangswertung abgeräumt und einen weiteren Altersklassenrekord von Franziska van Almsick geknackt. Über 200 Meter Freistil wurde die Norm verfehlt, aber als Vielstarterin hat sie noch weitere Chancen.

Ein knappes Jahr nach ihrem Sensationssilber bei der EM in Budapest über 200 Meter Freistil will die angehende Abiturientin von größerer Erwartungshaltung in ihrer zweiten Saison bei den „Großen“ nichts wissen. Auch nicht, wenn ein Rennen mal daneben geht, wie am Freitagabend.

„Druck habe ich bisher noch nicht erlebt“, sagt sie, weiß aber auch: „Es ist schon so, dass ich bisher noch keinen richtigen Tiefschlag hatte.“ Es scheint die selbe Persönlichkeit zu sein, die wie 2010 mit einem steten Lächeln und sich lachend oft selbst unterbrechend von ihrem Schwimmerleben erzählt. „Im Moment denke ich, es ist alles Friede, Freude, Eierkuchen.“

Mit sieben Einzelstarts ist Lippok die fleißigste aller DM-Teilnehmer, einen Kräfteverschleiß fürchtet sie nicht. „Normalerweise schwimme ich an einem Wochenende zehn- bis zwölfmal, deswegen ist es für mich nicht besonders viel“, erklärt die fünfmalige Junioren-Europameisterin von 2010 mit Blick auf ihre Nachwuchs-Wettkämpfe.

Behutsam wird sie von Trainer Rudi Schulz in Pforzheim aufgebaut - und das unter Bedingungen, unter denen andere Schwimmer nicht ins Becken steigen würden. Lippok trainiert in einem öffentlichen Bad auf einer 25-Meter-Bahn, wo es schlichtweg auch an Infrastruktur fehlt. „Bei uns in der Halle können wir gar keine Rückenstarts machen, weil es gar nicht geht. Ich weiß, es sieht grausam aus“, sagt sie über ihre Startphasen, die wie die Wenden weiter verbesserungswürdig sind.

Ihr Umfeld mit ihrem 71 Jahre alten Trainer will Lippok erstmal behalten. Sie glaubt, dass sie auch bei wachsendem Erfolg weiter die Alte bleibt. „Ich komme immer noch ganz gut mit meinen Eltern klar, habe den gleichen Freundeskreis, den gleichen Lebensstil, gehe nicht jedes Wochenende feiern oder kaufe nur noch Sachen von Gucci.“

Bekanntschaft mit einem Glamourgirl machte Silke Lippok bei der EM 2010, als sie von Italiens Schwimm-Diva Federica Pellegrini erst kurz vor dem Ziel eingeholt wurde und danach zu ihren eigenen Schönheitstipps zu Protokoll gab: „Ich bin nicht so die Beauty-Queen.“ Für die WM in Shanghai (16. bis 31. Juli) will sie „auf jeden Fall ins Finale. Wenn ich dort Spaß habe und mich gut fühle, werden auch Klassezeiten rauskommen.“

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