Schwimmer holen zehn EM-Titel - Biedermann-Pleite

Eindhoven (dpa) · Deutschlands Schwimmer sind dank ihrer besten EM seit zwölf Jahren wieder die Kurzbahn-Könige Europas.

Angeführt von den Hamburger Brüdern Markus und Steffen Deibler, die allein sieben Titel holten, machte das DSV-Team mit zehn Goldmedaillen und insgesamt 22 mal Edelmetall die Europameisterschaften in Eindhoven zu einer schwarz-rot-goldenen Erfolgsgeschichte. Zum Abschluss gewann Marco Koch über 200 Meter Brust, Markus Deibler siegte über 100 Meter Lagen, Bruder Steffen holte über 50 Meter Schmetterling sein viertes Gold.

Während Freundin Britta Steffen mit vier Medaillen ein gelungenes Podest-Comeback feierte, musste Weltrekordler Paul Biedermann nach seinem Titel über 400 Meter Freistil auf der halben Distanz Daniil Isotow aus Russland den Vortritt lassen. 1:42,94 Minuten waren zwar gut, aber gegen die Weltjahresbestzeit von 1:41,84 war Biedermann chancenlos. „Seine Zeit heute war nicht drin, er war besser als ich, das muss ich anerkennen“, sagte Biedermann, dem für die Kurzbahn-WM in Dubai vom 15. bis 19. Dezember nichts Gutes schwant. „Wenn ich da seine Zeit schaffe, wäre es gut. Es sieht so aus, als ob ich derzeit über 400 Meter besser bin.“

Steffen Deibler und die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo waren mit je vier Siegen die erfolgreichsten Titelsammler. Hinter Deutschland (10-8-4) war Gastgeber Niederlande (9-8-5) zweitbeste Nation. Nach den 50 Metern Freistil, der Lagen-Staffel und den 100 Metern Schmetterling gewann Weltrekordler Steffen Deibler zum Abschluss über 50 Meter Schmetterling souverän in Weltjahresbestzeit von 22,34 Sekunden. „Diese EM werden wir noch lange in Erinnerung behalten“, sagte der 23-Jährige.

Bruder Markus verfehlte bei seinem dritten Titel in 52,13 Sekunden über 100 Meter Lagen den deutschen Rekord von Thomas Rupprath nur um 2/100. „Etwas ärgere ich mich darüber, aber am Ende einer so langen Veranstaltung kann man nicht mehr seine Topleistung bringen“, sagte er. Gemeinsam mit Stefan Herbst und Christoph Fildebrandt holten die Deiblers mit der Freistil-Staffel über 4 x 50 Meter auch noch Platz zwei hinter Italien.

Olympiasiegerin Britta Steffen beendete ihre erste internationale Meisterschaft nach der 15-monatigen Krankheitspause als Dritte über 50 Meter Freistil - es war ihre vierte Medaille. „Ich bin sehr zufrieden. Nach nur acht Wochen Training habe ich meine Grenzen aufgezeigt bekommen, weiß aber, was ich zu tun habe“, sagte sie nach der überraschend guten Zeit von 23,95 Sekunden.

Dass viele Nationen ihre Stars für die Kurzbahn-WM schonten, lässt Bundestrainer Dirk Lange nur bedingt als Hauptgrund für den Erfolg gelten. „Ich kann nur die schlagen, die da sind. Deutschland steht wieder für Leistung. Natürlich kam uns auch entgegen, dass einige fehlten“, sagte er. Lange plant für Dubai mit einem gut zehnköpfigen WM-Team, in dem alle auch um Medaillen kämpfen sollen.

Marco Koch war bei seinem ersten internationalen Titel nur knapp von seinem deutschen Rekord entfernt. „Dabei habe ich noch alle meine Wenden verpatzt“, sagte er fast erstaunt. Die 16-Jährige Silke Lippok aus Pforzheim verbesserte als Zweite über 200 Meter Freistil hinter der Niederländerin Hemke Feemskerk ihren erst zwei Wochen alten deutschen Rekord um fast 4/10 Sekunden auf 1:53,96 Minuten und unterbot damit die strenge WM-Norm. „Das hätte nicht besser laufen können“, sagte die Schülerin.

Im 20-köpfigen deutschen Team gab es am Wochenende bis auf Jan Wolfgarten, der sich als Titelverteidiger über 1500 Meter Freistil als Fünfter vorführen ließ, fast nur positive Überraschungen. Tim Wallburger erfreute sich am überraschenden EM-Silber über 200 Meter Schmetterling, Lagenschwimmerin Theresa Michalak über 100 Meter und Hendrik Feldwehr über 50 Meter Brust feierten Bronze. Die Lagen- Staffel der Frauen musste erwartungsgemäß nur Gastgeber Niederlande ziehen lassen. Titelverteidigerin Caroline Ruhnau verpasste über 100 Meter Brust Bronze knapp.

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