Schwimm-Verband sucht neuen Cheftrainer

Debrecen (dpa) · Die Stellenausschreibung zeigt das alte Dilemma. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) sucht fünf Monate nach der vorzeitig vollzogenen Trennung von Dirk Lange Bewerber für die „Funktion des Cheftrainers/in - Bundestrainers/in im Schwimmen“.

Die sperrige Formulierung lässt offen, ob es ein weisungsbefugter Macher oder eher jemand für koordinative Aufgaben sein soll. Lange hatte im Dauer-Clinch mit dem ihm vorgesetzten Leistungssportdirektor Lutz Buschkow wiederholt mehr Kompetenzen gefordert, die der DSV ihm nicht zugestehen wollte.

Die Ausschreibung bleibt in dieser K-Frage nur im Ungefähren. Erwartet werden einerseits „Durchsetzungsvermögen und Führungsfähigkeiten“, aber auch „Soziale Kompetenz und hohe Bereitschaft zur kollegialen Teamarbeit“. Buschkow wird da auch nicht viel konkreter: „Es müssen nicht zwei Personen sein, je nach Bewerberlage kann das auch von einer wahrgenommen werden.“

Bis zum 30. September sind Bewerbungen für die zunächst bis Ende 2016 befristete Stelle möglich. Eine langfristige Zusammenarbeit auch über die Spiele von Rio hinaus wird von DSV-Seite angestrebt. Spricht mehr für eine interne oder externe Lösung? Buschkow lächelt und setzt sein Pokerface auf. „Jemand von außen muss sich immer erst einarbeiten, ich möchte das nicht ausschließen“, sagte er. Bis 2008 war der Norweger Örjan Madsen Sportdirektor und hatte als Quereinsteiger bis zuletzt Probleme mit einigen Strukturen im DSV.

Nicht von ungefähr lobt Buschkow die auch von ihm initiierte Interimslösung, wonach die Stützpunkttrainer und Diagnostik-Bundestrainer Markus Buck Bundestrainer-Aufgaben unter sich aufteilen. „Es gibt immer einen intensiven und fruchtbaren Meinungsaustausch, es besteht ein größeres Interesse an der sportlichen Entwicklungen anderer Gruppen.“

Buschkow stellte aber klar, dass Trainer an den Stützpunkten für Aufgaben ihre bisherigen Funktionen und Trainingsgruppen aufgeben müssten. Paul Biedermanns Heimtrainer Frank Embacher winkte am Rande der EM in Debrecen erneut ab: „Aus jetziger Sicht ist das für mich keine Alternative. Ich habe meinen Sportlern versprochen, bis 2016 zu bleiben“, sagte Embacher, der neben Biedermann in Halle/Saale auch Daniela Schreiber und Theresa Michalak betreut.

Offen für eine neue Aufgabe wäre der Essener Trainer Henning Lambertz. „Ich bin weiter durchaus bereit das zu tun, bei einer veränderten Stellenbeschreibung. Der Bundestrainer muss die Kompetenz haben, richtungweisende Entscheidungen zu treffen“, sagte er.

Dass die Stützpunkttrainer mehr Eigenverantwortung als zu Langes Zeiten zugestanden bekamen und die Vorbereitung auf Olympia individueller gestaltet wurde, fand den Beifall der Spitzenschwimmer. Bereits vor der EM hatte Paul Biedermann sich positiv geäußert. „So wie es jetzt ist, ist es eine sehr optimale Lösung, auch nach 2012. Ich sehe im Moment keinen Bedarf, warum wir zwingend einen Bundestrainer bräuchten“, sagte er. Ähnlich äußerte sich Langstrecken-Bundestrainer Stefan Lurz. Eher für die Außendarstellung sei ein einzelner Ansprechpartner notwendig.

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